Konfession von Religionslehrern: Glauben oder nicht glauben

Konfessionsfreie Eltern müssen auch in Zukunft darauf vertrauen können, dass ihre Kinder in der Schule nicht bevormundet werden.

Ein Schüler meldet sich, die Lehrerin steht mit dem Rücken zu ihm an der Tafel

Ohne Glauben im Klassenzimmer sollte kein Problem sein Foto: dpa

In Hamburg gibt es einen Religionsunterricht „für alle“ in Verantwortung der evangelischen Kirche. Der ist bundesweit einmalig, eine „Kostbarkeit“, sagen viele, da können Kinder über Religionsgrenzen hinweg über große Lebensfragen reden. Keine Frage, das Hamburger Modell lief wohl etliche Jahre widerspruchslos und gut.

Etwas schwierig wurde dieses Fach, seit nicht mehr nur „hat teilgenommen“ im Zeugnis steht, und es als ernsthaftes Lernfach mit Noten etabliert wurde. Eltern berichten, dass ihre Kinder heute mehr Spezialwissen büffeln müssen. Es geht um „gebildete Religiosität“, so die Behörde.

Und seit einigen Jahren geht die Nordkirche dafür auch dankenswerterweise auf andere Glaubensgemeinschaften zu. Es gibt die Akademie der Weltreligionen, Studiengänge und Lehrstühle für andere Religionen. Für das Zusammenleben in der Stadt ist es toll, wenn Verständnis für jeweils Andersgläubige wächst. Es ist Teil der politischen Haltung auch vieler konfessionsfreier Menschen, für Dialog zu sein.

Die Sache mit der Vokation gibt zu denken, ob es hier nicht trotz aller Sympathie eine Fußangel gibt. Vom Grundgesetz her, Artikel 7, Absatz 3, das geschrieben wurde, als es eigentlich nur evangelisch und katholisch gab, haben Kinder das Recht, ihre Religiosität in der Schule begleitet entwickeln zu können. Der Staat macht das nicht, bleibt neutral, und gibt die Aufgabe ab an die Religionsgemeinschaften. Und damit die das entsprechend der Grundsätze ihrer Glaubensgemeinschaften richtig machen, gibt es solche Beauftragungsregelungen.

Die Mehrheit glaubt nicht

In Hamburg gab es das nicht. Hier hat die liberale Praxis dazu geführt, dass auch konfessionsfreie Eltern dem Unterricht vertrauen und darauf, dass ihre Kinder nicht bevormundet werden. Aber wenn nun in einer Stadt, in der bis zu 60 Prozent ohne Glauben sind, 100 Prozent der Kinder ihre ersten sechs Schuljahre von Religionslehrern unterrichtet werden, die alle „im Glauben stehen“, sollte man darüber zumindest mal sprechen. Denn Lehrer sind Vorbilder. Und andere Bundesländer bieten den konfessionsfreien Kindern von der 1. Klasse an mit Fächern wie Lebenskunde oder Philosophie für Kinder eine Alternative an.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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