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Ökonomie und Sicherheit im SahelDas Gold von Burkina Faso

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Eine funktionierende Strategie gegen den Terror in Ländern wie Burkina Faso wäre es, Perspektiven für die Menschen zu schaffen.

Sicherheitspolitik in Burkina Faso könnte auch anders aussehen Foto: ap

W er weiß schon, dass Burkina Faso ein wichtiger Goldproduzent ist? Der bitterarme Sahelstaat an der Frontlinie der internationalen Terrorismusbekämpfung hat seine Wirtschaft in den vergangenen zwölf Jahren komplett umgebaut, vom kolonialen Erbe des Baumwollanbaus hin zur Goldförderung, seit Jahrhunderten den Bevölkerungen der Region vertraut.

Was einst eine Domäne der informellen Wirtschaft war, mit dem Schürfen als parallele Einkommensquelle für die Landjugend in Zeiten von Dürre und Mangel, hat sich im Laufe der Jahre mit tatkräftiger Hilfe ausländischer Investoren zu einem global vernetzten Industriezweig entwickelt. Burkina Faso war schon während der westafrikanischen Kriege der 1990er Jahre und dann während des Bürgerkriegs in der Elfenbeinküste in den 2000er Jahren ein Transitland für Goldschmuggel – heute ist es einer der größten legalen Goldexporteure Afrikas. Für Burkinas Volkswirtschaft ist das gut, für viele Menschen weniger, da der traditionelle artisanale Goldbergbau, der immer ohne Legalität auskam, ausgegrenzt und kriminalisiert wird.

Es ist sicher kein reiner Zufall, dass die Unterdrückung der informellen Goldschürferei in Burkina Faso zeitlich und räumlich Überschneidungen mit dem Aufblühen islamistischer Protestbewegungen aufweist, auch wenn ein direkter Zusammenhang schwer nachzuweisen ist und bewaffnete islamistische Gruppen eigentlich eine ganz andere Agenda verfolgen. Dass die bewaffneten Islamisten sich jetzt den industriellen Bergbau zum Ziel nehmen, ist aber nur folgerichtig.

Es gehört zum Diskurs der Terrorbekämpfung, jede Rohstoffausbeutung außerhalb staatlicher Kontrolle, auch das Goldschürfen, in die Nähe der Terrorfinanzierung zu rücken und damit pauschal genau jene Bevölkerungen zu kriminalisieren, die man vorgeblich vor den Terroristen schützen will. Eine funktionierende Strategie gegen den Terror in Ländern wie Burkina Faso, Mali oder Nigeria müsste die wirtschaftliche Verfasstheit dieser Länder mit einbeziehen. Das Herstellen von Sicherheit bedeutet in letzter Instanz das Herstellen von Lebensperspektiven. Die Ökonomie des Goldes von Burkina Faso wäre da ein guter Anfang.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • Es klingt vielleicht schöner als er ist: Der artisanale Goldbergbau.



    Tatsache ist auch, dass jedes Jahr viele dieser Bergleute in ihren Stollen sterben, viele benutzen Chemikalien, um schneller den Schürfprozess zu machen und meist wandert das geförderte Gold auch direkt in einen informellen Kreislauf und kann nicht besteuert werden. Der industrielle Bergbau durch große internationale Bergbauunternehmen ist auch nicht gut, weil diese Unternehmen dazu neigen, nicht alles anzugeben, sie bestehen auf Privilegien und Export/Import-Privilegien für ihre Ausrüstungen, so dass am Ende ganze Container durchgewunken werden müssen. Aber afrikanische Regierungen fangen an, gegen diese Bedingungen zu agieren und das müssen sie auch. Sie müssen aber auch verhindern, dass Horden von Menschen einfach das Erdreich durchflügen und sich und andere in Gefahr bringen.