Stadtentwicklung in Hamburg: Stadt behält Anschluss

Der Senat übt sein Vorkaufsrecht für den Bahnhof Altona aus. Damit will er erreichen, dass er den Städtebau nach Verlegung des Bahnhofs steuern kann.

Verrät seine Funktion nicht: Bahnhof Altona Foto: Bodo Marks/dpa

HAMBURG taz | Der rot-grüne Senat hat sich den Altonaer Bahnhof gesichert. Wie die Finanzbehörde mitteilte, hat er sein Vorkaufsrecht für das Grundstück, das darauf befindliche Bahnhofsgebäude samt Einkaufszentrum und das angrenzende Parkhaus ausgeübt. „Mit der Ausübung des Vorkaufsrechts ist sichergestellt, dass wir die künftige Entwicklung dieser Schlüsselgrundstücke selbst in der Hand haben“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

Der Kauf ist vor dem Hintergrund der Pläne zu sehen, den Altonaer Fernbahnhof an den Diebsteich zu verlegen. Der Plan wird vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Bürgerinitiative Prellbock kritisiert. Der VCD klagte und erreichte einen Baustopp: Die Bahn hatte vergessen, einen neuen Standort für die Autoverladung zu planen.

Um weitere Klagen und Proteste zu vermeiden, haben die Behörde und die Bahn die Kritiker zu einem Faktencheck eingeladen. Die Runde hat inzwischen zum achten Mal getagt. Diskutiert wird, ob die Bahnhofsverlegung für den Nah- und Fernverkehr auf der Schiene sinnvoll ist und nicht sogar nachteilig.

Dazu kommen stadtentwicklungspolitische Überlegungen: Während der Senat hofft, das abgelegene Gebiet am Diebsteich zu beleben, halten es die Kritiker für falsch, den Bahnhof ausgerechnet aus dem Zentrum Altonas wegzunehmen – dort, wo die meisten Menschen leben.

Bahnhof soll Identifikationsort werden

Bei der Begründung für den Kauf verweist Dressel denn auch explizit darauf, dass das Faktencheck-Verfahren wichtig und richtig sei und dass die Stadt für den alten Bahnhof Verantwortung übernehme. „Perspektivisch soll durch eine Neuentwicklung des Bahnhofsareals ein attraktiver Identifikationsort im Herzen Altonas entstehen, der städtebaulich und architektonisch seiner herausragenden Rolle und verkehrlich weiterhin wichtigen Lage gerecht wird“, formuliert die Behörde.

Auf einem Teil des ehemaligen Gleisgeländes ist ein neues Viertel mit 1.600 Wohnungen schon weitgehend fertig: der erste Teil von „Mitte Altona“. Wird der Fernbahnhof verlegt, werden weitere Gleise frei und es können weitere 1.900 Wohnungen gebaut werden. Regional- und S-Bahnen sollen weiterhin über den jetzigen Bahnhof laufen.

Bei all dem wird auch Platz frei für einen langgestreckten Park, der den heutigen Bahnhof mit dem neuen Wohnviertel verbinden soll. Die entsprechenden Flächen hat sich die Stadt bereits gesichert.

Mit der Hoheit über das Bahnhofsgebäude kann der Senat den Anschluss an Ottensen und Altona-Altstadt gestalten. Dafür seien „durchgängige Grün- und Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer sowie ein Ausbau des ZOB Altona geplant“.

Wie das konkret aussehen wird, ist offen. „Eine Neuordnung des Bahnhofskomplexes und seines Umfeldes ist erst nach Verlegung des Bahnhofs möglich“, antwortete der Senat auf eine Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann (Die Linke) Anfang Oktober. Das sei voraussichtlich nicht vor dem Jahre 2026.

Entscheidungsspielraum verschafft

„Die strategische Bedeutung des Kaufs liegt darin, dass man überhaupt entscheiden kann“, sagt Sven Hielscher, Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion. Das gelte mit Blick auf das nächste Jahrzehnt.

Ausüben konnte der Senat sein Vorkaufsrecht, weil der britische Real Estate Investment Trust RDI den Bahnhof laut Immobilienzeitung Mitte September an die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg (Brawo) verkaufte: Gut 15.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, 22 Mieter, 500 Parkplätze für 91 Millionen Euro. Das Vorkaufsrecht wendet der Senat nur in Ausnahmefällen an.

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