Aufhebung des Zölibats: Tausend Jahre sind genug

Für Liberale eine „Frohe Botschaft“: Mit großer Mehrheit stimmen Bischöfe auf der Amazonas-Synode für ein Ende des Zölibats – zumindest teilweise.

Im Vordergrund eine Nonne, im Hintergrund ein lächelnder Indigener aus Brasilien mit Gescihtsbemalung und Federschmuck: Auf der Amazonas-synode im Vatikan

Es menschelt im Vatikan: Vertreter bei der Amazonas-Synode Foto: imago/Massimiliano Migliorato

Mit einer revolutionären Forderung schloss am Samstag die Amazonassynode im Vatikan ihre Arbeiten ab: Die dort versammelten Bischöfe fordern, auch verheiratete Männer zum katholischen Priesteramt zuzulassen – und damit das Ende des Pflichtzölibats einzuläuten. Schluss wäre so mit der „vollkommenen und immer währenden Enthaltsamkeit um des Himmelreichs willen“, die das Kirchenrecht bisher vorsieht und die seinen Dienern helfen soll, „sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen zu können“.

In Zukunft dagegen sollen, wenn es nach der gerade abgeschlossenen Synode geht, auch verheiratete Diakone wenigstens im Amazonasgebiet den Zugang zum Priesteramt erhalten. Der Zölibat könnte ausgerechnet zu seinem tausendjährigen Jubiläum zu Fall kommen. Im Jahr 1022 nämlich verfügte Papst Benedikt VIII. das Heiratsverbot für Priester. Da sollte es um deren Reinheit gehen, aber auch um deren Besitz, den sie fortan nicht mehr an Kinder vererben konnten und der deshalb im Schoß der Kirche blieb.

Heutzutage sorgt diese Vorschrift allerdings oft genug für einen gravierenden Priestermangel. In ihrem Abschlussdokument berichten die Bischöfe der Synode, viele Gemeinden im Amazonasgebiet sähen über Monate, ja gelegentlich auch über Jahre hinweg keinen Geistlichen, der ihnen die Eucharistie spenden oder auch die letzte Ölung erteilen könne.

Angesichts dieser – in Lateinamerika schon vor Jahrzehnten beklagten – Situation hatten Bischöfe des Kontinents schon auf dem II. Vatikanischen Konzil vorgeschlagen, wenigstens die Priesterweihe für verheiratete „Viri probati“, für „erprobte Männer“ zu gestatten, wurden aber von Papst Paul VI. abgeschmettert.

Zwar bekräftigte die Synode, dass es ihr mit ihrem Vorschlag nicht um die generelle Abschaffung des Zölibats, sondern um eine Ausnahmeregelung für eine unter extremem Priestermangel leidende Region gehe. Doch die Konservativen in der Kirche wittern, dass die Folgen weiterreichend sein können. Schon auf der Synode selbst erhielt der entsprechende Passus mit 41 Gegen- bei 128 Ja-Stimmen so viel Widerspruch wie kein anderer im Abschlussdokument.

Vorerst handelt es sich bei dem Beschluss der Synode um eine nicht bindende Empfehlung. Es liegt jetzt am Papst, ob er sie aufnehmen will. Franziskus kündigte an, er werde bis zum Jahresende in einem Schreiben seine Haltung zu den Vorschlägen der Synode mitteilen werde.

Sehr deutlich wurde der deutsche Kardinal Walter Brandmüller aus der konservativen Ecke der Zölibatsfans. Er sprach von einem „faulen und durchsichtigen Trick“ eines „Grüppchens von Ideologen“, denn es gehe „ nicht um Amazonas – es geht ums Ganze“.

Begeistert äußert sich dagegen der Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller. Auch er prognostiziert genauso wie Brandmüller, dass am Ende der gesamte Zölibat zu Fall kommt, doch er hält dies für „eine frohe Botschaft“, da so auch ein „wichtiger Beitrag im Rahmen der Prävention von sexualisierter Gewalt durch Kleriker“ geleistet werden könne.

Vorerst handelt es sich bei dem Beschluss der Synode um eine nicht bindende Empfehlung. Es liegt jetzt am Papst, ob er sie aufnehmen will. Franziskus kündigte an, er werde bis zum Jahresende in einem Schreiben seine Haltung zu den Vorschlägen der Synode mitteilen werde.

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