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heute in bremen„Eine zynische Politik des Sozialabbaus“

Christopher Glanzl

Monika Salzer, 71, Systemische Psychotherapeutin und evangelische Pfarrerin i. R. ist Initiatorin der zivilgesellschaftlichen Plattform „Omas gegen Rechts“.

Interview Benno Schirrmeister

taz: Frau Salzer, dürfen Opas wie ich bei Ihnen auch mitmachen?

Monika Salzer: Ja sicher, die dürfen. Wir schließen niemanden aus. Es haben auch ein paar Männer bei uns dabei, derzeit rund 18 Prozent.

Warum so wenige?

Weil es eben „Omas gegen Rechts“ heißt. Wir sind auch schon gefragt worden, ob wir uns nicht umbenennen wollen in „Omas und Opas gegen Rechts“, aber da war ich dagegen: Das könnt’s ihr halt selbst machen.

Und junge Menschen?

Wir sind als Omas gegen Rechts ja Kult geworden, gerade, weil wir überall da mitgehen, wo die Jugendlichen protestieren. Die Demonstrationen in Wien, wo wir angefangen haben, das waren ja in erster Linie StudentInnen. Und die haben uns gesehen und uns in den Arm genommen und gesagt, es ist echt cool, dass ihr mitmacht und uns unterstützt. Denn die Eltern sind in der Arbeit zu eingespannt, um auf Demos zu gehen.

Warum ist es wichtig, dass Ältere gegen rechts protestieren?

Wir haben das politische Bewusstsein von fünf Generationen: Wir wissen noch, was unsere Eltern und Großeltern erlebt haben, wir sind selbst oft durch die 68er politisch geprägt. Und wir bekommen mit, wie unsere Kinder und Enkel mit dem Erstarken des Rechtsextremismus konfrontiert sind. Wir haben den geschichtlichen Weitblick, um abzuschätzen, wohin das führt, was wir in Österreich in den 17 Monaten der schwarz-blauen Koalition erlebt haben.

Was meinen Sie konkret?

Das war in erster Linie eine zynische Politik des Sozialabbaus – zugunsten des Kapitals …

Lesung „Omas gegen Rechts – warum wir für die Zukunft unserer Enkel kämpfen“: Forum Kirche, Sa, 19 Uhr

… wie die Wiedereinführung der 60-Stunden-Woche?

Die 60-Stunden-Woche war nur das eine. Es gab sehr viele Maßnahmen in dieser Richtung: Fast alle Frauen-Projekte sind gestrichen, die Mindestsicherung für die Bedürftigsten gekürzt worden. Das ist die Folge eines rechtsextremen Denkens, das Armut und arme Menschen ganz grundsätzlich verächtlich macht, Wörter wie Sozialschmarotzer nutzt und ähnliche.

Die Diskursverlagerung hat zumal in Österreich aber schon früher begonnen …

Der Diskurs hat sich nicht nur bei uns verlagert. Der hat sich in ganz Europa verlagert, durch eine Politik zugunsten des Finanzkapitalismus, die Armut bestraft, den Mittelstand zermürbt und die erfolgreiche Sozialpartnerschaft zerstört. Stattdessen gilt der Maßstab der Börse: Wenn es Entlassungen gibt, geht der Aktienkurs nach oben – das ist menschenverachtend. Der Kampf um die Demokratie ist wirklich notwendig.

nord kultur 46

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