Gesunkenes Museumsschiff „Seute Deern“: Debatte um Millioneninvestition
Eine Sanierung des Bremerhavener Museumsschiffs „Seute Deern“ würde 34 Millionen Euro kosten. Grüne und Linke wissen noch nicht, ob sie dafür sind.
Im Mai bewilligte, der Bund, die Bremische Bürgerschaft und Bremerhaven 1,4 Millionen Euro für die Sanierung des Schiffs. Nach dem Sinken der „Seute Deern“ sollen sich die Kosten nun aber auf 34 Millionen erhöhen, und auch das sind nur erste Schätzungen. 17 Millionen Euro will der Bund bereitstellen, die andere Hälfte soll aus Bremen kommen.
Allein für die Bergung des historischen Seglers stellten Bremen und Bremerhaven 1,1 Millionen Euro zur Verfügung, auch weil Gefahr im Verzug war: Weil das Schiff sich nach Sinken in Schräglage befand, bestand die Gefahr, dass die tonnenschweren Masten auf die umliegende Flaniermeile stürzen könnten. Ein Kran montiert jetzt die Masten ab, dann sollen Luftkissen wie Schwimmflügel das Schiff anheben. Dafür müssen aber erst Taucher Stahlseile am Rumpf anbringen. Trotzdem ist es möglich, dass der alte Segler bei dem Manöver in der Mitte durchbricht.
Bei der Frage, warum so viel Geld für einen so maroden Segler des Schifffahrtsmuseums ausgegeben werden soll, hält sich die Bremer Regierungskoalition bedeckt. SPD, Grüne und Linke warten das Gutachten ab, das die Höhe des Schadens beziffern soll.
Grüne und Linke unentschlossen
Doch Grüne und Linke wollen sich nicht festlegen, ob sie überhaupt für die Sanierung des Museumsschiffs stimmen werden. Miriam Strunge, die stellvertretende Vorsitzende der Bremer Linksfraktion sagt: „Wir haben uns nie explizit dafür ausgesprochen.“ Sie geht außerdem davon aus, dass die Kosten höher werden als 34 Millionen Euro.
Auch die Grünen reagierten zurückhaltend: Matthias Makosch, Sprecher der Grünen-Fraktion spricht aber schon jetzt von kritischen Stimmen in der Partei, denn das Schiff verursache auch nach der Bergung hohe laufende Kosten. Das Geld werde an anderen Ecken gebraucht.
Anders sieht es die SPD in Bremerhaven. Für den Fraktionsvorsitzenden Sönke Allers (SPD) repräsentiert das Segelschiff die Stadt Bremerhaven in der ganzen Welt: „Die Seute Deern hat eine eigene Briefmarke der Bundespost bekommen. Es ist weltbekannt und das meist fotografierte Objekt in Bremerhaven.“ Ihn ärgert, dass schon vor dem Gutachten alle von höheren Kosten sprechen. Er wird sich für die Sanierung des Schiffs einsetzten.
Auch die Direktorin des Schifffahrtsmuseums, Sunhild Kleingärtner, hofft auf „gutes Wetter“, damit die Bergungsarbeiten schneller voran gehen und das Gutachten Klarheit schafft. Sie betont, dass es sich bei dem historischen Schiff um den letzten noch erhaltenen hölzernen Segelfrachter handele.
Dabei begann die Geschichte der „Seute Deern“ nicht in Bremerhaven, sondern in den USA. Schon nachdem es 1919 im Bundesstaat Mississippi vom Stapel lief, war das Schiff am Rumpf undicht. Schuld damals waren allerdings keine ausgefallenen Pumpen, sondern der bekannte Schiffsbohrwurm und Verziehungen des Holzes am Rumpf. Erst 1966 kam die Bark nach Bremerhaven und wurde dem Schifffahrtsmuseum von der Stadt zur Gründung geschenkt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um Neuwahlen
Inhaltsleeres Termingerangel
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Überwachtes Einkaufen in Hamburg
Abgescannt
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?
Obergrenze für Imbissbuden in Heilbronn
Kein Döner ist illegal