piwik no script img

Jährliche Auto-UmweltlisteVCD setzt auf Ende des Verbrenners

Erstmals listet der Verkehrsclub in seiner jährlichen Umweltliste nur noch Elektroautos. Ein echter Öko-Vergleich ist trotzdem schwer möglich.

An Aufladestationen von Aldi Süd, Edeka, Ikea, Kaufland, Lidl und Rewe kostet der Strom nichts Foto: dpa

Berlin taz | Mit welchem Auto komme ich am umweltfreundlichsten von A nach B? Zur Orientierung stellt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) jedes Jahr eine Auto-Umweltliste vor. Neu in diesem Jahr: Es gab nur noch E-Autos auf der Liste: „Elektroautos sind eine klimapolitische Notwendigkeit“, sagte VCD-Verkehrsexperte Michael Müller-Görnert am Mittwoch.

Viele Hersteller böten immer noch keine Modelle an. Hersteller wie Audi, Citroën und Opel hätten ihre Teilnahme an der VCD-Untersuchung sogar abgesagt. Auch der US-Hersteller Tesla lieferte keine Werte für sein Mittelklassewagen Model 3. Selbst bei den dem VCD vorliegenden Daten der 19 gelisteten Autotypen von Herstellern wie BMW, Renault und Toyota ist ein exakter Öko-Vergleich laut VCD jedoch kaum möglich: Es fehlten Daten zur Batterieproduktion, deren Rohstoffe in der Regel wenig nachhaltig sind.

„Es ist kein Ranking“, sagt VCD-Vorsitzende Kerstin Haarmann. „Wir analysieren mit unserer Liste, wie es um E-Mobilität in Deutschland gestellt ist. Die absoluten Zahlen sind ernüchternd.“ Von 47 Millionen Pkws haben nur 200.000 einen Elektroantrieb. Auch der Marktanteil neuer Elektroautos liegt nur bei 2,6 Prozent. Das liege vor allem an der Politik, sagt Müller-Görnert: „Es ist ein Unding, dass Benzin höher besteuert wird als Diesel.“

Hinzu kommt, dass Hersteller die Nachfrage unterschätzen – manche E-Autos haben eine Lieferzeit von einem Jahr. Und sind teuer. „E-Autos werden von Reichen gekauft“, so Müller-Görnert. Der VCD fordert, Benziner und Diesel höher zu besteuern und diese Abgaben in die Subventionierung von E-Autos zu stecken.

Taxiunternehmen auf Elektroautos umstellen

Trotz hoher Kosten lohnen sich Elektroautos laut VCD schon heute. Zu den empfohlenen Autos mit Reichweiten zwischen 100 und 450 Kilometern gehören der Kia e-Niro 136, der Renault Zoe Life Z.E. 40 und der Nissan Leaf. Für Privatleute lohnten sich E-Autos nur, wenn sie pendeln. Außerdem sei eine Ladestation zu Hause oder am Arbeitsort nötig.

Handwerker:innen empfiehlt der VCD E-Autos von Renault wie Zoe Life Z.E. 50 und Kangoo Z.E. Auch Taxifirmen und Lieferdienste sollen laut VCD auf Elektroautos umstellen. Wer das Auto bei Discountern wie Aldi Süd oder Lidl auflädt, zahlt nichts.

Zu den gelisteten E-Autos zählt der VCD auch drei Plug-in-Hybride von Hyundai, Kia und Toyota. Die offiziellen Angaben der Hersteller liegen mit 26 bis 31 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer unter denen der E-Autos. „Das ist eine Mogelpackung“, sagte Müller-Görnert. Wenn das Auto mit Benzin weiterfahre, liege der CO2-Ausstoß bei bis 119 Gramm pro Kilometer. „Wenn schon ein Auto, dann ein E-Auto“, sagt Müller-Görnert. Wer kann, fährt Fahrrad. Oder läuft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • "Handwerker:innen empfiehlt der VCD E-Autos von Renault wie Zoe Life Z.E. 50 und Kangoo Z.E."

    Was soll man denn mit denen? Der Erste ist eine Nussschale und der zweite hat keine Schnellladung und nur eine mickrige AHK.



    Citroen Berlingo und Peugeot Partner haben zwar Schnellladung, aber keine AHK, weil die Motoren zu schwach sind.

    Da ist der Nissan e-NV200 deutlich besser. Im Moment aber mit mind. 1/2Jahr Lieferzeit.

    Insgesamt tut sich VIEL zu wenig in diesem Sektor, denn Handwerker wären sicher interessierter.

  • Als Verkehrsclub für Umweltbewusste gegründet! Als Alternative zu den Automobilclubs! Veränderungen sind möglich, propagiert! "Ohne Auto mobil", war mal der Kern und Ziel der Gründerväter. Kompromisse wurden mit Schutzbriefen und Rechtsschutz gemacht, um attraktiv für die "Gelben Engel" Süchtigen zu sein. Es war einmal, Beschlusslage: "Keine Werbung von und für Autokonzerne in der Vereinszeitung "fairkehr".

    Nun trommelt auch der VCD e.V. für eine zusätzliche PKW-Infrastruktur, eine zusätzliche PKW-Antriebsart, zusätzliche Autofabriken, zusätzliche Akku-Fabriken, zusätzliche Umweltzerstörung, doppelt so hohe Umweltzerstörung bei der Rohstoffgewinnung (!) für E-Mobile wie für Verbrenner, für E-PKW ohne annähernd geklärte Recyclingverfahren, zusätzliche Anreize/Subventionierung für E-Autos.

    Gebrauchtwagen von "Umsteigern" werden nicht endgültig stillgelegt, sondern in Zahlung genommen und weiter verkauft, ob im Inland oder ins Ausland, ist für das Klima und die CO2 Emissionen irrelevant. Damit ist nicht dem Klima, dem ÖPNV, der Bahn in der Fläche, dem Rad- und dem Fußverkehr geholfen, sondern ausschließlich dem Verkehrsmittel Nummer 1 und den Autokonzernen.

    Dafür, liebe Freunde, lieber Vorstand, liebe Gesellschafter haben wir 1986 auf dem 1. Deutschen Umwelttag in Würzburg nicht die Flyer des VCD e.V. in Gründung verteilt!

  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Und was für Strom fließt bei den Discountern aus der Steckdose? Wahrscheinlich der dreckige deutsche Normalmix, pfui!



    Und wenn e-Autos mit sagen wir mal 500-1000€ subentioniert werden, können sich es immer noch nur die Reichen leisten, also mal wieder eine Umverteilung nach oben...

  • Leider disqualifiziert sich der VCD mit solchen pauschalen Zuordnungen. Schade.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    "Trotz hoher Kosten lohnen sich Elektroautos laut VCD schon heute. ... Für Privatleute lohnten sich E-Autos nur, wenn sie pendeln. Außerdem sei eine Ladestation zu Hause oder am Arbeitsort nötig."

    " Der VCD fordert, Benziner und Diesel höher zu besteuern und diese Abgaben in die Subventionierung von E-Autos zu stecken."



    Damit sich das E-Mobil für die, die vom Eigenheim am Stadtrand zur Arbeit in die City pendeln auch lohnt. Menschen die in der Platte wohnen und keinen eigenen Parkplatz mit Lademöglichkeit haben, dürfen gerne weiter Verbrenner fahren und dafür höhere Steuern zahlen.