Temperatur-Typ „hawaianische Hitze“: Klimawandel in Alaska bei 32 Grad
Rekordsommer im sonst so kalten Alaska. Klar liegt das am Klimawandel. Doch im nördlichsten Bundesstaat der USA schlägt der besonders zu.
Mit dabei der Flughafen von Anchorage. Dort kletterte das Thermomenter am Donnerstag auf 32,2 Grad Celsius. Das lag deutlich über dem bisherigen Höchstwert von 29,4 Grad Celsius, der am 14. Juni 1969 in der größten Stadt Alaskas seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1952 gemessen wurde.
Schon im Vormonat meldete die Wetterbehörde in Alaska den wärmsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen mit einer Durchschnittstemperatur von knapp 16 Grad Celsius. Gleichzeitig gingen die Niederschläge auf ein Rekordtief zurück. Die Waldbrandgefahr steigt. Auf Twitter informiert der Nationale Wetterdienst (NWS) darüber, wo die Rauchschwaden als Nächstes hinziehen könnten.
Die Tageszeitung Anchorage Daily News berichte von „hawaianischer Hitze“. Die anfängliche Freude darüber sei schon dahin, auch weil die Häuser, gebaut für harsche Winter, Hitze stauen. Ventilatoren und Klimaanlagen seien zumindest in Anchorage eher ungewöhnlich und nun ausverkauft (ebenso wie Eis und Planschbecken). Das führt zu einem neuen Geschäftskonzept: Auf Facebook habe ein User sogar einen Ventilator für 1000 Dollar zum Verkauf angeboten. Andere bauen sich ihre Ventilatoren einfach selbst.
2,6 Grad mehr als noch 1901
Temperaturen von weit über 30 Grad sind im Inneren Alaskas zwar keine Seltenheit. Der höchste jemals gemessene Wert im gesamten Bundesstaat stammt vom 27. Juni 1915: Im östlichen Fort Yukon verzeichnete das Thermometer damals 37,8 Grad. Dennoch gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Klimaerwärmung im nördlichsten und westlichsten Bundesstaat der USA deutlich schneller voranschreitet als im Erddurchschnitt.
Dem Klimaexperten Rick Thoman zufolge ist die mittlere Temperatur in Alaska zwischen 1901 und 2016 um 2,6 Grad gestiegen. In den gesamten Vereinigten Staaten habe der Anstieg im Schnitt nur ein Grad betragen. Ein Grund für den Anstieg sei unter anderem eine erhöhte Wassertemperatur rund um Alaskas Küste. Aktuell sei das Meer dort durchschnittlich ein bis vier Grad Fahrenheit wärmer, an manchen Stellen sogar 10.
Die Folgen des Klimawandels sind katastrophal. Entlang der alaskischen Küste leiden viele Gemeinschaften unter den Folgen von Erosion. Der Dauerfrostboden, der rund 85 Prozent der Oberfläche Alaskas bedeckt, löst sich auf, wodurch Gebäude einstürzen und Ökosysteme zerstört werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“