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Demo gegen rechten Terror

Im Schanzenviertel protestieren Hunderte gegen rechte Gewalt. Anlass ist der Mord an Walter Lübcke

„Aus der Mordserie des NSU wurde nichts gelernt“

Kim Filipo, Aktivistin

Rund zwei Wochen nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke haben in Hamburg am Montagabend einige Hundert Menschen gegen rechte Gewalt protestiert. Die Polizei sprach am Montagabend von rund 200 Teilnehmer*innen, die Organisatoren sprachen von rund 700 Teilnehmer*innen.

Die Demonstrant*innen versammelten sich zunächst vor dem linksautonomen Kulturzentrum Rote Flora, um zum Neuen Pferdemarkt zu ziehen. Der Abmarsch habe sich etwas verzögert, da die Demonstration zunächst nicht angemeldet gewesen sei. Der Protestzug blieb abgesehen von kleinen Rangeleien nach Polizeiangaben friedlich. Die Organisatoren sprachen allerdings davon, von der Polizei gewaltsam davon abgehalten worden zu sein, zur Clemens-Schulz-Straße, Ecke Detlef-Bremer-Straße zu ziehen. Dort hatte sich 1982 die türkische Schriftstellerin Semra Ertan aus Protest gegen Ausländerfeindlichkeit selbst verbrannt.

Mit Plakaten und Sprechchören wie „Nazis morden, der Staat macht mit – der NSU war nicht zu dritt“machten sich die Demonstrant*innen für eine „solidarische Gesellschaft ohne Hass und Ausgrenzung“ stark.

„Aus der Mordserie des NSU wurde nichts gelernt“, sagte die Aktivistin Kim Filipo. „Regelmäßig werden rechte Zellen aufgedeckt – in der Bundeswehr, beim SEK, bei der Polizei.“ Der große Aufschrei in den Medien bleibe aber aus. „Wir haben mit unserer spontanen Demonstration deutlich gemacht, dass es viele Menschen gibt, die dem Rechtsruck nicht länger zusehen werden“, sagte Filipo.

Lübcke war Anfang Juni vor seinem Wohnhaus erschossen worden. Die Bundesanwaltschaft geht von einem politischen Attentat mit einem rechtsextremen Hintergrund aus. Sie ermittelt gegen den 45-jährigen Stephan E., der einschlägig vorbestraft ist. Er sei dringend verdächtig, Lübcke heimtückisch durch einen Kopfschuss getötet zu haben. (taz/dpa)

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