piwik no script img

Kaufhof wird komplett österreichischBenko übernimmt Warenhauskette

Nach nicht einmal einem Jahr wird der Großinvestor zum Alleinherrscher über die Deutsche Warenhaus AG.

Sieben Monate nach dem Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt gehört nun alles Benko Foto: dpa

Berlin taz | Befürchtet haben die Mitarbeiter von Galeria-Kaufhof diesen Schritt schon seit einigen Wochen. Nun ist es offiziell: Gut ein halbes Jahr nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof zum neuen deutschen Warenhausriesen wird die Signa-Holding des österreichischen Großinvestors René Benko zum alleinigen Eigentümer.

Signa bestätigte, die restlichen Anteile der Warenhausgruppe vom kanadischen Einzelhandelskonzern Hudson’s Bay Company zu übernehmen. Bislang war HBC mit 49,99 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt, die Mehrheit gehörte Signa bereits. Mit einem Immobilienvermögen von mehr als 14 Milliarden Euro gehört die österreichische Holding nun zu einem der größten Immobilieninvestoren in Europa.

Für Investor Benko geht damit ein Wunsch in Erfüllung, den er bereits seit 2015 hegt. Vor vier Jahren wollte er schon mal Kaufhof übernehmen und die bundesweit fast 100 Filialen mit Karstadt zu Deutschlands größtem Warenhausunternehmen fusionieren. Damals hatte das Kartellamt noch Bedenken. Den Vorzug erhielt daher das kanadische Handelsunternehmen.

Im Sommer 2017 verdichteten sich jedoch die Verkaufsgerüchte erneut. Vor einem Jahr erwarb Signa schließlich die Mehrheit, die ehemaligen Konkurrenten fusionierten zur sogenannten Deutschen Warenhaus AG, bestehend aus 34.000 Mitarbeitern und fast 200 Kaufhäusern.

Kündigungsschreiben liegen auf dem Tisch

Anders als noch vor vier Jahren hat das Kartellamt nun offenbar keine Bedenken mehr. Grund könnte sein, dass sich das Warenhausgeschäft seitdem noch mal massiv verschlechtert hat. Inzwischen sind es nicht mehr nur die Einkaufszentren auf der grünen Wiese, die den traditionellen Kaufhäusern in der Innenstadt das Geschäft vermiesen. Kaufhof und Karstadt macht seit Jahren auch der Siegeszug von Billig­anbietern wie Primark und Onlinehändlern wie Amazon oder Zalando zu schaffen.

Nach dem schlechten Weihnachtsgeschäft kündigte der Signa-Vorstandsvorsitzende Stephan Fanderl ein Sanierungskonzept an, wonach rund 2.600 Vollzeitstellen wegfallen werden. Bei einigen Mitarbeitern liegen die Kündigungsschreiben bereits auf dem Tisch. Auch ein Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag soll folgen.

Die zuständige Gewerkschaft Ver.di ist alarmiert: Fanderl spricht von einem herausfordernden Sanierungs- und Integrationsprozess für die Mitarbeiter. „Wir erwarten dann auch die richtigen Entscheidungen für ein überzeugendes Zukunftskonzept, das diesen Namen auch verdient.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!