piwik no script img

Wettskandal im spanischen FußballNa, Bravo! Spiel zu verkaufen

„Operación Oikos“: Spaniens Profifußball wird durch einen heftigen Wettskandal geschüttelt. 21 Spieler und Vereinsfunktionäre wurden festgenommen.

Manipulation: Nach dem Spiel wurde Borja (mit Kind auf dem Arm) noch geehrt Foto: imago-images/Marca

Madrid taz | Spaniens Fußball steht vor einem großen Wettskandal. Mindestens 21 Spieler und Vereinsfunktionäre von der dritten bis zur ersten Liga sollen in Spielabsprachen verwickelt sein. Zehn wurden am Dienstag verhaftet und verhört. Chef des weitgefächerten Netzwerks ist der Ex-Real-Madrid-Spieler und Nationalspieler Raúl Bravo. „Operación Oikos“ taufte die spanische Polizei die Ermittlungen.

Unter den Verhafteten befinden sich neben Bravo Exspieler wie Borja Fernández von Real Valladolid oder Carlos Aranda, der zuletzt beim CD Numancia kickte. Die drei kannten sich aus den Jugendjahren bei Real Ma­drid. Außerdem wurden der Vorsitzende des SD Huesca, Agustín Lasaosa, der Chef des medizinischen Dienstes, Juan Carlos Galindos, sowie die beiden Ex-Spieler Samu Saíz, aktiv in Leeds und jetzt beim FC Getafe, und Iñigo López (Deportivo de La Coruña) festgenommen. Mehrere Spiele werden untersucht. Alles begann mit dem Zweitligatreffen SD Huesca gegen Gimnàstic de Tarragona am 27. Mai 2018. Die Uefa stellte ungewöhnliche Geldflüsse in den Wettbüros, vor allem auf dem asiatischen Markt, fest.

„Es gibt klare und überwältigende Beweise dafür, dass der Verlauf oder das Ergebnis dieses Spiels übermäßig beeinflusst wurden, mit der Absicht, durch Wetten Gewinne zu erzielen. Die Beweise ergeben, (…) dass die Wetter vorher wussten, dass SD Huesca das Spiel verlieren würde“, heißt es in einem Bericht, in den die spanische Tageszeitung El País Einblick hatte.

Vor dem Spiel wurde vierzehnmal so viel Geld gesetzt wie sonst bei einem spanischen Zweitligaspiel, und während des Spiels zehnmal so viel. Einzelne Wetten beliefen sich auf bis zu 10.000 Euro. Obwohl Tarragona zu keinem Zeitpunkt das Spiel dominierte, war der katalanische Club Favorit in den Wettbüros und bei den Onlinediensten. Es waren meist kombinierte Wetten. Sie setzten auf ein 0:0 zur Halbzeit und auf einen 0:1-Endstand. Genauso kam es. Das Spiel soll die Wettmafia 200.000 Euro gekostet haben. Die Hälfte floss vor dem Treffen an die Kontakte beim Verein in Huesca, die andere Hälfte danach.

Valldolid gegen Valencia gekauft

Weitere Spiele werden jetzt untersucht. Meist fanden sie entweder zu Beginn der Saison oder gegen Ende statt. Das letzte Treffen auf der Liste ist Real Valladolid gegen FC Valencia vom 18. Mai 2019, das 0:2 endete. Es war das letzte Spiel des Kapitäns von Valladolid, Borja Fernández. Er ging unter Applaus in der 84. Minute vom Spielfeld und hängte seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel. Was niemand im Publikum ahnte, er hatte zuvor das Spiel an Bravo und Kompanie verkauft. Am Dienstag wurde auch Fer­nán­dez festgenommen.

Den beiden Treffern von FC Valencia gingen schwere Fehler der Verteidiger von Real Valladolid voraus. Was damals bei den Fußballbegeisterten – je nach Sympathie für den einen oder anderen Club – verständnisloses Kopfschütteln oder ein Lächeln provozierte, ist jetzt wieder überall im Internet zu sehen, freilich in ganz anderem Licht. In einem Kommuniqué beteuert die Vereinsführung von Real Valladolid nichts von der Spielabsprache gewusst zu haben.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Je nach dem, was die Ermittlungen erbringen, wird der Wettskandal nicht nur Haftstrafen für die Mitglieder des Netzwerks um Bravo zu Folge haben. Der Artikel 75 des Disziplinarreglements des Königlich-spanischen Fußballverbands sieht in Spielabsprachen einen „sehr schwerwiegenden Verstoß“, der mit Sanktionen von zwei bis fünf Jahren Spiel- beziehungsweise Amtsverbot für Fußballer und Vereinsfunktionäre geahndet wird. Der Verein selbst könnte zusätzlich zur Annullierung der betreffenden Spiele weitere sechs Punkte verlieren. In besonders schweren Fällen droht sogar der Zwangsabstieg.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 /