: Von queeren Aufständen und Solidarität
Immer noch „United in Anger“: Das Hamburger Kino B-Movie feiert den 50. Jahrestag der Stonewall-Aufstände im Juni 1969
Von Wilfried Hippen
Am 28. Juni 1969 wehrten sich die Gäste der Bar „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street gegen eine Razzia der Polizei, gezielt gegen das homo- und transsexuelle Stammpublikum gerichtet: der Gründungsmythos der schwul-lesbischen Bewegung. Anlässlich des Jahrestags, aber auch im Vorgriff auf die Lesbisch-Schwulen Filmtage im kommenden Oktober, hat das Hamburger Kino B-Movie eine Reihe mit elf Filmen kuratiert, die den Juni über gezeigt werden – Titel: „United in Anger – 50 Jahre Stonewall Riots“.
Zur Eröffnung (1. und 27. Juni) zeigt die Dokumentation „Before Stonewall“ von Greta Schiller, Andrea Weiss und Robert Rosenberg aus dem Jahr 1984 anhand von Filmausschnitten, Fotografien und Interviews, wie die Lebenswirklichkeit homosexueller US-Amerikaner*innen von 1920 bis 1970 waren.
„United In Anger: A History of Act Up“ (2. und 20. Juni) ist eine Art Spiegelfilm dazu: Darin zeigt Filmemacher Jim Hubbard, wie die Tradition von „Stonewall“ in den 1980er-Jahren weitergeführt wurde. Als die Hälfte der US-Amerikaner*innen sich dafür aussprach, HIV-Infizierte unter Quarantäne zu stellen, organisierte die Gruppe „Act Up“ aktiven Widerstand gegen diese unmenschliche Politik.
„Major!“ von Annalise Ophelian und Storm Miguel Florez (2. und 29. Juni) ist ein Porträt von Miss Major Griffin-Gracy, die sich mehr als 40 Jahre für die Rechte von QTPOC* (Queer Trans People of Color) einsetzte. In dem 2015 entstandenen Film erzählt die 75-Jährige von ihren Erlebnissen bei den Stonewall Riots.
Dass politischer Widerstand auch mit Glitzer und Pailletten möglich ist, zeigt „Dzi Croquettes“ (16. und 27. Juni) von Raphael Alvarez und Tatiana Issa. In den 1970er-Jahren fand sich in Brasilien, damals eine Militärdiktatur, eine Drag-Theatergruppe zusammen, die mit ihren queeren Auftritten internationale Erfolge feierte und so einen wichtigen Beitrag zur Entstehung der brasilianischen Schwulenbewegung leistete. Das Archivmaterial stammt zum Teil vom NDR, die Filmemacher*innen interviewten auch prominente Freund*innen der Gruppe wie den Musiker und Politiker Gilberto Gil und US-Star Liza Minelli.
In „Frauen bilden Banden“ (22. Juni) erzählt das Frauen-Lesben-Film-Collectif Las Otras von der militanten Frauengruppe „Rote Zora“, die in den 1970er- und 1980er-Jahren in der Bundesrepublik gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen und die patriarchale Herrschaft kämpfte.
Mit Lizzie Bordens „Born in Flames“ (22. und 30. Juni) beschließt dann ein Klassiker des lesbisch-feministischen Kinos die Reihe: eine Utopie, 1983 auf 16 mm gedreht, die von einem zukünftigen New York erzählt. Zehn Jahre nach einer sozialistischen Revolution werden die Frauen weiterhin unterdrückt, und so finden sich Damen aus der Mittelschicht und Punkerinnen zusammen – für eine feministische Gegenrevolution.
www.b-movie.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen