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press-schlagKeine Alternativefür Handball

Der sächsische Verbandschef kandidiert für die AfD. Auf Intoleranz muss mit Intoleranz reagiert werden

Falschmeldungen gehören zum Kerngeschäft der Populisten, sofern sie sich einen politischen Profit von ihnen versprechen. Deshalb wollte der sächsische AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Jörg Urban die Entscheidung gar nicht erst abwarten. Voreilig verkündete er den Sturz des sächsischen Handballpräsidenten Uwe Vetterlein am Donnerstagabend: „Nach über zehn Jahren im Amt muss er seinen Hut nehmen, weil er für die AfD zur Kommunalwahl kandidiert.“ Der Deutsche Handball-Bund dagegen will erst kommenden Montag über diese Personalie beraten. Von einer Entscheidung über eine Entlassung war nicht die Rede. Vetterlein, der bei der Kommunalwahl in einem Dresdner Wahlkreis für die AfD antreten will, hat ein solches Gespräch in seiner Abwesenheit angeregt – er hofft offenbar auf einen weiteren Verbleib in seinem Sportfunktionärsamt.

Seltsam gehetzt wirkt dieses Vorpreschen des AfD-Funktionärs, mal wieder für seine Partei die Opferrolle zu reservieren. Und der Verdacht liegt natürlich nahe, dass die vorweggedachten Ergebnisse dieser Kandidatur, auch Teil einer Strategie sind. Interessanter aber ist die Frage, wie der organisierte Sport in Deutschland mit der AfD-Kandidatur eines ihrer Spitzenfunktionäre umgeht, weshalb man bislang mit einer solchen Frage gar nicht konfrontiert war, und was all das für die Zukunft zu bedeuten hat.

Die erste Stellungnahme des Präsidenten des Deutschen Handballbundes, Andreas Michelmann, deutet darauf hin, dass ein Rauswurf Vetterleins nicht unmittelbar bevorsteht, auch wenn ein Leipziger Bezirk in einem offenen Brief bekundete, das offene Bekenntnis zu nationalistischen, diskriminierenden und antidemokratischen Positionen sei unvereinbar mit dem Präsidentenamt beim sächsischen Handballverband. Michelmann sagte, der Verband sei politisch neutral und die AfD als Partei im Bundestag nicht „grundgesetzwidrig“.

Es mag bequem erscheinen, wenn man Probleme hat, eine Haltung zu formulieren, auf die Haltung des Grundgesetzes zu verweisen. Aber Michelmann ist kein Staatsrechtler, er sollte sich auf die Werte besinnen, die für den Sport wichtig sind. Dass Toleranz und Weltoffenheit dazu zählen und für den deutschen Handball, der unter Mitgliederschwund leidet, zudem noch überlebenswichtig sind, weiß auch Michelmann. Er und seine Mitstreiter versuchen seit geraumer Zeit sich vom wenig schmeichelhaften Image zu lösen, kartoffeldeutsch und für Migranten wenig attraktiv zu sein.

Dass gerade ein Handballfunktionär zum ersten prominenteren Sportvertreter wird, der zugleich seinen Hut für die AfD in den Ring wirft, ist gewiss kein Zufall. Umso wichtiger und beispielgebend ist nun der Umgang des Deutschen Handballbundes mit diesem Fall. Denn angesichts der Wahlerfolge der AfD in den letzten Jahren könnte man sich eher darüber wundern, weshalb es erst jetzt zu diesem Problem kommt.

Es ist offensichtlich, dass die Wertvorstellungen der AfD mit denen des Sports kollidieren

Vermutlich ist es in den Betroffenen in den meisten Fällen zu offensichtlich, dass die Wertvorstellungen der AfD mit denen des Sports kollidieren und Karrieren auf beiden Ebenen unvereinbar miteinander sind. Wie DHB-Präsident Michelmann kann sich auch der Dresdner AfD-Kandidat Uwe Vetterlein künftig in Sachsen dafür starkmachen, Migranten und Flüchtlinge in den Handballvereinen eine Heimat zu bieten, Integration und Toleranz zu fördern. Eine Zukunft in der AfD hätte er dann aber nicht mehr. Johannes Kopp

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