: Igel, wo seid ihr?
Wettbewerb für Umweltbildung: Mehr Berliner machen mit
Von Manfred Ronzheimer
Mit ihren Handys sind sie am Wochenende in Flora und Fauna ausgeschwärmt: Scharen öko-interessierter Berliner. Sie nahmen teil am Wettbewerb für Umweltbildung, „City Nature Challenge“, der international in 120 Städten stattfand. Berlin war als einzige deutsche Stadt dabei. Aufgabe war es, bestimmte Tier- und Pflanzenarten zwischen den grauen Städtemauern zu entdecken und die Digitalaufnahmen an das örtliche Naturkundemuseum zu schicken. Am heutigen Montag gibt es in Berlin noch die Chance, bei zwei Veranstaltungen zum Aufspüren von Igeln und Fledermäusen mitzumachen.
Insgesamt wurden vom Berliner Museum für Naturkunde und Umweltvereinen 20 Touren zur Naturinspektion angeboten. Das Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) lud etwa zum „Wissenschaftlichen Igelmonitoring“. Bei der „Igel-Volkszählung“ wurden der Treptower Park, der Volkspark Rehberge und der Natur-Park Schöneberger Südgelände mit Taschenlampen nach Igeln abgesucht, um sie zu vermessen und fachgerecht zu markieren. In der Köpenicker Wuhlheide hingegen wurde nach Wildschweinen, Spechten und Habichten Ausschau gehalten. Im Botanischen Volkspark Pankow stand die Suche nach der Giftpflanze des Jahres, dem „Gefleckten Aronstab“, auf dem Programm.
Was zwitschert da?
Martin Tscholl, Koordinator des Wettbewerbs am Museum für Naturkunde, war zur Halbzeit der viertägigen Aktion zufrieden: „Wir rechnen mit doppelt so vielen Teilnehmern wie im letzten Jahr“, sagte er. Bis zum Samstag hatten 142 Beobachter über die Handy-App „Naturblick“, mit der auch Vogelarten am Gesang erkannt werden können, 441 Aufnahmen von 167 Tier- und Pflanzenarten eingeschickt. Damit lag Berlin im internationalen Mittelfeld, führte aber mit London die Gruppe der europäischen Städte an. „Es geht uns darum, die Aufmerksamkeit für Stadtnatur zu stärken und Umweltbildung digital zu vermitteln“, so Tscholl.
Die wichtigste Botschaft für die wachsende Gemeinde der Bürgerforscher hatte der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Christian Luft, am Freitag zum Auftakt ins Naturkundemuseum mitgebracht: Die Internet-Plattform „Bürger schaffen Wissen“ werde nun unbefristet finanziert. Zudem werde sein Haus ein zweites Förderprogramm für „Citizen Science“ („Bürgerforschung“) auflegen. Im ersten Durchgang wurden 19 Projekte, darunter das Berliner Nachtigall-Monitoring, mit 4,8 Millionen Euro unterstützt.
Mitmachen beim Igel- und Fledermäusezählen: citynaturechallenge.org/participate
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