Das kommt auch: Konferenz will Inseln retten
Jörg Singer, Helgolands Bürgermeister
Auf Inseln weiß man am besten, wie es ist, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht. Und deshalb treffen sich mehr als 100 VertreterInnen aller deutschen Inseln und Halligen in Nord- und Ostsee am Donnerstag und Freitag auf Helgoland zur 1. Deutschen Inselkonferenz. Zweck ist es, Ideen und Lösungen für die aktuellen politischen und klimatischen Herausforderungen zu finden. „Für Inseln und Halligen sind Klimawandel, Gesundheit und Wohnen bereits heute existenzielle Herausforderungen“, sagt Helgolands Bürgermeister Jörg Singer, zugleich Vorsitzender der Inselkonferenz.
Dafür soll eine Resolution verabschiedet werden, die sieben Punkte enthält: CO2-freie Inselenergie, nachhaltige Flächenentwicklung, bezahlbarer Wohnraum, grüne Mobilität, Küsten- und Meeresschutz, Kreislaufwirtschaft zur Müllvermeidung und Förderung lokaler landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die Inseln wollen sich verpflichten, diesen Katalog bis 2030 umzusetzen. Zugleich fordern sie Bund und Länder sowie die EU auf, einen ordnungspolitischen Rahmen zu schaffen, „um die Verwirklichung innovativer nachhaltiger Projekte auf den Inseln zu gewährleisten“ und diese technisch und finanziell zu unterstützen.
„Klimawandel und Digitalisierung fordern einen radikalen Kurswechsel“, sagt Singer. Auch die zunehmende Vermüllung der Meere verlange ein Handeln auf globaler und lokaler Ebene. Deshalb wird auf der Konferenz der „1. Umweltpreis der Inseln“ vergeben. Ausgezeichnet werden die besten Konzepte und Lösungen zur Vermeidung von Plastikmüll auf Inseln und Halligen.
Unter den prominenten ExpertInnen, die auf der Konferenz Vorträge halten und mitdiskutieren werden, sind Helmut Morsi, Direktor der EU-Kommission, Angelika Grohmann-Wörle, Vorstandschefin des Netzbetreibers Tennet, und Schleswig-Holsteins grüner Umwelt- und Energieminister Jan Philipp Albrecht.
Mit dieser Konferenz setzt Helgoland den vor sieben Jahren eingeschlagenen Weg zur grünen Insel fort. Zur Wartungsbasis für die umliegenden Offshore-Windparks ist der rote Felsen geworden, im Hafen errichteten Energiekonzerne Werkhallen und schufen etwa 150 Dauerarbeitsplätze. Und aus Arbeitskräften wurden neue BewohnerInnen mit Familien. So kann die Insel der Zukunft aussehen – wenn man sich darum kümmert, dass es eine Zukunft gibt.
Sven-Michael Veit
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