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Stellungnahme zu Urenco-UranfabrikAfD lud mutmaßlichen Fälscher ein

Der Urenco-Mitarbeiter, der eine vermutlich gefälschte Stellungnahme an den Bundestag schickte, sollte dort als Sachverständiger für die AfD auftreten.

Grüne und Linke beantragten eine Schließung der Urenco-Fabrik im westfälischen Gronau Foto: imago images/biky

Neue Entwicklung im Fall der vermutlich gefälschten Stellungnahme eines angeblichen US-Wissenschaftlers, mit dem der Umweltausschusses des Deutschen Bundestages vor einer Anhörung zu den möglichen Gefahren der Gronauer Uranfabrik im letzten Jahr in die Irre geführt werden sollte: Der ehemalige Urenco-Mitarbeiter Andreas Kronenberg, der die fragliche Stellungnahme an den Umweltausschuss weitergeleitet hatte, sollte in der Anhörung auf Vorschlag der AfD eigentlich als Experte angehört werden. „Wir hätten ihn gern als Sachverständigen gehabt“, sagte der AfD-Obmann im Umweltausschuss, Karsten Hilse, der taz. „Das hat ihm sein Arbeitgeber aber verboten.“

Urenco ließ eine taz-Anfrage dazu unbeantwortet. Die Vorsitzende des Umweltausschusses, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), die die Stellungnahme als „Provokation des Parlaments“ bezeichnet hatte und sich um Aufklärung des Falls bemüht, sagte der taz, der Urenco-Geschäftsführer habe ihr gegenüber bestätigt, dass das Unternehmen Kronenberg verboten habe, im Ausschuss auszusagen.

In der Anhörung ging es um die von Grünen und Linken beantragte Schließung der Urenco-Fabrik im westfälischen Gronau. Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) hatte in einer Stellungnahme die Befürchtung geäußert, dass das dort produzierte Uran auch militärisch genutzt werden könnte.

Das hatte der angebliche US-Wissenschaftler Thomas Panto in einer Gegenstellungnahme zurückgewiesen. An deren Echtheit – und an der Existenz ihres angeblichen Verfassers – kamen später aber viele Zweifel auf. Unter anderem war die genannte Adresse falsch. Und ein darin erwähntes Telefonat mit der internationale ICAN-Chefin hatte es nicht gegeben.

Weitergeleitet wurde die Stellungnahme von einem sogenannten Uran-Institut in Schüttdorf. Das wird von Andreas Kronenberg betrieben, der zum Zeitpunkt der Anhörung bei der Urenco tätig war. Zu den Zweifeln an der Echtheit des Schreibens wollte er sich auf Anfrage der taz nicht äußern; stattdessen drohte er für den Fall einer Berichterstattung mit rechtlichen Schritten.

Auf wessen Initiative Kronenberg das vermutlich gefälschte Schreiben verschickte, ist weiter offen. Das Unternehmen erklärte, davon nichts gewusst zu haben; das Arbeitsverhältnis wurde mittlerweile beendet. Auch die AfD weist die Verantwortung von sich. Mit der Stellungnahme, die der von ihr als Experte gewünschte Kronenberg an den Ausschuss geschickt hat, habe die Fraktion nichts zu tun, sagte ihr Obmann Hilse.

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3 Kommentare

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  • Korrektorat: im - ihm „Das hat im sein Arbeitgeber aber verboten.“

  • Zumindest früher ließen sich die Bernd-Lucke-Nachfolgeparteien gerne und fachlich völlig unbehaucht vor den Karren der Atomindustrie spannen. Die Zuständigen zitierten aber gerne aus dem reichhaltigen Fundus von 60 Jahren Werbematerial, manchmal auch reichlich widersprüchlich, wenn zum Beispiel der Klimawandel erst geleugnet wird (Sonnenflecken) und dann Atomkraft als die Lösung dafür aus dem Hut gezaubert wird. Gewählt werden's ja so oder so.

  • Ist der Titel nicht eventuell ein wenig reißerisch geraten?

    Vom vorgeblichen Skandal bleibt im Text jedenfalls nicht viel übrig.