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Mehr Sumpf in der Stadt

Duvenwischen ist das 35. Naturschutzgebiet in Hamburg. Und schon bald soll das dritte Dutzend voll sein

Von Sven-Michael Veit

Jens Kerstan kämpft um jeden Grashalm. „Naturschutzgebiete sind wichtig, weil sie wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten“, sagte der grüne Umweltsenator am Dienstag. In der weiterhin wachsenden Stadt Hamburg steige auch der Druck auf die verbliebenen Grünflächen unvermindert an, deshalb müsse seine Behörde dafür sorgen, „die Lebensqualität für alle zu erhalten“. Und darum präsentierte Kerstan ein neues, Hamburgs 35., Naturschutzgebiet: Duvenwischen im Nordosten der Stadt.

Eine aktuelle Biotopbewertung stuft das gut 43 Hektar große Gebiet als „hochgradig wertvoll“ oder „besonders wertvoll“ ein. Das gelte vor allem für die Sümpfe, die Binsen- und Simsenriede sowie Erlen-, Birkenbruch- und Moorwälder. Insgesamt seien dort 34 Pflanzenarten der Roten Liste Hamburg beheimatet.

Eine Erfassung ausgewählter Tiergruppen – Libellen, Eintags-, Stein- und Köcherfliegen, Heuschrecken, Stechimmen, Schmetterlinge, Käfer, Amphibien, Reptilien, Vögel und Fledermäuse – war 2016 von der Universität Hamburg vorge­nommen worden. In dem Gut­achten konnten 825 Tierarten nachgewiesen werden, darunter allein 561 Arten von Käfern. Bestätigt wurden auch 16 Tagfalter-Arten, fünf davon stehen auf der Roten Liste. Außerdem 61 Vogelarten, von denen elf – wie der Mittelspecht – als gefährdet eingestuft werden. Insgesamt stehen 83 in Duvenwischen nachgewiesene Tierarten auf der deutschlandweiten Roten Liste gefährdeter Tiere, 163 auf deren norddeutscher Variante.

Die vergleichsweise hohen Artenzahlen, die in vielen der untersuchten Tiergruppen ermittelt wurden, weisen auf großen Strukturreichtum und eine außergewöhnliche Biotopvielfalt auf kleinem Raum hin. „Mit dem Naturschutzgebiet Duvenwischen wird der Biotopverbund in Wandsbek um einen wichtigen Mosaikstein erweitert“, sagte Kerstan. Insgesamt stünden nun knapp neuneinhalb Prozent der Landesfläche unter Naturschutz. Er kündigte zugleich die Sicherung weiterer wichtiger Lebensräume an. „Auch als Naherholungsraum sind solche Gebiete von unschätzbarer Bedeutung.“

Mit Duvenwischen stehen in Hamburg 7.124 Hektar unter Naturschutz, das sind 9,43 Prozent der Landesfläche. Noch in diesem Jahr soll als 36. Naturschutzgebiet Diekbek ausgewiesen sowie die NSGs Höltigbaum und Stapelfelder-Moor erweitert werden. Dann wären die geschützten Grün- und Wasserflächen genauso groß wie der Hamburger Hafen.

„Damit ist Hamburg das Bundesland mit dem prozentual größten Anteil an Naturschutzgebieten“, rühmt der grüne Senator seine Grünflächenpolitik. Und als Nahziel schwebt Kerstan die Marke von zehn Prozent vor.

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