: „Wir sehen uns eher in der Rolle eines Moderators“
Landeskonservator Christoph Rauhut stellte den Teufelsberg unter Denkmalschutz, weil das öffentliche Interesse besonders groß ist
Dr. Christoph Rauhut
Jahrgang 1984, seit Oktober 2018 Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamts Berlin
taz: Herr Rauhut, Sie sind seit Oktober Berliner Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin. War es Ihre erste Amtshandlung, den Teufelsberg unter Denkmalschutz zu stellen?
Christoph Rauhut: Es war meine erste Unterschutzstellung, ja. Diese war allerdings auch ein Ergebnis eines schon länger währenden Prüfprozesses. Die ersten Gutachten wurden schon sehr viel früher in Auftrag gegeben.
Warum ist der Teufelsberg aus Ihrer Sicht ein Denkmal?
Es ist ja die Aufgabe des Landesdenkmalamts, Anlagen zu schützen, die im öffentlichen Erhaltungsinteresse liegen und die zum Beispiel aufgrund ihrer städtebaulichen oder geschichtlichen Bedeutung erhaltenswert sind. Beide Bedingungen lagen beim Teufelsberg vor. Es handelt sich hier um eine ganz normale Eintragung in die Denkmalliste.
Warum schlug es dann so hohe Wellen, als die Unterschutzstellung bekannt wurde?
Das Besondere ist, dass es schon eine jahrelange Diskussion über die Nutzung des Teufelsbergs gibt. Das öffentliche Interesse ist also besonders groß. Das ist bei einem Gebäude, das derart das Stadtbild prägt, auch nicht ganz unüberraschend. Man kann den Teufelsberg ja bei gutem Wetter von vielen Orten in der Stadt aus sehen.
Was folgt nun daraus, dass der Teufelsberg ein Denkmal geworden ist?
Der Eigentümer eines jeden Denkmals ist für das Denkmal verantwortlich. Wir wollen allerdings keinen Druck ausüben, sondern die Eigentümer in der denkmalgerechten Nutzung und Weiterentwicklung eines Ortes unterstützen. Gleiches gilt aus meiner Sicht auch für den Teufelsberg. Wir haben uns mit dem Eigentümer über die besonderen Herausforderungen des Teufelsbergs ausgetauscht. Die Gesamtanlage ist relativ groß: Es geht um den Berg und die Gebäude, die ja leider in einem relativ schlechten Zustand sind. Da stehen Sicherungsmaßnahmen und Instandsetzungen an.
Die Eigentümer besitzen den Teufelsberg bereits seit 1996 und lassen die Gebäudeanlagen auf ihm seither völlig verfallen. Wäre es da nicht an der Zeit, etwas entschlossener aufzutreten?
Wir haben erst einmal Vertrauen in jeden Denkmaleigentümer. Aus unserer Sicht möchten sich auch die Eigentümer für ihr Denkmal einsetzen. Es gibt natürlich immer Diskussionen, wie man das am besten macht. Ich bin der Überzeugung, dass beim Teufelsberg nicht nur eine Denkmalschutz- sondern eine darüber hinausgehende Diskussion geführt werden muss. Welche Rolle kann der Berg als Ort für Erinnerung und Freizeit haben? Diese Diskussion kann nur mit allen Beteiligten geführt werden. Wir sehen uns da eher in der Rolle eines Moderators.
Im Koalitionsvertrag der Berliner Regierung steht, dass der Teufelsberg als Erinnerungs- und Naturort öffentlich zugänglich gemacht werden muss. Heißt das, die Stadt will ihn kaufen?
Wir wissen nichts von solchen Absichten.
Zwei der Kreativen, die dort seit Jahren den Bestand erhalten und dafür sorgen, dass nicht alles noch mehr verfällt, wurden von den Eigentümern gekündigt. Wie steht Ihr Haus zu deren Zwischennutzung?
Grundsätzlich kann man sagen, dass genutzte Denkmale zumeist „gute“ Denkmale sind. Die Nutzung sichert Investition und Pflege. Es gibt viele Fälle, wo das über temporäre Nutzung gut funktioniert hat.
Waren Sie in letzter Zeit mal auf dem Berg?
Ja, ich war kürzlich oben, aber mein Blick war natürlich sehr auf die historischen Anlagen fokussiert und auf deren Zustand. Unser Ziel ist es, dass der Teufelsberg ein belebtes und genutztes Denkmal wird, aber selbstverständlich ist auch unser Ziel, dass wir die Substanz retten und Zustände herstellen, die eine vernünftige Nutzung zulassen und den weiteren Verfall aufhalten. Es müssen beispielsweise dringend offene Bereiche geschlossen werden, damit kein Wasser mehr eindringen kann. Um das zu erreichen, muss das Land Berlin den Teufelsberg nicht kaufen, sondern dies kann auch durch eine Zusammenarbeit mit einer privaten Stiftung und der öffentlicher Hand erreicht werden.
Interview Susanne Messmer
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