Manchester City in der Champions League: Pfeifen auf die Regeln
Schalke 04 dürfte für Manchester City in der Champions League kein Problem sein. Viel mehr hat der Verein mit dem Financial Fairplay zu kämpfen.
Sportlich läuft es im Moment bestens. Manchester City ist auf dem Weg, den Meistertitel in der Premier League erfolgreich zu verteidigen. In der vergangenen Saison wurde das Team mit einem Rekord für die meisten Punkte und die meisten Tore zum nationalen Champion gekürt. In der laufenden Spielzeit ist der Kampf um die Meisterschaft eine enge Angelegenheit. Der FC Liverpool präsentiert sich als hartnäckiger Konkurrent. Doch die Aussichten für Guardiolas Mannschaft auf den zweiten Titel nacheinander sind gut.
Sie hat gerade die Tabellenführung zurückerobert und holte am Wochenende mit dem 3:1 gegen den FC Watford durch einen Blitz-Hattrick von Raheem Sterling in der zweiten Halbzeit den zehnten Sieg in den vergangenen elf Begegnungen in der Liga. In der Champions League soll der Einzug ins Viertelfinale nur Formsache sein. Das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Schalke 04 an diesem Dienstag im heimischen Stadion ist nach dem 3:2-Erfolg im ersten Treffen nach allgemeinem Dafürhalten nur ein Verwaltungsakt.
In Frage steht allerdings das Betragen des Klubs neben dem Platz. Laut den Enthüllungen der sogenannten Football Leaks im Magazin Der Spiegel hat der Verein, der sich seit 2008 in Besitz von Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi befindet, in den vergangenen Jahren das Financial Fairplay der Uefa und andere Regeln systematisch umschifft.
Ein Ausschluss aus der Champions League droht
Bislang hatte sich Manchester City nicht inhaltlich zu den Vorwürfen geäußert und darauf verwiesen, dass die belastenden Dokumente gehackt oder gestohlen seien. Die Veröffentlichungen hätten alleine den Zweck, den Ruf des Vereins zu schädigen. Doch in der vergangenen Woche wurden die Anschuldigungen auf eine neue Ebene gehoben, denn die Uefa hat Ermittlungen gegen Manchester City eingeleitet.
Im schlimmsten Fall droht dem Klub sogar ein Ausschluss aus der Champions League. Der englische Verband, die Premier League und die Fifa haben den Klub wegen verschiedener Verdachtsmomente ebenfalls unter Beobachtung.
Der Verein sah sich deshalb gezwungen, zum ersten Mal zu den Inhalten der Vorwürfe Stellung zu beziehen. In einer Mitteilung, die Manchester City als Reaktion auf die Uefa-Ermittlungen auf den Markt brachte, heißt es, dass der Klub die Untersuchungen begrüße, um die aktuellen Spekulationen zu beenden. Die Vorwürfe, bei den Finanzen geschummelt zu haben, seien „komplett falsch“, beteuert der Verein.
Eine Verschwörung gegen den Klub
Trainer Guardiola versucht, die Unklarheiten, die seinen Arbeitgeber umgeben, im Tagesgeschäft auszublenden. Er hofft nach eigenen Angaben, dass die Ermittlungen schnell abgeschlossen werden. „Besser morgen als übermorgen“, sagte er schon in der vergangenen Woche. So oder so vertritt er die Auffassung, dass die Verdächtigungen nichts an Manchester Citys Erfolgen auf dem Rasen ändern würden.
„Ich weiß genau, was meine Spieler in den vergangenen beiden Saisons und darüber hinaus geleistet haben. Das zählt für mich“, sagt er. Das Urteil Außenstehender würde ihn nicht interessieren: „Es kümmert mich nicht – absolut null.“
Zumindest die Anhänger von Manchester City werden diese Worte sehr gerne hören. Sie haben ohnehin den Eindruck, dass sich das Establishment gegen ihren Klub verschworen hat. Vor Spielen in der Champions League pfeifen sie die Hymne des Wettbewerbs aus, wegen einer früheren Uefa-Strafe nach Verstößen gegen das Financial Fairplay. Wegen der neuen Ermittlungen dürften die Pfiffe bei der Partie gegen Schalke noch ein bisschen lauter sein.
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