piwik no script img

Plastikmüll im MeerPlastik zum Tragen

Wenn ein Fischer sein Netz einholt, befindet sich neben Fisch vor allem auch Plastik darin. Zwei Mainzer haben daraus eine Geschäftsidee gemacht.

Fluch und Segen zugleich; Plastik hält ewig Foto: imago stock

Berlin taz | Ob an Badestränden Mallorcas, im Eis der Antarktis, im Fisch auf unseren Tellern – überall Plastik. Der Grund: Jedes Jahr gelangen etwa acht Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Meeressäuger, Fische, Seevögel verenden, weil sie Plastiktüten für Nahrung halten. Für Menschen wird Plastik in kleinsten Teilchen in der Nahrung zur Belastung. Nun wollen zwei junge Mainzer beweisen, dass Plastik auch ein Segen sein kann – wenn man es denn richtig verwertet.

Unter dem Label „Got Bag“ haben Benjamin Mandos und Roman Ruster einen Rucksack entworfen, der zu 100 Prozent aus Meeresplastik hergestellt wird. „Plastik ist ein toller Rohstoff, dem man immer wieder neues Leben einhauchen kann“, sagt Mandos.

Die Rohstoffe beziehen Mandos und Ruster über ihren spanischen Partners Seaqual, eine Kooperation aus 1.500 FischerInnen, die Plastik als Beifang aus dem Meer ziehen. Allein aus Europa gelangen laut WWF jährlich bis zu 630.000 Tonnen Plastik ins Meer, das meiste davon ins Mittelmeer.

Was davon in den Netzen der Seaqual-FischerInnen hängen bleibt, wird nach Kunststoffsorten sortiert, zu Pellets geschmolzen und zu Nylongarn verarbeitet. Weniger umweltfreundlich ist hingegen, dass der Rucksack in China hergestellt wird.

Auf der Suche nach europäischen Partnern

Mandos versichert: „Wir suchen nach europäischen Partnern, etwa in Portugal. Aufgrund unseres noch relativ geringen Produktionsvolumens ist es allerdings nicht leicht, einen Partner zu finden, der unsere Rucksäcke produziert.“

Mit dem deutschen Unternehmen Covestro habe man in China einen Geschäftspartner gefunden, der das sogenannte Coating, das Beschichten des Rucksacks, so durchführt, wie sich Mandos und Ruster das vorstellen. Die ersten 300 waren in wenigen Wochen ausverkauft, gerade läuft der zweite Vorverkauf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • So an sich, finde ich die Idee nicht schlecht. Es ist eine gute Idee, das Plastik aus dem Meer zu fischen und diesem wiederzuverwenden, doch wie bereits gesagt wurde, muss dafür auch neues Plastik her.. Ich wäre eher dafür, das man zu dieser Idee noch mehr Ideen sammelt und dagegen angeht. Es ist uns nicht mehr möglich, das ganze Plastik aus dem Meer zu entfernen, aber es ist uns möglich, nicht mehr Plastik in die Meere zu transportieren.

    Das die Produktion in China schädlich ist, stimmt, aber wenigstens schaden wir damit uns Menschen, die alles kaufen was aus Plastik besteht und nicht den Lebewesen im Meer, die für unseren Konsum nichts können.

  • Ich verstehe nicht, warum ganz erhebliche Anstrengungen unternommen werden sollen,



    den Plastikmüll aus dem Meer zu fischen und einzusammeln. Das kostet Mrd. an Euro/Dollar, welche Währung auch immer. Wer sich mit der Materie nur ein bißchen beschäftigt, wird ganz schnell dahinterkommen, daß der Müll durch die großen Flüsse ins Meer gespült wird. An den großen Flüssen wohnen die Menschen, die ihren Abfall dort entsorgen. Und dann wäre es deutlich effektiver, an dieser Stelle den Müll abzufangen, bevor er ins Meer gelangt. Aber das ist sicherlich zu einfach, damit kann keine Schlagzeile generiert werden.

  • Chemisch klappt das so nicht. Die Polymerketten verkürzen sich zu stark, zu deutsch



    der Aufwand ist zu hoch und es muss immer mehr Neuplastik zugegeben werden als gebrauchtes Plastik verwendet wird. Das einzige was Sinn macht ist Verbrennung.

    Plastik ist ein Horrortrip. Niemand hat wirklich eine brauchbare Idee, ausser dass das Zeug aus der Natur raus muss.