: Nach Streit im Suff Benzin gekauft
Acht Jahre Haft für den Mann, der in Schöneweide zwei Obdachlose in Brand setzte. Einer verstarb später
Für einen tödlichen Angriff auf zwei obdachlose Männer in Schöneweide ist ein 48-Jähriger zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte habe die Opfer vor rund sieben Monaten nach einem Streit mit Benzin übergossen und angezündet, begründete das Landgericht am Dienstag. Ein 47 Jahre alter Mann erlag Monate nach dem Brandanschlag seinen schweren Verletzungen. Ein damals 62-Jähriger erlitt leichtere Verletzungen. Der Angeklagte mit deutscher und russischer Staatsangehörigkeit wurde nun des Totschlags sowie des versuchten Totschlags schuldig gesprochen.
Der 48-Jährige soll am 22. Juli 2018 mit den Geschädigten, mit denen er zuvor mehrfach gezecht hatte, in einen Streit geraten sein. Der stark alkoholisierte Angeklagte habe danach Benzin gekauft, das er auch „zum Schnüffeln“ nutzen wollte, hieß es weiter im Urteil. Gegen 23 Uhr sei er aus Ärger an die beiden auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs Schöneweide schlafenden Männer herangetreten, habe sie mit Benzin übergossen und angezündet.
Zeugen hatten die brennende Bekleidung der Opfer gelöscht. Sie waren in das Unfall-Krankenhaus Berlin gebracht worden. Am Abend nach dem Brandanschlag hatten rund 200 Menschen in Schöneweide gegen Obdachlosenfeindlichkeit und Ausgrenzung protestiert. Am Tatort stand ein Schild mit der Aufschrift „Trauer – Wut – Solidarität“.
Mit Bildern gesucht
Der Täter konnte damals zunächst unerkannt flüchten. Er war allerdings auf Aufnahmen von Überwachungskameras zu sehen, die die Polizei auswertete. Sie nahm ihn nach einigen Tagen in Köpenick fest.
Wenige Tage nach dem Anschlag konnte das ältere der beiden Opfer aus dem Krankenhaus entlassen werden. Der Jüngere, der in ein künstliches Koma versetzt worden war, starb 110 Tage später. Die Staatsanwältin hatte neun Jahre Haft verlangt. Der Verteidiger stellte keinen konkreten Strafantrag.
Zu Gewalt gegen Obdachlose kommt es in Berlin immer wieder. Bundesweit bekannt wurde ein Fall, bei dem junge Flüchtlinge an Weihnachten 2016 im U-Bahnhof Schönleinstraße ein Taschentuch neben einem auf einer Bank schlafenden Obdachlosen anzündeten. Das Opfer blieb unverletzt.
Der Haupttäter wurde im Juni 2017 zu 2 Jahren und 9 Monaten Haft wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung verurteilt. (dpa, taz)
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