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Angriffe auf linke ProjekteFeine Sahne Freizeitzentrum

Linke Infrastruktur wird zunehmend zum Ziel rechter Attacken. Kein Wunder: Dort werden Möglichkeiten für ein freieres Leben erprobt.

Blick ins Jugendzentrum „Zelle“ in Reutlingen Foto: Leonie Ruhland

Jede Stadt sollte mindestens eins haben: Ein autonomes Kulturzentrum. Vielleicht ist es ein selbstverwaltetes Jugendzentrum, ein ehemaliges oder seit Jahrzehnten besetztes Haus. Hauptsache die Sofas sind durchgesessen und die Wände bemalt. Man trifft sich dort zu Antifa- und Antira- und Fantifa-Cafés. Es gibt Beratungsgruppen für Stress mit dem Amt (egal welches), FLTI Events, 'nen Kicker und billig Bier, weil Recht auf Rausch. Sie beherbergen den örtlichen Infoladen und ’ne Fahrradwerkstatt.

Einmal die Woche gibt’s Essen bei VoKü oder Küfa, das kaum was kostet und auch genau so schmeckt. Wann drinnen geraucht wird und wann nicht, wird regelmäßig neu verhandelt. Hier ist ständig Plenum, aber dafür niemand der Chef. Und am Wochenende ist Konzert. Mit Schülerbands, die sich gerade drei Akkorde draufgeschafft haben und Szene-Urgesteinen, die den Punk unter die Leute bringen, like it’s 1982. Man spielt für Spritkohle und „Reis mit Scheiß“ und limitierte Freigetränke. Diese Läden riechen in Hamburg, Gießen, Leipzig und Aachen gleich. Und ja: ob du dort freundlich aufgenommen wirst oder nicht, hängt davon ab, ob auch du diesen bestimmten Stallgeruch hast. Soll man denen das vorwerfen? Braucht man nicht. Die diskutieren das selber ständig.

Im Dezember gab es im Rhein-Main-Gebiet eine Serie von Brandanschlägen auf linke Veranstaltungsorte und Wohnprojekte. Rechte zünden Unterkünfte von Geflüchteten – da war es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch linke Räume angreifen. Die Stimmung gegen linke Subkultur hat auch die Politik in den letzten Jahren angeheizt. Nach den G20 Protesten in Hamburg wurde die linke Szene pauschal kriminalisiert und die Schließung der Roten Flora gefordert.

Auch im Frankfurter Römer findet sich immer wieder wer, der gegen das besetzte Haus in der Au und das Autonome Kulturzentrum Exzess wettert und deren Räumung und Schließung fordert. Das linke Räume von rechts außen angegriffen werden ist nicht neu. In diesen kleinen Zellen wird Solidarität praktisch. Sie zeigen, dass es möglich ist, sich ohne Hierarchien zu organisieren, mit unterschiedlichsten Menschen etwas auf die Beine zu stellen und nicht gewinnorientiert miteinander zu arbeiten. Hier werden Lebensentwürfe gelebt, in denen Menschen aufeinander achtgeben, miteinander verhandeln und das als Privileg begreifen, auch wenn es anstrengend ist. Hier wird im Kleinen, die bessere, die gleichberechtigtere und sozialere Gesellschaft geprobt.

Von Linken lernen

Solche Projekte werden als Gefahr wahrgenommen, denn sie haben Strahlkraft. In den Städten schauen immer mehr Mieter_innen, die von Rauswurf bedroht sind, auf die in den siebziger und achtziger Jahren erkämpften Hausprojekte in ihrer Nachbarschaft. Die Vorbildfunktion und die Erfahrung dieser lange gewachsenen Strukturen ist einer der Motoren, der neuen Mieter_innen-Bewegung. Menschen schließen sich zusammen und treten den Hauseigentümern mit gewachsenen Ideen von Selbstverwaltung und Genossenschaftsstrukturen entgegen. Aus Nachbar_innen werden so Hausgemeinschaften.

Umgehen mit Rechten

Für manche sind sie eine abstrakte, für viele bereits eine reale Bedrohung. Sie sind Nachbarn, Familienmitglieder, Politiker*innen: Leute, die sich menschenfeindlich äußern, oder die schon über ein geschlossenes rechtsextremistisches Weltbild verfügen.

Soll man mit Rechten reden, muss man es überhaupt? Wie wehrt man sich, mit welchen Mitteln? Wie kann man der Gruppe ausweichen, wie sich dem Menschen annähern? Und wie schützt man sich, wenn die rechte Bedrohung allgegenwärtig ist?

In dieser Serie gehen wir auf die Suche nach Menschen, die über diese Fragen nachdenken, oder sie schon ganz konkret für sich beantworten mussten.

Bisherige Texte der Reihe:

Danke, Antifa

Gewalt öffnet das Tor zur Hölle

Gewalt als Agenda

Kokett und gefährlich

Antifa ohne Faschismus

Nicht erpressen lassen

„Es gibt kein Patentrezept“

Feine Sahne Freizeitzentrum

Warum wollen Lokalpolitiker diese Projekte gern aus dem Stadtbild entfernen? Das liegt nicht nur daran, dass die beschmierten Fassaden ihnen nicht gefallen, wie sie so gern betonen, oder die Gebäude irgendwelchen Nutzungs- und Bebauungsplänen im Wege stehen. Es geht nicht darum, dass diese Häuser da stehen, sondern wofür sie stehen. In einer Gesellschaft, in der sich jeder selbst der Nächste ist, kratzen diese utopischen Orte am Status quo. Es geht um die systemgefährdende Frage: Was, wenn das jeder machen würde?

Der Brandstifter in Hessen hatte es auf diese kleinen Inseln im Kapitalismus abgesehen. Er wollte Räume angreifen, die für ein gemeinschaftliches Zusammenleben und ein solidarisches Miteinander stehen. Orte an denen Menschen politische und persönliche Differenzen miteinander aushandeln und gemeinsam versuchen sich gegen Hass und Ausgrenzung zu positionieren. Orte an deren Eingangstür schon steht, dass für Rassismus und Sexismus kein Platz ist, und wo Menschen auch noch Spaß haben. Konzerte, Partys, gemeinsames Essen und gemeinsame Alltagsbewältigung. Der klare Gegenbeweis zur Behauptung einer spaßbefreiten Political Correctness Kultur, wie sie „den Linken“ gerne unterstellt wird. Menschen, die in Wohnprojekten leben, geht es besser. Sie zahlen niedrigere Mieten und sie sterben nicht einsam und vergessen in ihren Einzimmerwohnungen. Hier haben sich Menschen bewusst gegen Konkurrenz und Vereinzelung, gegen Karriereleiter, Hetero-Kleinfamilie und Reihenhäuschen entschieden. Diese Leute lockt man nicht mit einem neuen Auto. Man kann vor ihnen auch nicht mit einem richtig guten Job angeben. Sie sind also nicht zu fassen. Gegen sie kann man das Spiel des Lebens nicht gewinnen.

Wenn Rechte diese Orte angreifen, ob auf kommunalpolitischer Ebene oder mit Gewalt, dann richten sie sich nicht nur gegen die politischen Positionen, die dort vertreten werden. Es geht nicht nur um die antifaschistischen Haltungen und Statements, die von dort nach außen getragen werden. Es sind vor allem die alternativen Lebensentwürfe, die Rechten wie Konservativen ein Dorn im Auge sind. Dass gerade jetzt in einigen Städten die Schließung oder Räumung autonomer Zentren und besetzter Häuser wieder laut gefordert wird, ist kein Zufall: Wie weit diese Gesellschaft nach Rechts abdriftet, ist auch daran zu erkennen, wie stark Freiräume eingeschränkt werden sollen. Akut bedroht sind gerade Orte linker Subkultur.

Und die Etablierten?

Aber dort hört es nicht auf: auch staatlich geförderte Kulturinstitutionen stehen für einen freiheitliches Weltbild und Künstler_innen und Kulturschaffende repräsentieren einen unkonventionellen Lebensstil. Man zeigt sich gerne queer, divers und international. Das könnte besonders an den Stadt- und Staatstheatern noch viel konsequenter gelebt werden. Aber die Richtung stimmt schon mal. Kein Wunder also, dass von Seiten der AfD gegen Kultureinrichtungen geschossen wird. Als Präsident des Deutschen Bühnenvereins erklärte Ulrich Khuon, wie Theater angegriffen werden: Die AfD versucht auf kulturpolitischer Ebene den Häusern Förderung zu entziehen, wenn sie nicht eine rein nationalistische Kultur abbilden oder versucht auf dem Rechtsweg gegen unliebsame Kulturproduktionen vorzugehen. Außerdem passiert es immer öfter, dass rechtsextreme Gruppen Theatervorstellungen stören. Dass durch diese Attacken die Kunstfreiheit in Gefahr ist, darauf wird immer wieder hingewiesen. Doch nicht nur die Freiheit der Kunstproduktion, sondern auch die Art und Weise wie Künstler_innen leben und arbeiten wird dadurch angegriffen.

Künstler_innen und die künstlerische Leitung von Theatern und anderen Kultureinrichtungen, sollten sich daher mit den bedrohten linken Veranstaltungsorten solidarisieren und sich für deren Erhalt stark machen. Dies sollte selbstverständlicher Teil ihres Engagements zum Erhalt der Kunstfreiheit und Vielfalt sein, wozu sich ein Großteil der Institutionen beispielsweise in der „Erklärung der Vielen“ bekennt. Überschneidungen beider Szenen gibt es ohnehin: Heutzutage, wo Punkrockstars Theaterregie führen und Romane schreiben.

Die Welle der Solidarität aus der Kulturszene, die die Punkband Feine Sahne Fischfilet nach ihrer Ausladung durch das Bauhaus Dessau erreichte, ist ein gutes Beispiel dafür, wie man sich gemeinsam dem rechten Druck entgegenstellen kann. Aber wer das politische Engagement und den medienwirksamen Antifaschismus im Song-Format solcher Bands will, sollte sich auch zu den Strukturen bekennen, die es braucht um diese Bands hervorzubringen. Denn lange bevor „Feine Sahne“ als ZDF-tauglich galten, spielten sie für Spritkohle, „Reis mit Scheiß“ und limitierte Freigetränken in den selbstverwalteten Zentren.

Links lesen, Rechts bekämpfen

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24 Kommentare

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  • Locker bleiben, nicht gleich die Kirche in Brand stecken, bloß weil man an Gott zweifelt.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Ich bin absolut solidarisch mit linken AJZ's oder Hausprojekten.

    Nur: Genauso niedlich (und ein bischen nervig und öde) wie die Autorin diese Orte beschreibt, sind sie leider oft in der Realität und ich möchte an dieser Stelle diese Plattform nutzen, um mal ein bischen Kritik anzubringen und eventuell eine Diskussion mit Beteiligten anzustoßen.

    Was mich als jemand der selbst aktiv in diversen Räumlichkeiten war irgendwann total abgeturnt hat, war die Stümperhaftigkeit und ebendieser beschriebene unattraktive "Stallgeruch", kombiniert mit unhinterfragten, eingeschliffenen Verhaltensweisen.

    Ernstnehmen kann man die meisten linken Projekte nur im Kampf gegen Neonazis, was ja durchaus was wert ist, aber es könnte so viel mehr sein.

    Die meisten betreten solche AJZ als Jugendliche, betrachten das Ganze dann ein paar Jahre lang als ideologische Spielwiese und sind dann nach ein paar Jährchen übermüdet und haben keinen Bock mehr, weil viel Arbeit ohne Lohn, niemand sagt "Danke" und nichtmal Arbeitslose und Geringverdiener lockt die sogenannte "Volxküche", oder "Küfa" die man auch in "Küche für containernde Veganer mit Gewürzallergie" umbenennen könnte.

    Nur so als "real"sozialistische Idee:

    Was wäre eigentlich daran auszusetzen, wenn man die Leute die auf linken AJZ-Soli-Partys die Türe machen oder am Tresen stehen, erstmal bezahlen würde?- Ist das nicht eine linke Idee?-Kollektives arbeiten mit fairer Bezahlung ohne Chefs? Dann kann man halt nur noch 1000 Euro spenden, statt 1500 Euro. Dafür fühlt sich vielleicht auch mal jemand dazu veranlasst, sich bei der Vokü, oder bei den Longdrinks, oder beim saubermachen, oder beim Sound abmsichen von Lifeacts richtig Mühe zu geben. Und damit wäre das verstaubte "linksgrünversiffte" Image vielleicht auch mal weg und politische Inhalte würden ernster genommen werden.

    Freue mich auf spannende Einwände, wie "ähh...du Spießer, bleib mal locker"

    • @6474 (Profil gelöscht):

      "Dann kann man halt nur noch 1000 Euro spenden, statt 1500 Euro."



      Wo kriegt mensch bei einer Veranstaltung in den Lokalitäten soviel Geld raus?

      Ohne jetzt stundenlang aus dem Nähkästchen zu plaudern, daß mensch an Kasse, Bar, Mischpult und nachfolgend beim Schrubben sowas wie ne Aufwandsentschädigung kriegt, war seinereit auch mein Vorschlag bei nem Hausprojekt. So richtig hängen (s.o.) bleibt da halt nix, geht halt auch mal was kaputt an der Technik, dasunddas muß bezahlt werden oder eben Solikonzerte etc. pp. . Ich hätte halt die Getränke (außer Wasser) hierfür um ca. 50 ct. angehoben, nuja, wollten die anderen nicht. Gibts aber z.B. in so ziemlich jedem Studentenclub, also ein paar Maak für Tätigkeiten.

      Daß VoKü und Bandfutter wenigstens ne ordentliche Kantinen/Mensaqualität haben soll, sollte schon Maßgabe sein, dafür würde ich auch keine Kohle wollen.



      (Hat auch mehr Spaß gemacht als Spätthresen oder Scheißpapierrollen incl. Beimaterial aus der Porzellanschüssel zu pulen...)

      "Ernstnehmen kann man die meisten linken Projekte nur im Kampf gegen Neonazis, was ja durchaus was wert ist, aber es könnte so viel mehr sein."

      Weiß nicht; mit Tierrechtsaktionen zieht mensch außerhalb von Metropolen kein Schnitzel vom Teller...

  • Ja leider verhindert dieses Coolness-Gehabe ja gerade, dass man sich gibt wie man ist oder sich frei fühlen kann so zu sein wie man ist. Am schönsten wäre es ja gerade das zu überwinden und sich auch nicht die typische Antifa-Verkleidung anziehen zu müssen, damit man akzeptiert wird. Hängt natürlich dann zum Teil auch mit dem Alter zusammen, aber zum Teil eben auch mit gelebter Intoleranz.

    • @Ralf Eckstein:

      ...die Antwort sollte eigentlich unter die Aussage von "Ruhig Blut" - so passt die hier natürlich nicht so gut hin

      • @Ralf Eckstein:

        Man sollte allerdings auch sehen, denke ich, dass es oft Ablehnung von außen ist, die eine Abgrenzung nach außen und die Errichtung einer Gegen-Identität bewirkt. Das ist ein Phänomen, welches sich überall bei gesellschaftlichen Minderheiten beobachten lässt. Eine solche Gegen-Identität begünstigt natürlich ein elitäres Selbstverständnis. An Äußerlichkeiten wie Kleidung, Sprachcodes oder auch Körperhaltung, Gestik, Mimik lässt sich am schnellsten und einfachsten eine Selektion nach gruppenzugehörig und -nichtzugehörig vornehmen.

        Trotzdem ist es ja nicht so, dass das alles ideologisch homogene Gruppen mit festen Regelwerken wären. Ganz im Gegenteil gehört es doch meist zu deren explizitem Selbstverständnis, Anschauungen und Handlungsnormen beständig in Frage zu stellen und neu zu verhandeln, genau wie die Autorin schreibt. Völlig anders als bei rechten oder religiösen Gruppen etwa, die sich vielleicht in einer ähnlichen Oppositionshaltung gegenüber der Mehrheitsgesellschaft sehen.

        Was mir in diesen Szenen aber regelmäßig auffiel und -fällt, ist, dass es da Alphatierchen gibt (meistens Männer), die sich in puncto verbindlicher Meinungsbildung, Regelsetzung und Ausgrenzung stark hervortun, sich oft durch übergroße Selbstgewissheit auszeichnen und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb höheres Ansehen und größeren Einfluss haben, als die freundlicheren, bescheideneren.

  • Mit Hetero-Kleinfamilie ist wohl jenes Modell gemeint, wo die Mama am Herd steht und der Papa ins Büro fährt. Und dagegen kann man eben doch mittlerweile einige Argumente ins Feld führen.

    Davon abgesehen werfen Sie in Ihrem Beitrag ebenfalls alle Linken in einen Topf und erklären sie zu Feinden, tun also genau das, was Sie den anderen vorwerfen.

    Bei "den Linken" gibt es aber auch unterschiedliche Meinungen, wie aus dem Artikel ja auch hervorgeht. Von abgeschlossenem Weltbild kann also allgemein keine Rede sein.

    • @kditd:

      Hi, da Sie wohl mich meinten:



      1. Ist die Hetero Kleinfamilie keineswegs so differenziert dargestellt wie Sie hier behaupten



      2. Baue ich kein Feindbild "Linke" auf



      3. Schreibe ich differenziert, wenn ich sage "diese Linken" ist dies nicht "die Linken", sondern speziell die Gruppe, die ich kritisiere.



      Diese Gruppe spielt sich auf, "links" erfunden zu haben und ist dabei genauso borniert wie.... Und ja, es gibt eine Alternative dazu, daß sie ein geschlossenes Weltbild haben: sie können kein Deutsch und werden nur missverstanden... hm ... auch die Ausrede kenne ich aus einer anderen Richtung. Sorry wenn ich hier streng bin, meine politische Richtung tut hier nichts zur Sache, aber ich habe regelmäßig das Vergnügen, mit Menschen zu reden die sich für links und frei und bessere Menschen halten. Und die haben oft ganz enge Dogmen. Ich kann Geschichten erzählen. Ausländerfreunde, die in ihrem Vorschreiben wie man sich verhalten soll - Motto links, Hippie, nur keine Spießer-Ehe, keine Traditionen, eine Frau macht so und so und sonst ist sie nicht frei - eine linke Form von AFDlern sind. "Wir sind links und so und so, Hautfarbe egal, nsonsten passt euch an." Kotzt mich echt an. Vielleicht erwarte ich auch zu viel von Menschen die sich frei und aufgeklärt nennen.



      Sind dennoch, um fair zu sein, viel viel angenehmer als gehirnbefreite Vertreter der Gegenseite.

  • "ob du dort freundlich aufgenommen wirst oder nicht, hängt davon ab, ob auch du diesen bestimmten Stallgeruch hast." Das wäre doch eher ein Zeichen von Intoleranz und Abgrenzung als ein Einstehen für Diversität.

    • @Ralf Eckstein:

      Weil diese Zentren solidarisches, nichthierarchisches Zusammenleben proben wollen, können sie dort logischerweise keinen willkommen heißen, der das Gegenteil (autoritäre, hierarchische Strukturen) will.

      Daß man den Konservativen nicht (dauerhaft) in seinem linken Jugendclub haben möchte, heißt nicht, daß man ihn im öffentlichen Raum nicht toleriert...

      Sie lassen auch nicht jeden in Ihr Wohnzimmer, oder? Sind Sie dann auch intolerant? Also bitte.

      • @kditd:

        Das ist schon alles nachvollziehbar. Aber um in der Gesellschaft etwas positiv zu bewegen und nicht am Rand zu bleiben bitte die Freund-Feind-Erkennung verbessern.

      • @kditd:

        Das nichthirarchische bezweifel ich mal, da sich in jeder Organisationsform zumindest nonformale Hirarchien herausbilden. Klassisch in Jugendclubs oder linken Projekten die „Gründerclique“ oder die zentralen Meinungsbildner denen man nicht doof kommen darf.



        Außerdem glaube ich, dass links sein und konservativ manchmal nicht getrennt werden können. Idiologische Sturheit, Projekte die seit den 80er bestehen und die 68er feiern auch schon den 60sten Geburtstag.



        Ist natürlich alles meine subjektive Erfahrung.

      • @kditd:

        naja also wenn es so wäre, dass jedem der nicht "diesen bestimmten Stallgeruch" hätte unfreundlich begegnet würde, dann wäre das doch sehr intolerant. Dass jemand nicht direkt optisch der linken Szene zuzuordnen ist heißt doch nicht, dass diese Person gleich autoritäre oder hierarchische Strukturen will - es gibt noch so einige Grautöne zwischen schwarz und weiß

  • Ich verurteile die Brandanschläge. Auch sollten Rechtsradikale sich nicht in Deutschland ausbreiten.



    Doch was gibt es zB gegen eine Heterokleinfamlie zu haben? Muss man jetzt schwul sein oder Patchwork leben um das Gefallen des Autors zu finden? Was ist mit Reihenhaus und Auto? Das sind eben anders gesetzte Prioritäten, die aber nur begrenzt etwas über die Menschen Aussagen. Ein Problem mancher Linke ist es, im Kampf für die Rechte von benachteiligten Mitbürgern alle "Normalos" zu Feinden zu erklären. Daher kann ich nicht Links im Sinne dieser Linken sein und bin Feind aus dem Lager der Spießer. Das wäre auch so wenn ich schwul wäre. Abgeschlossene Weltbilder sind mit eine Gräuel, rechte mehr als linke, linke aber definitiv auch!

    • @sachmah:

      Gegen Menschen, die in Kleinfamilien leben wollen und ihr Reihenhaus brauchen, spricht nix, solange ich nicht für die mein Geld ausgeben muss, damit diese Vorteile bei der Steuer oder bei der Wohnungsbauförderung erhalten, die einem alternativem Lebensmodell nicht zustehen.

      Es geht nicht darum, dass die Familie verboten werden soll, sondern darum, dass sie gleichbehandelt werden soll.



      Und solange sie das nicht ist, ist es gerechtfertigt, diese Kritik auch zu äußern.

      • @Age Krüger:

        Da bin ich ganz bei Ihnen. Die Förderungen kommen nicht an der richtigen Stelle an und verschärfen Probleme wie auch Herdprämie. Auch ist die ganze Elternzeit-Regelung ein riesen Scheiss wenn jemand halt eben nun malAlleinverdiener ist, aber gerade bei mehreren Kindern eine helfende Hand gebraucht würde (wir reden da noch nicht von Eltern-Kind-Bindungsesotherik) oder die Familie mit zwei vollen Gehältern gerade so über die Runden kommt. Auch ich habe viel Überlappung mit linker Sozialpolitik da nicht völlig blind.

    • @sachmah:

      Ist doch nicht so, dass hier gefordert würde, dass jetzt alle in autonome Zentren und linke Wohnprojekte ziehen. Sondern lediglich, dass es weiterhin Alternativen zum Lebensmodell von Kleinfamilie und Single-Haushalt geben soll. Auch jenseits der Zwanziger, möchte ich hinzufügen.

    • @sachmah:

      Das sehe ich genauso. Das Problem ist doch, dass sich viele Gruppen abgrenzen und damit eben nicht Toleranz leben. Davon sind auch Linke leider auch nicht ausgeschlossen.

      • 9G
        99140 (Profil gelöscht)
        @Ralf Eckstein:

        Leider wahr.



        Allerdings ist dieses Manko in sozialer Kompetenz in einer linken Lebensführung Anlass ständigen Dialogs.



        Und wird nicht, wie bei Rechten, von einer Meinung zu einer Realität erklärt, die auch gleich Alleingültigkeit fordert.



        Eine Frage von Zielsetzung in der Lebensführung sowie Charakter, m.E.



        Hier z.B. die Hingabe zu einer Optimierung und dem Schutz von Grundrechten und freiheitlich-demokratischer Grundordnung für Alle.



        Dort die Schleifung von Grundrechten und der Solidargemeinschaft als Gesellschaftsvertrag, zur Schaffung einer rein emotional existenten Steigerung des Sicherheitsgefühls Einiger und durch Überwachung des Souveräns des Machterhaltes Weniger.



        Daran ist doch ein diverses Verständnis des Wertes Toleranz offenbar.

        • @99140 (Profil gelöscht):

          Ja, das sehe ich ähnlich. Man kann natürlich von Jugendlichen auch nicht zu viel erwarten. Und ja sie haben Recht, mir liegt links ja auch deutlich näher - aber ich treffe dort auch mehr als genug auf Intoleranz. Das ist dann immer ein bisschen scheinheilig

      • @Ralf Eckstein:

        Das stimmt allerdings. Und ob das im Allgemeinen wirklich genügend reflektiert und diskutiert wird, wie der Autor wohl annimmt, bezweifle ich.



        War vor einigen Jahren mal mit ner Freundin in einem autonomen Zentrum in Bologna und hatte irgendwie erwartet, dass die Italiener da weniger exklusiv und elitär unterwegs sind als die Mitteleuropäer. Von wegen. Bei mir ging‘s noch, weil ich einigermaßen das passende Äußere habe. Meine Freundin, anders als ich mit langjähriger Szenevergangenheit, sieht deutlich biederer aus und konnte die Ablehnung und Geringschätzung nach einer halben Stunde nicht mehr ertragen. Vielleicht war sie ein bißchen übersensibel, zugegeben, aber das verbreitete Coolness-Gehabe ist in meinen Augen ein echtes Problem, weil es die Akzeptanz schmälert und letztlich die eigenen Ansprüche konterkariert.

        • @Ruhig Blut:

          Ich glaube, ich habe nie mehr Dresscodes einhalten müssen wie damals, als ich in dieser Szene beheimatet war. Maximal noch später, als ich Bankkaufmann lernte. Damit kann man das ungefähr vergleichen.

          • @Age Krüger:

            Ich war nie wirklich in irgendeiner Szene. Als Jugendlicher hätte ich das toll gefunden. Damals dachte ich wohl, dass es sich einfach irgendwie ergibt, wenn man zufällig die richtigen Leute besser kennenlernt. Später wurde mir klar, dass entsprechende Leute nicht sonderlich Bock auf mich gehabt hatten, weil ich nicht cool und vielleicht auch nicht ehrerbietig genug war. Ich hatte das Gehabe und auch das Andienen als Neuling einfach nicht drauf.



            Trotzdem wichtig festzuhalten: Szene ist nicht gleich Szene. Und bei den ganz Jungen ging‘s oder geht’s mglw. strenger zu als bei den etwas Gereifteren. Besagte Freundin hatte dem Coolnesstum nach eigener Aussage schon in der Schulzeit abgeschworen, und trotzdem kein Problem gehabt, da reinzukommen. Vielleicht war’s ja gerade ihr Selbstbewusstsein, dass sie so selbstverständlich über dem Gemache stand und sich nicht beeindrucken ließ. Und es gab sicherlich genügend andere, die darauf auch keine Lust hatten. Von ihren Freunden aus der Ecke, die ich kennengelernt habe, sind jedenfalls die meisten überhaupt nicht so drauf.

        • @Ruhig Blut:

          Nicht der sondern die Autorin, sorry.