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Naturschutz im FreistaatBayern ist gut zu Bienen

Ein Volksbegehren für mehr Artenvielfalt ist ein Erfolg. CSU-Ministerpräsident Markus Söder beruft einen Runden Tisch ein.

Immer bereit im Kampf für die Bienen Foto: dpa

München taz | Trotz der Gefahr, dass es am Ende dann doch noch die eine oder andere Unterschrift kosten würde: Den Triumph konnten sie nicht mehr für sich behalten. „Bis Montagabend haben sich bereits über eine Million Wählerinnen und Wähler für ein besseres Naturschutzgesetz eingetragen“, teilte Agnes Becker, die Beauftragte des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“, am Dienstagnachmittag mit. Und damit waren schon zwei Tage vor Ende des Eintragungszeitraums die nötigen zehn Prozent erreicht.

Auch am Montag hätten sich in Bayern wieder lange Schlangen vor den Rathäusern gebildet. Szenen, wie sie etwa auf dem Münchner Marienplatz schon seit Beginn der zweiwöchigen Eintragungsfrist regelmäßig zu sehen waren. Besonders in den großen Städten war der Andrang erwartungsgemäß besonders hoch. So hatten sich allein in München bis Montagabend schon rund 148.000 Menschen in die Listen eingetragen, was einer Quote von 16,18 Prozent entspricht.

Auch am Mittwoch können sich die Wahlberechtigten in Bayern jedoch noch in die Listen eintragen, um dem Volksbegehren für die Artenvielfalt noch mehr Gewicht zu verleihen. „Je größer der Zuspruch, desto höher der Druck auf Ministerpräsident Söder, die Forderungen des Volksbegehrens für wirksamen Artenschutz in Bayern auch umzusetzen,“ so die ÖDP-Politikerin Becker. Und Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Grünen im bayerischen Landtag, sagte: „Wenn bis Mittwochabend noch alle unterschreiben, die bisher keine Zeit dafür gefunden haben, können wir dieses Volksbegehren zum erfolgreichsten seit über 50 Jahren machen und ein deutliches Zeichen an die bayerische Staatsregierung senden.“ Die offiziellen Zahlen will der Landeswahlleiter am Donnerstag vorlegen.

Mit dem Erfolg ist die zweite Hürde – die schwierigste, wie viele sagen – genommen. Denn jeden zehnten Wahlberechtigten bei Wind und Wetter zum Gang ins Rathaus zu bewegen, ist keine Kleinigkeit. Einige Volksbegehren sind in diesem Stadium schon gescheitert. So verfehlte 2004 das Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“ gegen eine Forstreform der Regierung Stoiber ganz knapp die Zehn-Prozent-Marke: 9,3 Prozent der Wahlberechtigten hatten unterschrieben.

Hecken, Bäume, Gewässer – alles soll geschützt werden

Ziel des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ ist eine umfassende Änderung des bayerischen Naturschutzgesetzes. Vor allem soll es künftig einige verpflichtende Maßnahmen gegen das Artensterben beinhalten. Man habe schon zu lange auf Freiwilligkeit gesetzt, so die Initiatoren – allerdings ohne Erfolg. So soll künftig ein Biotop-Verbund im Freistaat geschaffen werden, Hecken, Bäume und kleine Gewässer sollen in der Landwirtschaft erhalten werden, ebenso blühende Uferstreifen an allen Bächen, zehn Prozent aller Wiesen sollen in Blühwiesen umgewandelt und der Naturschutz in die Ausbildung von Land- und Forstwirten aufgenommen werden.

Außerdem soll der Anteil des ökologischen Landbaus bis 2030 auf 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ausgebaut werden. Noch sind es weniger als zehn Prozent. Angestoßen hatte die ÖDP das Volksbegehren. Nachdem es im Oktober vom Innenministerium zugelassen worden war, schloss sich allerdings ein Bündnis von über 170 Partnern an, darunter auch Grüne, SPD und verschiedene Naturschutzorganisationen.

Jetzt ist der Gesetzgeber am Zug. Der bayerische Landtag hat im Prinzip drei Möglichkeiten: Er kann die vom Volksbegehren geforderten Gesetzesänderungen übernehmen, und die Sache ist erledigt. Er kann aber auch die Forderungen der Artenschützer in Bausch und Bogen ablehnen, dann muss der Wähler in einem Volksentscheid befinden, ob der Gesetzentwurf umgesetzt wird oder alles beim Alten bleibt. Derzeit läuft allerdings alles auf Möglichkeit Nummer drei hinaus: Es kommt zu einem Volksentscheid, bei diesem stellt der Landtag mit seiner schwarz-orangefarbenen Mehrheit aber noch einen eigenen Gesetzentwurf zur Auswahl.

Nach langem Zögern hatte sich Ministerpräsident Markus Söder noch während des laufenden Volksbegehrens zu Wort gemeldet und einen Runden Tisch angekündigt. Im Gespräch mit den Initiatoren des Volksbegehrens, aber auch mit dem Bauernverband will er bis zum Frühsommer ein Naturschutzgesetz erarbeiten, das einen besseren Artenschutz gewährleistet. Nachdem bekannt war, dass die zehn Prozent sicher waren, twitterte Söder: „Unser Ziel ist ein gesellschaftlicher Konsens. Wir wollen Natur nicht gegen die Bauern schützen, sondern mit ihnen.“ Am Ende schob der Ministerpräsident aber noch nach: „Wir wollen versöhnen, statt zu spalten.“ Kann man als selbstkritische Begründung für die neue Offenheit gegenüber den Naturschützern verstehen. Wahrscheinlicher ist, dass es als Spitze gegen die Initiatoren des Volksbegehrens gemeint ist, denen besonders vom Bauernverband immer wieder unterstellt worden war, sie richteten sich mit dem Volksbegehren gegen die Landwirte.

Der Volksentscheid kommt

Der Bauernverband, der in der Regel auf die Unterstützung der CSU zählen kann, ist der vehementeste Gegner des Volksbegehrens und lehnt verpflichtende Maßnahmen kategorisch ab. Allerdings scheiden sich inzwischen auch innerhalb der Bauernschaft die Geister. So wirft etwa der bayerische Landesverband von Bioland dem Bauernverband in einem Offenen Brief bewusste Falschbehauptungen und Stimmungsmache vor. Einige Bioland-Mitglieder sind nun aus Protest aus dem Bauernverband ausgetreten.

Der Runde Tisch ist schon für den 20. Februar terminiert. Eine Einladung von Söder habe man noch nicht bekommen, berichteten er bayerische Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann und Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz, noch am Montag auf einer Pressekonferenz, aber man werde sich ernstgemeinten Gesprächen nicht verschließen. Bloß: Der Entwurf des Volksbegehrens sei die Messlatte. „Drunter werden wir nicht gehen“, sagte Schäffer. „Wenn es dann noch etwas Besseres gibt, dann werden wir das Bessere unterstützen.“

Zu einem Volksentscheid wird es nun aber in jedem Fall kommen – aller Voraussicht nach zeitgleich zur Europawahl am 26. Mai.

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31 Kommentare

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  • @Khaled .



    Das ist nicht ganz falsch, jedoch Naturschutz mit Bevölkerungsdichte 230/qukm und mit Rohstoffverbrauch, Energieverbrauch, ständig erhöhtes Verkehrsaufkommen und ständiges Wachstum kann nie gelingen. Was expotential wächst bricht mal zusammen. Die einzige Lösung rückwärts fahren. Die Technik, Wissenschaft können für begrenzte Zeit den eingeschlagenen Weg noch am Laufen halten. Deutschland kann noch den Afrikanern die Rohstoffe abnehmen, sie kann dort auch noch Müll abladen und ihnen die Fische wegfangen und einige auch reich werden lassen, wie lange? Mit der Industrierevolution wuchs die Bevölkerung sprunghaft und der Ressourcenverbrauch. Deutschland hat in seinem Ländchen schon fast alles verbraucht. Eine Weile wird es schon noch klappen. Die Holländer mit einer Bevölkerungsdichte von 400 pro qukm vertreiben die Bauern in Rumänien, denn dort arbeiteten noch vor EU Mitgliedschaft 25% in der Landwirtschaft, alles Geringverdiener. Vielleicht kann der Naturschutz in Deutschland verbessert werden. Mann muss nur richtig im Ausland investieren, Regime change installieren, dann kann man vielleicht auch in Deutschland noch eine Weile das Bienenaussterben hinauszögern.

  • "Dominik Baur, Bayernkorrespondent".



    Bayernkorrespondent – wer in der taz vergibt eigentlich den Titel für "Auslands"korrespondenten??^^



    Es wäre schön, uns Bayern nicht (ständig) das Gefühl zu vermitteln, dass hier alle für doof und schwarz wählend gehalten werden …^^



    Danke.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ein 'Runder Tisch' macht nur Sinn, wenn Söder und der Bauernverband bereit sind, die Forderungen des Volksbegehrens auch umzusetzen. Die Zeit der Diskussionen ist endgültig vorbei. Das Gerede vom "gesellschaftlichen Konsens" ist Nonsens.



    Die große Mehrheit der Menschen im Freistaat Bayern wollen die Umsetzung dieses Volksbegehrens. Und wenn Söder meint "Wir wollen Natur nicht gegen die Bauern schützen, sondern mit ihnen", dann verschweigt er, dass auch viele Bauern dieses Volksbegehren unterstützt haben.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ..."darunter auch Grüne, SPD" und Die Linke.

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Ich habe gehört, daß Söder an den runden Tisch angeblich bereits Aiwanger, den Bauernpräsidenten und jemand von der FDP eingeladen haben. Also eine ausgewogene Mischung. Der Tisch ist nicht so arg groß und die Grünen sind auch gar nicht gern gesehen in der bayerischen Staatsregierung. Und die Linken haben auch nicht mehr Platz.

  • Liebe Frau Dütsch,



    leider ist die Natur nicht immer so nett und die Gewinnmarge für Einzelproduktgruppen nicht so hoch. Jedem Marktteilnehmer geht es um Gewinne (zur Existenzsicherung) und ferner sind Bauern ohne Lohnabhängige/Angestelle nicht reich.

    Bauernverbände sind abhängig von der Natur und müssen diese zur Einkommenserhöhung optimieren.



    Sofern man irgentwie dagegen vorgehen möchte, ist eine Forschung an umweltfreundlichen Mitteln essentiell.

    Alternativ muss man gesetzlich zwangsweise hohe Ertragsminderungen in Kauf nehmen (>20%) (durch Schädlinge für die Ernte).

    • @marxscheEffizienz:

      Zumindest was den Anbau und die Gifte betrifft die teilweise 30-50 Jahre für den Abbau in den Böden brauchen. Mit deren Namen möchte ich jetzt nicht beginnen.



      Wir sind Teil dieses Ökosystems, vergessen?

      • @Sofia Dütsch:

        Natürlich ist mir das bekannt. Bei fehlender Vergütung auf Grund niedriger Lebensmittelpreise bzw. Marktmacht wird das nur schwierig umzusetzen.

        "Richtige Bauern mussten immer



        langfristig denken, das haben die



        Landwirt und Ökonomen verlernt."



        Falls Sie auf Fruchtfolge anspielen, so hilft die leider nur begrenzt.

        "auchtgesundes Ökosystem mit genug Insekten braucht keine hochgiftigen



        Insektizide."



        Haben Sie schon mal gesehen, wie Kartoffeln angebaut werden?

        Ich habe Ihnen bereits geschrieben, dass man das machen kann. Nur wird es nicht ohne gesetzliche Vorschriften oder entsprechende Preise gehen.

        Meine Intention war die Darstellung der ökonomischen Zwänge nach Marx.



        Es tut mir Leid, falls das nicht entsprechend rübergekommen ist.

        Hier die Alternative:



        www1.wdr.de/wissen...pestizide-100.html

    • @marxscheEffizienz:

      Deutschland war noch nie Vorreiter, ist US-Kopist und hat deshalb immer das Nachsehen.



      Auch im Größenwahn. Zu kurz gedacht drum nichts vollbracht.



      Jedenfalls langfristig.



      Richtige Bauern mussten immer



      langfristig denken, das haben die



      Landwirt und Ökonomen verlernt.

    • @marxscheEffizienz:

      Wie ich geschrieben habe Lobbyverbände. Wie die Winzerverbände auch. Überschuß erwirtschaften für die Börse. Ein auchtgesundes Ökosystem mit genug Insekten braucht keine hochgiftigen



      Insektizide. Großbauern/ schon



      Maschinen ist es auch egal was sie



      tanken. Großbauern/Konzernen ist



      es auch egal was sie anrichten. Da ist der Gewinn wichtiger. Wenn nichts mehr wächst geht man eben weiter



      oder pleite. Siehe US Landwirte.

  • "…und der Naturschutz in die Ausbildung von Land- und Forstwirten aufgenommen werden."



    Wie bitte?! Das ist in der Ausbildung bis heute überhaupt kein Thema?!



    Na, was rege ich mich auf, Wirtschaft wird in der Schule auch nicht gelehrt (außer auf Wirtschaftsgymnasien, wenn ich nicht irre)… könnte der Bevölkerung ja helfen zu verstehen, was die da oben alles so an Blödsinn verzapfen. Und wer will das schon…^^



    Trotzdem habe ich große Freude – und vielen Dank an alle, die unterzeichnet haben. Manchmal gibt es Grund zur Freude in Bayern "festzuhängen"…

    • @Frau Kirschgrün:

      Das ist abhängig vom Lehrplan. Wo ich herkomme gibt es Wirtschaft-Recht (Gymnasium) beziehungsweise Wirtschaft-Technik (Regelschule) als Unterrichtsfach.

      • @mallm:

        Es wird beides einfach zu wenig gelehrt – da können wir uns sicher einigen…



        Land- und Forstwirte ohne Ausbildung in Naturschutz – sorry, aber geht's noch?

        • @Frau Kirschgrün:

          Ich glaube, Sie haben zum einen keine Ahnung, was eine Naturschutzausbildung alles beinhaltet und wissen zum anderen auch nicht wo sich eine landwirtschaftliche Ausbildung mit naturschutzfachlichen Grundlagen überschneidet.

          Welche konkreten Ausbildungsinhalte fehlen Ihnen?

        • @Frau Kirschgrün:

          „... dass wir jetzt mit einem riesen Aufwand Naturschutz betreiben„

          Nö. Der Aufwand ist ncht riesig. Er besteh gerade mal darin etwas NICHT zu tun. Der Natur Raum zu geben!

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Eins vorneweg liebe Bayern: Alles richtig gemacht! Artenschutz ist wichtig und jede Aktion zählt!



    Was mich nach wie vor betrübt ist der Umstand, dass wir jetzt mit einem riesen Aufwand Naturschutz betreiben, NACHDEM wir die Natur mit unserem Gewinnstreben und Konsumverhalten quasi zerstört haben. Das ist doch völlig Gaga und zeigt, wie wenig wir in den letzten 30 „Grünenjahren“ von Naturschutz - und ich meine nicht die Reservate - verstanden, gescheige denn umgesetzt haben. Ein Trauerspiel.

    • @97088 (Profil gelöscht):

      Ein Trauerspiel ist es, ja. Manchmal kommt mir die Menschheit vor wie ein Kind. Das strebt nach Wachstum und nochmehr Wachstum bis es die Vase auf dem Schrank erreicht. Nun kann es noch nicht so gut mit seinem großen Machtwerkzeug der großen Hand umgehen und wirft die Vase runter. Bisher hat es dann einfach die Reste der Vase aufgegessen und ist noch größer geworden. Jetzt ist es so groß dass es schon eine Wand vom Haus eingerissen hat. Doof weil jetzt ist’s irgendwie kalt und nass und auch wenn’s heiß ist wird’s nicht geschützt. Vielleicht nimmt jetzt das Trauerspiel seine Wende weil es anfängt die Wand wieder aufzubauen. Ob es sich danach noch vom Wachstum zum Keramiker entwickelt entscheidet das retardierende Moment.

      • @outsourced:

        Sie können das gut mit Gruppendynamiken erklären. Langfristig wissen alle, dass es schlecht ist. Kurzfristig bringt es jedoch Gewinne und Verrat lohnt sich, wenn hinreichend wenige dagegen vorgehen.

      • @outsourced:

        Ein sehr schönes Beispiel – eigentlich und uneigentlich für ALLE nachvollziehbar.



        Allein mir fehlt der Glaube, dass der Gesetzentwurf wie vom Volksbegehren formuliert, nicht doch mit Medienmacht und Manipulationen den Bauern zum Bauernopfer;-) wird.



        Der Herr Söder wird alles tun, um das "Gejaule" der Bauern zu erhören (typische CSU-Wählerstimmen!).



        Wenn den Bauern (auch) durch die Regierungspolitik der Milchpreis auf beinahe Null gesenkt wird, dann scheinen sie es irgendwie zu akzeptieren (ja, schon ein bißchen Protest, aber im Großen und Ganzen…), aber wehe die Bevölkerung wagt es, etwas zum Naturerhalt zu sagen …



        Mal sehen, ob die Bevölkerung auch bei einem Gegenentwurf der Regierung "hart" bleibt, und sich nicht mit Behauptungen eines wie auch immer gearteteten, angeblichen Bauernsterbens ins Bockshorn jagen lässt.

        • @Frau Kirschgrün:

          die Senkung des Milchpreises bringt ja auch immer Wachstum.



          Der BAuernverband erklärt seinen Mitgliedern sie müssten eben wachsen um mithalten zu können.



          Einige wachsen dann, zunächst auf Kredit, einige gehen dann daran kaputt und müsen an die Restlichen übergeben (die wachsen weiter)



          und die ,die ausgeschieden sind gehören dem Bauernverband dann ja nicht mehr an.



          Also stimmte die Theses vom Wachstum für die Verbleibenden....

          Das ganze Sytem st krank, und es stinkt vom Kopf her.

          • @Friderike Graebert:

            Meine Rede.

        • @Frau Kirschgrün:

          "durch die Regierungspolitik der Milchpreis auf beinahe Null gesenkt wird"



          Könnten Sie erläutern, welche Maßnahmen der Regierung dazu geführt haben?



          Oder welche Schutzmaßnahmen (Zölle) helfen würden?

          • 9G
            91672 (Profil gelöscht)
            @marxscheEffizienz:

            Ich schlage vor: Einfach das Prinzip der Marktwirtschaft in der Landwirtschaft einführen.



            Dann kostet der Kopfsalat statt 1.15 € 1.19 € und die Kartoffeln 5 kg 15 Cent mehr. Die Karotten 2 Cent mehr, Spargel das kg 4 Cent mehr und der Milchpreis bleibt, denn er hat mit Natur- und Insektenschutz nichts zu tun.



            Man müsste die Bauern natürlich erst in Seminaren im Fach Marktwirtschaft ausbilden, weil sie das ja nicht kennen. Bisher galt ja immer das subventionsorientierte kommunistische Prinzip.

          • @marxscheEffizienz:

            Das ungezügelte Gewinnmaximieren der Molkereien und des Handels haben massiv zur Absenkung des Milchpreises für die Bauern unter 40 Cent (!) pro Liter geführt.



            Dass es am kapitalistischen System liegen könnte, wenn angebliche Grundnahrungmittel ihre Hersteller und Produzenten nicht mehr am Leben halten (können), kommt anscheinend niemandem in den Sinn… in Kürze importieren wir dann Milch aus der Wüste, weil die Scheichs das "Urwasser" aus den Kavernen pumpen… ist es das was Sie wollen? Abhängigkeit vom Export aus totalitären Staaten?



            Die Zerstörung der Natur ist doch wohl hoffentlich unstrittig auch eine Konsequenz des Kapitalismus, oder wie sehen Sie das?!



            ➤ ➤ "Bauernverbände sind abhängig von der Natur und müssen diese zur Einkommenserhöhung optimieren." Was für ein Quatsch. Das ist ganz genau das, was unsere Natur zerstört – und zwar unwiederbringlich. Natur lässt sich nicht optimieren, die ist doch keine blöde Maschine und kein Mensch, der sich in aber auch alles reinquatschen lässt, und wenn es ihn sein Leben kostet (Harzt IV oder Herzinfarkt).



            Es muss genau das Gegenteil passieren. Naturnahe (deswegen auch das Volksbegehren!), kleinteilige, biologische Landwirtschaft. Weltweit, nur nebenbei angemerkt.



            Ist machbar und reicht zur Ernährung sogar der Weltbevölkrung aus, wenn es vernünftig und solidarisch gemacht wird.



            Unterstützung der ärmeren Länder (in denen sowieso immer noch 80% der Landwirtschaft von Kleinbetrieben aufrecht erhalten wird), Transportwege durch ausgebaute Infrastruktur in armen Ländern verbessern, unseren Müll (Hähnchenflügel) bei uns verwerten und nicht den afrikanischen Markt damit zerstören, usw. – Sie wissen ja: 2000 Zeichen – hab' ich alles schon des öfteren beschrieben…



            Ein weiter so wie immer, "hamma scho oiwei so g'macht" – das klappt nicht mehr, das ist doch jedem Menschen inzwischen klar, oder nicht?! Natur optimieren …

            • @Frau Kirschgrün:

              So wie ich das sehe, muss man die strukturellen Ungleichheiten beheben.



              Entweder man packt die Bauern in größere Verhandlungsgruppen zusammen oder man zerschlägt die großen Einkäufer, die vermutlich unter der Hand Preisabsprachen tätigen.

              Natürlich bin ich für ein Vorgehen entgegen der totalitären Staaten.

              "Zerstörung der Natur ist doch wohl hoffentlich unstrittig"



              Definition etc von Kapitalismus sprengt hier etwas den Rahmen, aber ich halte mich ganz an Marx:



              Die ökonomische Realität spiegelt das soziale Gefüge wieder abseits der strukturellen Abhängigkeit [und Effizienz (Skalierung in heutiger Zeit)].

              "Es muss genau das Gegenteil passieren."



              Verzeihung, dass ich die ökonomische Realität nicht hinreichend von meiner Position abgegrenzt habe.

              "Unterstützung der ärmeren Länder"



              Ich weiß nicht, ob das kontraproduktiv wäre und Abhängigkeiten schafft. Es sollte zumindest intelligent geschehen und nicht dauerhauft angelegt sein.

            • @Frau Kirschgrün:

              Im neoliberalen Frankreich und in Großbritannien kostet die Milch selbst bei Lidl oder Aldi über einen Euro bzw. ein Pfund, in anderen Supermärkten sogar noch mehr.

              Dort liegen grundsätzlich die selben wirtschaftlichen Grundbedingungen wie in Deutschland vor, warum aber soll bei uns die Milch nur weniger als die Hälfte kosten?

              Die Kunden in Deutschland würden die Milch auch kaufen, wenn sie entsprechend teurer wäre, denn Milch ist kein substituierbares Produkt.

              Die Molkereien in Form der bäuerlichen Absatzgenossenschaften haben übrigens nicht die Aufgabe, Gewinnmaximierung aus reiner Profitgier zu betreiben, sondern sie haben die Aufgabe, in Kooperation mit den Bauern die Milchprodukte abzusetzen und die entsprechenden Preise auszuhandeln. Wenn deren Vertreter ihre Klientel verraten, so ist das leider ein typisch deutsches Problem, aber auch die kleinen Bauern, deren Betriebe auf der Kippe stehen, wählen ja immer wieder treudeutsch ihre Bauernverbandspräsidenten aus den Reihen der meist adligen Großgrundbesitzer die ihrerseits industrielle Intensivlandwirtschaft betreiben und damit indirekt den kleinen Höfen schaden.

              Milch ist abgesehen davon so ziemlich das einzige landwirtschaftliche Produkt, welches nicht zum größten Teil aus dem Ausland eingeführt wird, die Mär von der billigen Milch aus China zieht hier also nicht.

              • @Khaled Chaabouté:

                "…die Mär von der billigen Milch aus China…" – –???



                Davon habe ich definitiv nicht gesprochen – und im Übrigen geht's mir um's Grundsätzliche des Kapitalismus der Gewinnmaximierung und der Menschenausbeutung, das dürfte meinem Kommentar zu entnehmen gewesen sein… – dürfte… ––––"Hauptsach' 'was g'sagt"…

                • @Frau Kirschgrün:

                  Wer sich in immer allgemeinere antikapitalistische und ökologische Utopien flüchtet, macht damit klar, dass gar keine echte Änderung gewünscht wird.

                  Wir leben nun mal leider in ziemlich festgefahrenen kapitalistischen Realitäten mit zahlreichen Interessengruppen, Medienmeinungen und schwachen bis unfähigen Politiker*innen.

                  Hauptunterschied: Die Interessenvertretungen der Wirtschaft agieren knallhart mit den Ellbogen um die Interessen ihrer Klientel durchzusetzen und sind damit sehr effektiv, während die Seite der Umwelt- und Naturschützorganisationen nur mit winselweichen Appellen an mehr Einsicht und Verständnis daherkommen, obwohl sie von Mitgliedern und Finanzen her ein viel größeres Aktionspotential besitzen (z.B. NABU 700.000 Mitglieder, Budget 25 Mio / BUND 600.000 Mitglieder, Budget 27 Mio).

                  Die Grünen blieben jedesmal, wenn sie in einer Machtposition waren, weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, von Renate Künast als Bundeslandwirtschaftsministerin über zahlreiche rot-grüne Landesregierungen bis aktuell in BaWü. Die Linken haben das Potential des Naturschutzes und dessen unbedingte Wichtigkeit leider noch nicht vollumfänglich erkannt, während das Thema den anderen Parteien sowieo am A… vorbeigeht.

                  Wir können etwas erreichen, sogar eine ganze Menge, aber nur, wen wir uns auf unsere Stärke besinnen und die ersten praktischen Schritte gehen. Mit Schülerphantasien, wonach eine gute Fee einfach nur den pöhsen Kapitalismus wegzaubern muss, damit alles gut ist, kommen wir leider keinen Schritt weiter, genau so wenig wie mit Schülerphantasien, wonach die Welt sofort schlagartig besser wird, wenn sich alle ab morgen nur noch vegan ernähren.

  • Dass die Bauernverbände auch nur Lobbyisten sind und mit Chemie- und was ich weiß



    zusammenklüngeln (Bayer-Monsanto) ist doch offensichtlich. Ein Bauernverband der sich gegen den Naturrnschutz stellt ist kein Bauernverband sondern Agroökonomisten



    verband. Da geht es nur noch um Gewinne. Nicht der Landwirte sondern der Börsenspekulanten.

    • @Sofia Dütsch:

      So isses.