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Demonstrationen in SpanienFrauen gegen rechts

In Spanien demonstrieren landesweit Menschen gegen Gewalt gegen Frauen – und gegen den rechten Pakt der Regierung in Andalusien.

Tausende protestieren vor dem Parlament in Sevilla Foto: dpa

Madrid taz | In über einhundert spanischen Städten fanden am Dienstagabend Demonstrationen statt. Deren Motto: „Unsere Rechte werden nicht verhandelt.“ Aufgerufen hatte ein Bündnis aus rund 200 Frauenorganisationen. Zehntausende, meist Frauen, machten ihrem Unmut über die neue Rechtsregierung im südspanischen Andalusien Luft. Dort begann in der regionalen Hauptstadt Sevilla am Dienstagfrüh die entscheidende Parlamentsdebatte, die am heutigen Mittwoch mit der Wahl des Konservativen Juan Manuel Moreno zum Ministerpräsidenten endet.

Sein Kabinett ist eine Koalition seiner Partido Popular (PP) mit der rechtsliberalen Ciudadanos (Cs). Die Mehrheit haben die beiden dank der Stimmen der rechtsextremen VOX. Und diese hatte Themen wie den Kampf gegen die sexuelle und häusliche Gewalt und die Gleichstellung der Frau zum Verhandlungsgegenstand gemacht.

Moreno, der nach 37 Jahren die Sozialisten an der Regionalregierung ablöst, weiß, was die Ultrarechte von ihm erwartet. Während draußen vor dem Parlament in Sevilla Tausende von Frauen demonstrierten, versprach Moreno in seiner Rede, „die Gesetze zu verbessern“, „so dass alle Opfer geschützt werden“. Er stellte damit die häusliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen auf die gleiche Stufe mit den wenigen Fällen von häuslicher Gewalt gegen Männer – so wie VOX dies tut und damit ein strukturelles Problem leugnet.

In Spanien wurden allein im vergangenen Jahr 47 Frauen von Partnern und Ex-Partnern ermordet, 12 davon in Andalusien. Außerdem versprach Moreno, die „Familie zur Leitlinie“ seiner Politik zu machen. Familienpolitik statt Gleichstellungspolitik, auch das wünschte sich VOX.

Für mich war es keine Frage. Ob zu Hause auf den Kanarischen Inseln oder hier, wir müssen unsere Rechte verteidigen

María Ángeles Sánchez, 80 Jahre

„Nicht ein Schritt zurück“, hallt es über den zentralen Platz Puerta del Sol in Madrid, wo neben Sevilla die größte Kundgebung stattfand. Unter den Tausenden, die gekommen sind, befinden sich die 43-jährige Dara Sánchez mit ihrer 80-jährigen Mutter María Ángeles Sánchez. „Ich bin es leid, ich bin müde, immer wieder für das Gleiche auf die Straße zu gehen“, sagt die Tochter. Die Angestellte im Marketingbereich wäre gar nicht gekommen, „hätte mich nicht meine Mutter ermutigt“. Die weißhaarige Dame ist für ein paar Tage bei ihr zu Besuch. „Für mich war es keine Frage. Ob zu Hause auf den Kanarischen Inseln oder hier, wir müssen unsere Rechte verteidigen“, erklärt die Rentnerin, die einst in einem Umfrageunternehmen arbeitete.

María Ángeles Sánchez zählt auf, für was sie als Frau in ihrem Leben schon alles gestritten hat. Als sie jung war, konnten die Frauen weder ein Konto eröffnen noch einen Pass beantragen, ohne dass der Vater oder nach der Heirat der Ehemann unterzeichnete. Scheidung gab es nicht, Abtreibung war auch verboten. „Ich habe mich mit der Ungerechtigkeit nie abgefunden“, sagt die rüstige Dame mit entschlossenem Ton. „Es leid sein“ oder „es müde sein“, wie ihre Tochter immer wieder betont, für María Ángeles gibt es das nicht: „Solange wir nicht wirklich gleichgestellt sind.“

„Madrid wird das Grab des Machismus sein“ und „Madrid wird das Grab des Faschismus sein“, halt es abwechselnd über den zentralen Platz Puerta del Sol, der sich mittlerweile fast völlig gefüllt hat. In der Hauptstadtregion ist die Sorge groß, denn VOX schneidet bei den Umfragen für die Regionalwahl im kommenden Mai gut ab und die konservative PP hat bereits angekündigt, auch hier mit den Rechtsextremisten paktieren zu wollen, falls dies die Mehrheit sichert, die sie bisher schon dank Cs haben.

Auch Mutter und Tochter Sánchez sind sich darüber im Klaren. „Im Mai müssen alle wählen gehen, anstatt anschließend zu heulen“, sagt María Ángeles Sánchez. „Wenn nicht, werden wir hier in Madrid und später auch im spanischen Parlament das Gleiche erleben wie in Andalusien“, fügt Tochter Dara hinzu. Der nächste wichtige Termin steht für die beiden schon fest. Der Frauentag am 8. März, an dem erneut zum Streik für die Gleichstellung aufgerufen wird.

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