taz-Adventskalender (16): Auf ein Bier – und einen Baum!
Berlin ist auch mal Spitzenreiter: Sozialunternehmen versuchen, ein Problem langfristig − meist mit innovativen Methoden und Produkten − zu lösen.
Nach dem christlichen Kalender wird die Frohe Botschaft ja erst am 24. Dezember verkündet. Weil es in diesem irdischen Jammertal aber so selten Grund zur Freude gibt, präsentieren wir bis Weihnachten täglich eine gute Nachricht.
Die Weihnachtszeit soll eigentlich eine Zeit der Besinnlichkeit sein, ein ruhiger Ausklang des fast vergangenen Jahres. Doch im Wahn des Konsums, im Rausch des Schenkens und Beschenkt werden und, nicht zu vergessen, beim Organisieren eines Advent-Kaffeekränzchens, ist der Dezember für viele immer wieder aufs Neue das genaue Gegenteil – purer Stress. Auch der Wirtschaft geht es da nicht anders. So versuchen die Unternehmen mit zahlreichen vermeintlichen Mega-Angeboten einen der limitierten Geschenk-Plätze unter dem Weihnachtsbaum zu ergattern. Dabei haben sie die Maximierung des Gewinns stets fest im Blick.
Das sogenannte Sozialunternehmertum beziehungsweise Social Entrepreneurship, wie es im Start-up-Jargon heißt, stellt sich dem jedoch entgegen und drückt im Rennen um den Profit auf die Bremse. Anders als konventionelle Unternehmen nehmen sich Sozialunternehmen eines gesellschaftlichen Problems an und versuchen, es langfristig − meist mit innovativen Methoden und Produkten − zu lösen. Berlin hat auf diesem Feld in Deutschland mittlerweile eine Vorreiterrolle eingenommen und ist laut einer Studie der Thomson-Reuters-Stiftung aus dem Jahr 2016 sogar einer der fünf Hotspots neben London, Nairobi, Hongkong und Santiago de Chile.
Das 2009 von Christian Kroll gegründete Unternehmen „Ecosia“ ist eines von vielen jungen Sozialunternehmen der Hauptstadt, das auf Gewinn verzichtet, um aktiv ein gesellschaftliches Problem anzugehen. Das Konzept der Internet-Suchmaschine ist einfach. So werden mindestens 80 Prozent des Gewinns, der, ähnlich wie bei Google, durch Werbeeinahmen bei Web-Suchen generiert wird, an gemeinnützige Naturschutzorganisationen gespendet. Das Hauptziel ist dabei der Schutz und die Aufforstung bedrohter Waldgebiete. Seit 2014 unterstützt das Unternehmen zum Beispiel das „Greening the desert“ Projekt in Burkina Faso, das vertrocknete Waldgebiete neu bepflanzt. Im Oktober 2018 gab „Ecosia“ bekannt, die Marke von insgesamt 40 Millionen gepflanzter Bäume geknackt zu haben.
Trinken für einen guten Zweck
Viele „Social Start-ups“ beschränken sich aber eher auf einen regionalen bis lokalen Wirkungskreis. Da gibt es zum Beispiel die Kreuzberger Biermarke „Quartiersmeister“, die 2010 von Peter Eckert und David Griedelbach gegründet wurde. Von Beginn an stand fest, dass zehn Cent pro verkauften Liter gespendet werden sollen. Aber nicht nur das: Alle Einnahmen, die nach Personal, Verwaltung et cetera, übrig bleiben, werden an soziale Projekte verteilt. Auf diesem Wege hat das Unternehmen über 120.000 Euro verschenkt. Profitiert haben unter anderem die Prinzessengärten in Kreuzberg oder auch Selbsthilfeläden in der Gegend.
Deutschland liegt in der oben angesprochenen Studie der Thomson-Reuters-Stiftung übrigens nur auf Platz 12 in der Liste der sozialunternehmenfreundlichen Nationen, nur Berlin kann wie erwähnt Spitzenplätze erreichen. Endlich mal wieder eine Rangliste, die man als Berliner gerne anführt. Sonst ist man ja höchstens bei missglückten Flughäfen oder unbeliebten Landesregierungen spitze.
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