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Alles Populismus oder was?
Zitat: „Doch in Wirklichkeit geht es gar nicht um Fangquoten, sondern um Populismus.“
Eine weitere interessante Definitionserweiterung der trendigen Diskursfigur „Populismus“: „Offenbar will die Regierung jene Wähler bedienen, die sich...“ usw. D. h. Populismus ist, wenn Regierungen die Partikularinteressen jener Teilpopulationen bedienen, die für ihre Unterstützung, Finanzierung, Wiederwahl usw. relevant sind. Na, so was aber auch! Nun warten wir nur noch auf den definitorischen Durchbruch mit der Einführung des Topos‘ vom „Lobby-Populismus“. Damit dürfte dann wohl auch das letzte, allerdings wohl wichtigste Segment auf der Skala des Politischen mit dem bizarren Label „Populismus“ abgedeckt sein...
Richtig, es geht um Japan first.
Oder etwas länger: Es geht in der heutigen Zeit darum den Menschen eine eigene Story, eine eigene Identifikation, ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben. Hier, das sind wir. Dort drüben sind die anderen, und die verstehen uns nicht. Von denen grenzen wir uns jetzt ab (Walfleisch! Man überlege!, etwa so wie bei uns Kässpätzle, die wir uns auf keinen Fall verbieten lassen oder wie?), das macht uns stärker und die Oberen glauben dadurch Leute für sich zu gewinnen.
Die Frage jedoch ist nicht, dass das so läuft, sondern eine Analyse des Warum das so läuft derzeit! Weltweit, vom Erdo bis Orban, Trump und der Wal?
"Populismus mit der Harpune"
Jetzt bringt der Populismus auch noch die Wale um...
@agerwiese Auf jedem Kinderspielplatz gibt es mindestens einen Jonas, meist mehrere. Es muss also noch viele Wale geben.
Eine Studie zu Einstellungen bei der Polizei legt jetzt den Abschlussbericht vor. Studienleiterin Anja Schiemann über überraschend positive Befunde – und einige Problembereiche.
Kommentar Walfang in Japan: Populismus mit der Harpune
Japan will ab Juli 2019 wieder kommerziell Wale jagen. Der demonstrative Schritt zielt vor allem auf die Wähler von Premier Abe in den Hafenstädten.
Walfleisch ist schwierig zuzubereiten (Archivbild) Foto: dpa
Auf den ersten Blick wirkt die Reaktion der Japaner verständlich: Sie sind frustriert, dass die internationale Walfangkommission seit Jahren nicht auf sie hört und dass das Fangmoratorium für Wale weiter bestehen bleibt. Also haben sich die Japaner jetzt zu einem demonstrativen Schritt entschlossen und angekündigt, dass sie ab Juli 2019 wieder kommerziell Wale jagen werden – zum ersten Mal nach dreißig Jahren.
Doch in Wirklichkeit geht es gar nicht um Fangquoten, sondern um Populismus. Schon jetzt ist genug Walfleisch im Angebot: Vor der Antarktis schießt man jährlich 333 Zwergwale sowie im Nordpazifik 130 Seiwale und 170 Zwergwale. Zusammen mit Importen aus Island und Norwegen reichte der japanische Fang aus, um den Jahreskonsum von rund 5.000 Tonnen zu decken.
Die meisten Japaner essen nämlich kein Walfleisch. Die Regierung behauptet zwar seit Jahren, der Verbrauch werde zunehmen, falls mehr Walprodukte auf den Markt kämen. Aber den Beweis ist sie schuldig geblieben. Walfleisch ist teuer, es schmeckt nicht besonders gut, es lässt sich nicht einfach zubereiten und es gibt viele Alternativen in den Supermarktregalen.
Finden sich keine neuen Abnehmer, dürfte sich die teure Hochseejagd auf Wale kaum rechnen. Japan unterhält nur noch eine einzige, kleine Flotte für den Walfang auf hoher See. Ohne die staatlichen Subventionen für die „Erforschung“ der Wale wären diese Schiffe längst abgewrackt worden.
Der dröhnende Protest gegen das Walfangmoratorium soll gar nicht das internationale Publikum, sondern die heimischen Bürger erreichen: „Japan First“ lautet die Botschaft. Eine der wichtigsten Walfangstädte, Shimonoseki, liegt im Wahlkreis des nationalkonservativen Premierministers Shinzo Abe. Ein anderer wichtiger Liberaldemokrat, Toshihiro Nikai, stammt aus Wakayama, einer zweiten Hochburg des Walfangs. Offenbar will die Regierung jene Wähler bedienen, die sich über die demütigende Auslandskritik an der japanischen Esskultur ärgern.
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Kommentar von
Martin Fritz
Auslandskorrespondent Japan/Südkorea
Volontariat beim NDR. War Hörfunk-Korrespondent in Berlin während der deutschen Einheit. Danach fünf Jahre als Südasien-Korrespondent in Neu-Delhi. Berichtet seit 2001 aus Tokio über Japan und beide Koreas.
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