Protest für Erhalt von linker Szenekneipe: Syndikalisten auf der Straße
Unterstützer*innen protestieren vor den Büros der Hausverwaltung und des Eigentümers gegen die Kündigung der Neuköllner Kneipe „Syndikat“.
„Syndikat muss bleiben“ steht auf den Transparenten der Aktivist*innen. Trotz klirrender Kälte haben sich am Donnerstagnachmittag rund 50 Menschen vor der Niederlassung des britischen Immobilienkonzerns Pears Global auf dem Kurfürstendamm versammelt. Sie fordern vom Eigentümer der Weisestraße 56 einen neuen Mietvertrag und damit den Erhalt der linken Szenekneipe Syndikat in Neukölln, die sonst zum Ende des Jahres schließen müsste.
Ob die Nachricht trotz des lautstarken Protests ankam, ist offen. Das Büro war an diesem Tag geschlossen. Bisher lehnt der Eigentümer jedes Verhandlungsangebot ab. Er hatte dem Kneipenkollektiv Anfang Juli unerwartet nach 33 Jahren Bestehen gekündigt.
Bereits am Vormittag besuchten die Aktivist*innen daher das Büro der in der Potsdamer Straße in Schöneberg ansässigen zuständigen Hausverwaltung, der Deutschen Immobilien Management (DIM) AG. Aber auch hier gab man sich zugeknöpft. Die zuständige Sachbearbeiterin sei „gerade nicht verfügbar“, so die freundliche Dame am Empfang. Dennoch übergaben die Aktivist*innen einen großen Karton mit mehr als 4.000 gesammelten Unterschriften für den Erhalt des Syndikats. „Die reden nicht mit uns“, sagt Christian, der seit elf Jahren Mitglied im Kollektiv ist.
Die Zeit läuft ab
Und langsam wird es eng für das Syndikat, sehr zur Sorge von Gästen und vieler Anwohner*innen, für die die Kneipe im von Gentrifizierung stark betroffenen Schillerkiez nicht wegzudenken ist: „Das Syndikat ist eine Institution“, sagt Tobias Berg, der seit 18 Jahren in Neukölln wohnt, „ein Ort, an dem sich Bewohner des Kiezes austauschen.“
Erst vor Kurzem konnten Unterstützer*innen den Eigentümer ermitteln: Pears Global. Er verbirgt sich hinter der luxemburgischen Briefkastenfirma Firman Properties. Das familiengeführte Unternehmen ist ein großer Player in der Branche; es verwaltet Immobilienkapital im Wert von über 6 Milliarden Pfund. Vor wenigen Jahren stieg es in den deutschen Markt ein: Mehrere tausend Wohnungen sollen Pears in Berlin gehören. Die Verdrängung angestammten Kiezgewerbes scheint dabei System zu haben. So wurde auch einem seit mehr als 50 Jahren bestehenden Heimwerkerladen in Alt-Moabit gekündigt, ebenso dem Blumenladen Pusteblume in Friedrichshain.
Das Syndikat-Kollektiv versucht daher, sich mit weiteren Pears-Mieter*innen zu vernetzten. Gar nicht so einfach, da das Unternehmen mittels zahlreicher Briefkastenfirmen seine Eigentumsverhältnisse verschleiert. Eine Liste der Firmennamen haben die Aktivist*innen veröffentlicht. So können Mieter*innen herausfinden können, ob ihr Haus auch dem mysteriösen Immobilienriesen gehört. Die Vernetzung laufe gut: „Täglich kommen Mails, in denen Leute sich melden“, berichtet Christian.
Die mediale Aufmerksamkeit scheint Pears nicht zu gefallen: Vor Kurzem ging neben der deutschen auch die internationale Website vom Netz. Nun wollen die Aktivist*innen weiter Druck aufbauen, um die Kündigung in letzter Minute noch abzuwenden. Der nächste Protesttermin ist am 6. Dezember, diesmal vor der britischen Botschaft.
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