Olympische Spiele 2026: Calgary sagt Nein zu Olympia
In der kanadischen Metropole fand ein Referendum zur Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2026 statt. Die Mehrheit ist gegen eine Bewerbung.
Dreißig Jahre später ist von der Begeisterung von einst nicht viel geblieben. Am Dienstag waren die Bürger von Calgary aufgerufen, in einem Referendum über eine abermalige Olympiabewerbung ihrer Stadt zu entscheiden. 2026 sollte Calgary nach dem Willen von Bürgermeister Naheed Nenshi, der kanadischen Regierung und dem nationalen Olympiaverband wieder Gastgeber der Winterspiele sein.
Doch dazu wird es nicht kommen. Bei der Abstimmung votierten laut vorläufigem Ergebnis nur 43,6 Prozent für eine Bewerbung, 56,4 Prozent waren dagegen. Auch wenn das Ergebnis rechtlich nicht bindend ist, steht die Bewerbung Calgarys damit vor dem Aus. „Die Bürger haben gesprochen und sie haben klar gesprochen“, sagte Nenshi. Er rechne damit, dass die Bewerbung nun zurückgezogen werde.
An dem Referendum hatten sich rund 300.000 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von knapp 40 Prozent. Für kanadische Verhältnisse gilt das als hoch, besonders für eine unverbindliche Abstimmung. Die Regierung der kanadischen Provinz Alberta hatte ihre finanzielle Unterstützung für die Spiele von einem positiven Ausgang der Abstimmung abhängig gemacht.
Öl-Hauptstadt in der Krise
Vorausgegangen war der Abstimmung eine monatelange Debatte, die große Teile der Bevölkerung Calgarys gespalten hatte. Die Kritiker der Bewerbung hatten die hohen Kosten beklagt und auf die ökonomischen Schwierigkeiten der Stadt verwiesen. Calgary gilt als die Öl-Hauptstadt Kanadas und steckt angesichts sinkender Rohölpreise seit geraumer Zeit in der Krise. Viele Bürogebäude stehen leer.
Die Befürworter dagegen hatten sich eine wirtschaftliche Sogwirkung und viel Aufmerksamkeit durch die Spiele erhofft. Sie hatten argumentiert, die Bewerbung bringe zusätzliches Kapital in die Stadt und der Großteil der Infrastruktur sei bereits vorhanden. Tatsächlich wollten die Planer Wettkampfstätten aus dem Jahre 1988 wiederverwenden, nur wenige sollten komplett neu gebaut werden.
Die Gesamtkosten der Spiele waren auf rund 5,2 Milliarden Dollar angesetzt gewesen (3,5 Milliarden Euro). Das entspricht nur etwa einem Drittel der Kosten der letzten Spiele in Südkorea. Kritiker hatten die Zahlen allerdings für beschönigt und unrealistisch gehalten. Die letzten Winterspiele in Kanada, die im Jahre 2010 in Vancouver stattgefunden hatten, waren mit 7,7 Milliarden Dollar zu Buche geschlagen.
Das Votum der Bürger von Calgary gilt in Kanada auch als eine Ohrfeige für das Internationale Olympische Komitee. Viele Kanadier werfen dem IOC Korruption und Verschwendung vor. Nach dem Nein aus Calgary bleiben für die Winterspiele 2026 nur noch zwei Bewerber übrig: Mailand in Italien und Stockholm in Schweden. Über diese Bewerbungen will das IOC nun im Juni 2019 entscheiden.
Allerdings gelten auch die beiden verbliebenen Bewerbungen als problematisch. Stockholms neuer Stadtrat hat sich bereits gegen die Olympia-Kampagne ausgesprochen. Mailand, das zusammen mit Cortina d’Ampezzo antritt, fehlt noch staatliche Unterstützung seitens der italienischen Regierung. Gut möglich, dass das IOC nach dem Nein der Kanadier am Ende ganz mit leeren Händen dasteht.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wirtschaft aber für junge Menschen
Das Problem mit den Boomer-Ökonomen
Waffenlieferungen an Israel
Es geht nicht ohne und nicht mit
Wahlverhalten junger Menschen
Früher wählte die Jugend links
Ex-Chefinnen der Grünen Jugend
„Wir dachten, wir könnten zu gesellschaftlichem Druck beitragen“
Krieg im Nahen Osten
Das Personal wächst nach
Wagenknechts Koalitionsspiele
Tritt Brandenburg jetzt aus der Nato aus?