: Bei vollem Bewusstsein ausgeblutet
Erneut Vorwürfe gegen Rinderschlachthof
Bis zur juristischen Klärung der Vorwürfe gegen den Oldenburger Schlachthof Standard-Fleisch wird es noch dauern, wirtschaftliche Konsequenzen hat das dort heimlich gedrehte und am vergangenen Dienstag als Zusammenschnitt veröffentlichte Filmmaterial aber jetzt schon: Die Bünting-Gruppe, zu der auch die Supermarktketten Combi und Famila gehören, teilte der Neuen Osnabrücker Zeitung mit, die Zusammenarbeit mit dem Betrieb mit sofortiger Wirkung einzustellen.
Rund 600 Stunden Videomaterial waren dem Verein Deutsches Tierschutzbüro zugespielt worden. Das zeigt: In diesem Rinderschlachthof werden Tiere gequält und ohne Betäubung geschlachtet. Ein zehnminütiger Zusammenschnitt, zeigt, wie die Rinder mit Elektroschockern und Treibpaddeln gequält werden. Bei der Betäubung mit einem Bolzenschussgerät sind die Köpfe der Tiere nicht wie vorgeschrieben fixiert. „Das Gerät muss einen bestimmten Punkt treffen, der nicht größer ist als ein Fünf-Mark-Stück. Das gelingt nicht, wenn das Tier sich bewegen kann“, so die Veterinärmedizinerin Claudia Preuß-Ueberschär.
Viele der Rinder waren deswegen nicht oder kaum betäubt, als ihnen die Halsschlagadern durchschnitten wurden. Die Bewegungen der Tiere nach dem Bolzenschuss seien keine sogenannten klonischen Krämpfe, die oft im bewusstlosen Zustand aufträten, so Preuß-Ueberschär, „sondern Aufstehversuche“. Vor dem Töten müsse anhand der Augen und der Atmung kontrolliert werden, ob die Tiere bewusstlos seien. Die Bilder zeigen: Es fand keine Kontrolle statt.
Laut Tierschutzbüro beweise das Filmmaterial auch, dass anwesende Veterinäre den Quälereien tatenlos zusahen. Erst vor Kurzem kamen, ebenfalls durch verdeckte Filmaufnahmen, schockierende Zustände in einem Schlachthof in Bad Iburg ans Tageslicht – auch hier sahen vom Landkreis mit der Kontrolle des Betriebs beauftragte Veterinäre einfach zu.
Das Tierschutzbüro hat der Staatsanwaltschaft das gesamte Filmmaterial übergeben und Strafanzeige gegen den Oldenburger Schlachthof erstattet. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium erstattete ebenfalls Anzeige, Landwirtschaftministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) zeigte sich „entsetzt“.
Gleichwohl unterstützt die CDU einen Antrag der FDP, Vereinen die Gemeinnützigkeit abzusprechen, wenn sie beispielsweise heimlich in Ställen oder Schlachthöfen filmen. Otte-Kinast plädiert stattdessen dafür, Schlachthöfe zu verpflichten, ihre Betriebe selbst mit Kamerasystemen auszustatten. Auch die Grünen im Bundestag fordern jetzt eine bundesweite Videoüberwachung von Schlachtbetrieben.
Standard-Fleisch hat die Vorwürfe unterdessen bestätigt. Die Verstöße sollen laut Angaben der Geschäftsführung „von per Werkvertrag eingesetzten Beschäftigten“ begangen worden sein. Simone Schnase
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