piwik no script img

Rückführungen aus DeutschlandItalien will Flüge nicht reinlassen

Italiens Innenminister will Flughäfen für Rückführungen aus Deutschland sperren. 2018 wurde bereits hunderte Flüchtlinge zurückgebracht.

Laut den Dublin-Verträgen sind die Erstaufnahmeländer für das Asylverfahren zuständig (Symbolbild) Foto: dpa

Rom taz | Nach den Häfen des Landes will Italiens Innenminister Matteo Salvini jetzt auch die Flughäfen für Flüchtlinge und Migranten sperren. Weder aus dem Süden – übers Mittelmeer – noch auch aus dem Norden, in diesem Fall aus Deutschland, will Salvini, der zugleich Chef der rechten Lega ist, Migranten ins Land lassen.

Anlass des Tweets vom Sonntag, mit dem er die Flughafenblockade ankündigte, war die von der Tageszeitung La Repubblica verbreitete Nachricht, die deutsche Regierung plane in Zukunft die Rückführung von Flüchtlingen nach Italien auch mit Charterflügen. Diese Flüchtlinge waren in Italien als erstem europäischem Aufnahmeland registriert worden, dann allerdings nach Deutschland weitergezogen. Die Dublin-Verträge sehen jedoch vor, dass das Erstaufnahmeland für die Abwicklung des Asylverfahrens zuständig ist und dass deshalb Deutschland das Recht zur Rücküberstellung der Flüchtlinge hat.

Solche Rückführungen finden bisher schon statt; La Repubblica nennt für die ersten sechs Monate des Jahres 2018 die Zahl von 1.692 betroffenen Personen. Allerdings reisten sie in der Regel als Individualpassagiere auf Linienflügen und wurden in Italien von Polizeibeamten erwartet. Die Zahl jener Flüchtlinge, die nach ihrer Registrierung in Italien die Weiterreise nach Deutschland antraten, liegt jedoch weit höher. Für das Jahr 2017 etwa wird von 27.000 Menschen ausgegangen.

Im letzten Monat hatte Deutschlands Innenminister Horst Seehofer (CSU) bekanntgegeben, auch mit Italien werde ein Rückführungsabkommen verhandelt, ja es sei schon unterschriftsreif. Davon konnte jedoch keine Rede sein: Salvini erklärte sich nur dann zu einem Abkommen bereit, wenn Deutschland für jeden nach Italien zurückgebrachten Flüchtling die Aufnahme eines auf dem Seeweg in Italien eingetroffenen Flüchtlings akzeptiert. Als jetzt die Nachricht bekannt wurde, Deutschland plane Charterflüge, twitterte Salvini: „Wenn in Brüssel oder Berlin irgendjemand glaubt, er könne mit nicht autorisierten Charterflügen Dutzende Immigranten in Italien abladen, dann soll er wissen, dass es keinen verfügbaren Flughafen gibt noch auch geben wird.“

Die Bundesregierung dementierte, dass „in den nächsten Tagen“ Charterflüge Richtung Italien mit Flüchtlingen an Bord geplant seien. Am Grundkonflikt ändert dies nichts: Salvini will seine Politik der geschlossenen Grenzen zur Not auch gegen die von Seehofer spiegelbildlich verfolgte Grenzschließungspolitik durchsetzen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Einfach den Flieger in Tunis landen lassen.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Grab them ...

    Ich finde es richtig, dass Salvini keine Flüchtlinge aus Deutschland aufnehmen möchte. Die sind doch bereits in Sicherheit, ansonsten ein immer gern gebrauchtes Argument zur Übernahme durch Italien, was die aus Seenot geretteten Menschen angeht.

    War kürzlich und wie so oft für einige Wochen in Italien, in der Provinz, bei eher einfachen Menschen. Die halten wenig von Salvini oder der Lega;

    aber sie finden es richtig, nicht nur klammheimlich, wie Salvini die guten Mitteleuropäer und insbesondere Deutschland vorführt.

    He grabed them by there "Menschlichkeit" ...