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Workshop zur SelbstliebeSchamlos glücklich

Ein Women's Circle soll helfen, die eigene Göttin in sich zu entdecken – inklusive trantrischer Meditationen. Wahre Erleuchtung sieht anders aus.

Zur Meditation gehört auch die Berührung unserer „Yoni“, was der tantrische Begriff für Vulva ist Foto: Unsplash/Sharon McCutcheon

Nach siebeneinhalb Stunden bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich nichts mehr mit mir und all dem hier zu tun haben will. Dabei war genau das nicht Sinn dieses Tages. Ich befinde mich bei einem Workshop zum Thema Selbstliebe, genauer gesagt bei einem Women’s Circle, bei dem Frauen die Göttin in sich entdecken sollen.

Nun fühle ich mich aber alles andere als göttinnengleich. Meine Lendenwirbelsäule schmerzt vom Dielenboden, auf dem ich liege, und das Atmen fällt mir schwer, weil unser Coach Kathi Lena schon wieder ihr verfluchtes Räucherstäbchen angezündet hat. Die anderen Frauen scheint das weniger zu stören. Sie haben sich bei der Vorbereitung auf die Abschlussmeditation schlauer angestellt und sich mit jeder Menge Yogamatten und Kissen versorgt. Nun liegen sie in Embryonalstellung um mich herum.

Kathi Lena spricht mit sanfter Stimme von einer imaginären Reise zu unserem wahren Selbst. Zu Beginn sind wir noch allein, sagt sie, doch dann erblicken wir ein einsames kleines Mädchen. „Dieses Mädchen seid ihr“, erklärt Kathi Lena. Und während nun jede von uns ihr inneres Kind an die Hand nehmen und mit ihm zusammen in ihr ureigenes Paradies eintreten soll, möchte ich am liebsten schreiend davonrennen.

Dabei hat unsere Workshopleiterin sich in den vergangenen Stunden viel Mühe gegeben, dass ich – wie sie es ausdrückt – zu meiner besten Freundin werde. Und ihre Arbeit kommt bei vielen gut an. Bei Instagram hat sie mehr als 11.000 Abonnenten, betreibt bei YouTube einen erfolgreichen Podcast namens „Seelen Striptease“ und gibt ihren Selbstliebe-Workshop bereits zum 17. Mal.

„Lasst euch einfach drauf ein“, rät eine Teilnehmerin, die bei Kathi Lena schon mal eine – angeblich high machende – Kakaozeremonie besucht hat. Noch bevor wir den Seminarraum betreten, betupft unsere Workshopleiterin meine Stirn mit Orangenöl und schließt mich so lang und innig in die Arme, dass ich an eine distanzlose Verwandte denken muss.

Tantramassage und Sexological Bodywork

Kathi Lena ist Mitte 20 und hat ihr Studium abgebrochen, weil sie anderen jungen Frauen zu mehr Selbstakzeptanz verhelfen will. In der Schule sei sie gemobbt worden und einem unerreichbaren Schönheitsideal hinterhergerannt. Dann entdeckte sie Blogs und YouTube-Kanäle für sich. Es imponierte ihr, wie offen die Betreiber dort von ihren persönlichen Erfahrungen berichten, auch sie wollte ihren Weg zu mehr Selbstliebe weitergeben. Erst mit Tipps zum Veganismus, dann tauchte sie über ein Praktikum beim Rohköstler und selbsternannten Business-Coach Robert Gladitz vollständig in die Welt der Netzgurus ein. Nach einem dreiwöchigen Kurs zur schamanischen Yogalehrerin auf Bali und einer Ausbildung zur Energieheilerin bietet sie seit einiger Zeit auch analog ihre Hilfe an.

Im Seminarraum sitzt Kathi Lena im Lotussitz unter der goldenen Sonne an der Wand und sieht so aus, wie man sich eine Heilerin der Generation Z vorstellt: hüftlanges, wallendes Haar, um den Hals Ornamentschmuck, das Sweatshirt mit einer indianischen Federkette bedruckt. In der Mitte des Sitzkreises liegt ein Mandalatuch, darauf: ein Buddha, ein Bergkristall, pastellfarbene Liebes- und Fruchtbarkeitssymbole.

Ein Mantra über Wind, Feuer, Wasser und die Göttin Kali, zu dem wir Rasseleier im Takt schütteln.

Während der ersten Meditation geht es darum, sich selbst anzufassen. Einschließlich unserer „Yoni“, was der tantrische Begriff für Vulva ist. Und auch, wenn sich meine Hand dabei bloß über der Hose befindet, ist es ein seltsames Gefühl, sich vor Fremden in den Schritt zu fassen, und später, dieses Mal unter dem T-Shirt, die eigenen Brüste zu kneten. Wüsste Kathi Lena von meinem Schamgefühl, würde sie es wahrscheinlich als dringend zu behandelndes Symptom auffassen, immerhin bildet sie sich momentan in der Tantramassage und im Sexological Bodywork weiter, eine in Kalifornien entwickelte Sexualtherapie.

Doch dann geht es zum Glück erst mal darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Denn ein Women’s Circle ist dazu da, dass man abseits von patriarchalischen Strukturen als Frau gesehen, gehört und angenommen wird. „Wenn wir Frauen unter uns sind, entsteht eine eigene Energie und ein besonderer Zusammenhalt“, sagt Kathi Lena, und dass dieser Workshop unser Leben verändern wird.

18 Minuten Blickkontakt

Um aus Fremden Vertraute zu machen, müssen wir uns – bevor wir auch nur ein Wort miteinander gewechselt haben – zwei Minuten lang in die Augen schauen, jede mit jeder, das macht insgesamt 18 Minuten Blickkontakt. Puh. Es bewegt mich, als ich abwechselnd in ängstliche, traurige oder lächelnde Gesichter blicke, wenngleich nicht so sehr wie andere, denen dabei die Tränen kommen.

In der Vorstellungsrunde wird deutlich: Wir – alle zwischen Anfang 20 und Mitte 30 – opfern unseren freien Sonntag, weil wir uns im unterschiedlichen Ausmaß gestresst, ausgebrannt und verloren fühlen. Es wird von bevorstehenden Kündigungen, Zukunftsängsten, Konflikten mit der Familie und der Unzufriedenheit mit konventionellen Therapeuten gesprochen. Eine der Frauen hat bereits einen Klinikaufenthalt hinter sich.

Die Trauer und Verzweiflung um mich herum verschlägt mir die Sprache. Hier geht es nicht um die Suche nach ein bisschen Seelenwellness, sondern um handfeste Probleme. Wenn eine zu weinen anfängt, nimmt Kathi Lena sie in den Arm. Ich glaube, dass unser Coach – egal wie empathisch und positiv sie auch ist – sich mit dieser Aufgabe höllisch übernimmt.

Daran ändert auch die an sich angenehme Massageübung nichts, bei der wir laut Kathi Lena „dienen“ und „empfangen“ lernen sollen. Ebenso wenig wie die „Komplimenterunde“, bei der wir uns gegenüberstehen und uns nette Dinge sagen sollen, die situationsbedingt ziemlich erzwungen klingen. Oder unser gemeinsamer Gesang, ein Mantra über Wind, Feuer, Wasser und die Göttin Kali, zu dem wir Rasseleier im Takt schütteln.

Später stellt Kathi Lena Fragen, die wir für uns selbst beantworten sollen. „Wer bin ich heute?“ – „Wie war ich in meiner Kindheit?“ – „Wie schaffe ich es, mich selbst zu lieben und mich sein zu lassen, wie ich bin?“ Alles wichtige Fragen, die ich in der Kürze der Zeit kaum beantworten kann. Aber wenigstens denke ich mal wieder drüber nach. Am Ende sollen wir uns versprechen, zwei, drei Dinge in unserem Leben zu verändern, die auch wirklich umsetzbar sind. Jede setzt handschriftlich ihren eigenen Vertrag auf, den sie unterschreibt.

Bier tut's auch

Nach ihrem Workshop hätten Teilnehmerinnen sogar ihren Job gekündigt, hat Kathi Lena uns erzählt. Mich erinnert die Übung an Neujahrsvorsätze, an die ich mich leider auch selten halte, obwohl es leichter ist, eine schlechte Angewohnheit loszuwerden als den eigenen Minderwertigkeitskomplex.

Je länger der Nachmittag dauert, desto suspekter wird mir die Veranstaltung. Klar, sich selbst zu lieben hilft dabei, sich vor überzogenen Ansprüchen, ungesunden Hierarchien und ausbeutender Arbeit zu schützen. Aber ich bezweifle, dass hier mal ein Podcast und da mal ein Seminartag nachhaltig etwas bewirken können. Statt wirklich zu analysieren, wo das Problem liegt, doktert man halbherzig an sich herum, und hilft damit vor allem der florierenden Coachingszene, dem Ratgebermarkt und der Esoterikbranche. Wer mit sich ins Reine kommen will, muss tiefer graben, im besten Fall mit einer Psychotherapie.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Meine Einstellung zu mir und meinem Leben verändert dieser okkulte Kindergeburtstag mit Meditation, Schamanismus, Tantra und Selbstverwirklichungstipps jedenfalls nicht. Stattdessen entwickele ich einen Überdruss, mich noch eine Minute länger mit meiner inneren Gesundung zu beschäftigen. Ich bin für jede Pause dankbar, es macht mir einfach mehr Spaß, an der frischen Luft zu sein, Zigaretten zu rauchen, und mich mit den anderen darüber zu unterhalten, wie es uns wirklich geht.

Außerhalb der Übungen lässt es sich nämlich viel tiefgründiger über Sorgen, Nöte und Überlebensstrategien austauschen. Das nächste Mal aber lieber ganz simpel bei einem Bier.

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12 Kommentare

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  • Spannende Sichtweise auf ein sehr ausgefallenes Seminar. Ich finde, dass wir alle zu individuell sind, um mit nur einem Seminar zu wissen, wer wir wirklich sind. Oftmals zeigen uns Seminare und Möglichkeiten auch einfach auf, was nicht zu unserer Persönlichkeit gehören, was wiederum auch ein Segen ist. Ich bin auch ein großer Fan von intuitiven Ansätzen, tiefen Meditationen zum Entspannen - nur alles im Rahmen, wie es zu mir selbst im Alltag und im Leben passt. Oft versuchen uns andere einfach nur ihre eigenen 'Schattenthemen' auf uns zu projizieren. Wer das erkennt ist klar im Vorteil. Gleichzeitig ist das ein sehr intensiver Prozess. Denn dadurch dürfen wir in unserer Mitte ruhen und unserem Style treu sein.

  • Es gibt eben solche und solche Menschen. Viele gehen nicht regelmäßig in Bars um andere Menschen zu treffen. Denen ist das ganze so fremd, wie die Zeremonie der Autorin fremd zu sein scheint. Alkohol zu trinken um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und sich dadurch zu öffnen. Und viele Menschen warten lange auf einen Therapieplatz oder sind noch nicht bereit dazu. Menschen und ihre "Wahrheiten" sind doch sehr unterschiedlich. Ich bin selbst ein kritischer Mensch, aber um zu sehen, dass dieser Weg der richtige für einige Personen ist, brauche ich nicht viel Vorstellungsvermögen. Und was sonst soll die Zeremonie sein, außer eine Bereicherung für die Zielgruppe, die es anspricht und die sich eben damit wohlfühlen? Und sei es nur für einen Abend. Das besagte Bier kostet ebenfalls Geld und hält "auch" nicht länger als einige Stunden.

  • Ich finde den Artikel etwas zu kurz geraten, aber nicht aus der Perspektive von Kathi sondern: was ist mit ihrer konstanten cultural appropriation? Warum wird einfach hingenommen, dass in einem women‘s Circle jede Person eine „Yoni“ hat?



    Ein bisschen mehr Recherche hätte mir auch gefallen, so hätte Kathi Lena schon mehrmals auf Instagram kräftig Stress, ein mal unter anderem, weil sie Männern dazu geraten hat sich „einfach wieder zu nehmen was sie wollen“.



    Meine Meinung nach ist Kathi Lena immer noch eine gefährliche Täuscherin, die aus Menschen, die evtl in Not stecken ihr Geld macht mit cultural appropriation und Pseudowissenschaften.



    Vielen Dank trotzdem für diesen kritischen Artikel. Die Esoterik bubble muss definitiv mehr im Auge behalten werden.

    Ps: es wäre cool nicht den native slur zu benutzen um die Kette zu beschreiben.

  • Ich finde es sehr schade, was hier passiert. Kathi konnte mit ihrer Geschichte und ihrer Arbeit schon wirklich vielen jungen Frauen helfen. Und ja, vielleicht führt der Weg über Kathi für manche Menschen dann auch eine Psychotherapie, aber geht es nicht darum sich erst einmal einzugestehen, dass vielleicht etwas nicht in Ordnung ist. Ein einziger Workshop bedeutet ja nicht gleich, dass man von allen inneren Schmerzen befreit ist. Wie soll das denn auch funktionieren?



    Diese Art und Weise, Artikel zu schreiben um die Herzensarbeit, die manche Menschen machen, wo sie alles geben, sich bemühen und die Welt ein bisschen besser machen wollen runter zu machen finde ich ehrlich gesagt ziemlich abscheulich. Warum kann man nicht selber etwas erschaffen, um etwas zu verbessern anstatt sinnlos rum zu kritisieren. Das macht mich traurig und ich finde es sehr sehr schade.



    Sprich vielleicht mal mit Menschen, die sich durch die Arbeit von Kathi auf den Weg gemacht haben sich selber kennenzulernen oder lerne deine eigenen Schmerzpunkte kennen, um zu sehen, wo und wie dich dieser Workshop Tag selbst getriggert hat...

    • @Laura Natascha Vogt:

      So ein Quatsch. Das ist das was Menschen eben denken, die Kathi Lena ihre Unschuldsmasche nicht abkaufen. Eine Ausbildung die 3 Wochen dauert? Da steckt sie also ihr „komplettes Herz rein“? Wenn sie die Kultur auch nur etwas respektieren würde, würde sie sich nicht so viel kulturelle aneignen um damit Geld zu machen. Sie hat ein Geschäftsmodell mit Robert gefunden und kostet das jetzt aus, ist der eso- Trend irgendwann (hoffentlich bald!) zu Ende ist auch der womens circle zu Ende- und nicht weil keiner zahlt sondern weil Kathi dann schon beim nächsten Trend ordentlich mitmacht

      • @Petros Luminella:

        Kennst du sie denn persönlich? Und hast dich mit ihr und ihrer Arbeit beschäftigt. Das klingt nicht so. Denn dann wüsstest du, dass sie mehr als nur eine 'drei-Wochen-Ausbildung' gemacht hat.



        Ich verstehe auch nicht von welcher Kultur du hier redest, die respektiert werden soll?



        Ich verstehe überhaupt nicht warum man nicht mit etwas was einem Freude macht Geld verdienen darf? Das ist doch völlig legitim. Und dieser 'Ego-Trend' dauert schon etwas länger an und tut das hoffentlich auch, denn dadurch fangen die Menschen an achtsamer durch den Tag zu gehen, bewusster mit der Natur umzugehen, nachhaltiger zu leben und liebevoller mit sich selbst zu sein. Die meisten Manager meditieren sogar mittlerweile und die Wissenschaft beschäftigt sich eingehend damit. Das geht für mich weit über einen Trend hinaus ...

    • @Laura Natascha Vogt:

      Ich kenn mich ja nicht aus, aber "Kathi" nimmt also vermutlich maximal nur eine kleine Aufwandsentschädigung für ihre selbstlose Arbeit?

      • @sponor:

        Ich habe nie davon gesprochen, dass sie selbstlose Arbeit tut. Natürlich verdient sie mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt. Sie verbindet nur das Geld verdienen zusätzlich mit einem Sinn. Sie will etwas die Welt mit ihrer Arbeit positiv beeinflussen. Das tun die wenigsten Menschen, eine Arbeit tun, die der Welt etwas bringt und dabei noch Freude haben. Was spricht dagegen das zu verbinden?

  • Danke für diesen tollen Artikel! In meiner täglichen psychotherapeutischen Arbeit merke ich immer wieder, dass Patient*innen Schwierigkeiten damit haben, sich auf wirklich tiefgründige und oft auf langwierige Arbeit einzulassen. Viel größer ist die Verlockung ein „Ich lerne mich selbst zu lieben an einem Tag“-Workshop von oft unwissenschaftlich ausgebildeten Leiter*innen teilzunehmen. Doch die Ernüchterung kommt meist nach einigen Wochen. Denn dort erreichte Ziele sind in den seltensten Fällen nachhaltig. Dabei sollten wir uns immer wieder klar machen, dass sich unsere Psyche in mehreren Jahrzehnten entwickelt hat und wir uns deshalb, gerade neurobiologisch gesehen, auch nicht innerhalb von so kurzer Zeit tiefgreifend verändern können.

  • Zitat: „Wer mit sich ins Reine kommen will, muss tiefer graben, am besten mit einer Psychotherapie.“

    Nun ja. Auf Psychotherapeuten ist auch nicht unbedingt Verlass. Manche scheinen davon auszugehen, dass mit sich unmöglich im Reinen sein kann, wer den Rat bekommt, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Das Erste, was sie einem sagen, ist nämlich, dass man sich komplett umzukrempeln hat. Ob man vielleicht schon mit sich im Reinen ist, wollen sie gar nicht wissen. Dass Probleme auch andere Ursachen haben können als die Unzufriedenheit mit sich selbst, kommt ihnen gar nicht in den Sinn. So wenig, wie es diesem weiblichen „Coach“ in den Sinn kommt.

    Ich finde das extrem übergriffig. Und wenn ich Alkohol nur ein ganz klein wenig lieber trinken würde als ich ihn trinke, wäre ich sehr dafür, dass wir alle Anna Fastabends Rat folgen und uns in der nächsten Kneipe treffen. Leider ist da auch nicht garantiert, dass es ganz ohne Übergriffe abgeht. Offenbar lieben (zu) viele Kneipengänger auch anderen Menschen nicht genug, nicht bloß sich selber. Sie wollen ihre Mitmenschen nur als Gehhilfe benutzen.

    Hilft alles nichts: Der Mensch ist auch ein soziales Wesen, nicht nur ein Individuum. Wer niemand anderen liebt und auch von niemandem geliebt wird, der kann sich unmöglich selbst lieben. Der kann sich höchstens selbstbefriedigen. Auf welche Art auch immer.

    • @mowgli:

      Nee, auf Psychotherapeut:innen ist nicht immer Verlass. Und auch wenn die dunkle Zeit der Psychiatrie, in der die psychiatrische Diagnostik während des NS sogar zu Genozid beigetragen hat, vorbei ist - es ist bei weitem noch nicht alles cool. Nicht alle Therapeut:innen therapieren mithilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse. Viele sind nicht besonders minderheitensensibel, mensch muss echt drauf achten, dass einem dort nicht alle Schuld an Diskriminierung selbst eingeredet wird. Aber Bildung und Selbstweiterbildung hilft, um den Mist zu überwinden und Leuten wirklich helfen zu können. Kathi kann das definitiv nicht vorweisen.

    • @mowgli:

      Lieber Mowgli

      Das ist die traugiste und falscheste Antwort die ich bis dato gelesen haben.

      Nur wer lernt sich selbst zu liebe, und damit meine ich nicht auf eine egoistische weiße, kann auch andere lieben. Jeder Mensch hat die gabe sich selbst zu lieben nur lieder haben wir das verlernt und suchen die Liebe nun in anderen Menschen und sind bitterst entäuscht, wenn dieses jene lieber nicht mehr erwidern.