piwik no script img

Neue Proteste am Hambacher ForstKampf um die Kohle

In Nordrhein-Westfalen haben Aktivisten das Förderband einer Kohlegrube besetzt. Für den Tag sind weitere Proteste geplant.

Entrümpelung staatlicher Art: Polizist bei Aufräumarbeiten im Hambacher Forst Foto: dpa

Hambacher Forst taz | Mit neuen Protesten rund um den umkämpften Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen wollen Kohlegegner am Wochenende die Räumungsarbeiten im Wald erschweren und die Kosten des Polizeieinsatzes weiter in die Höhe treiben.

Am frühen Samstagmorgen blockierten Aktivisten ein Förderband zum Kraftwerksblock im Kohlekraftwerk Niederaußem und besetzten dort nach Angaben der Polizei auch drei Bagger. Das von RWE betriebene Kraftwerk befindet sich rund 20 Kilometer entfernt vom Hambacher Forst, wo der Energiekonzern RWE sowie die Polizei und Umweltschützer seit Jahren um die Zukunft des Waldes ringen.

Für den Nachmittag ruft das Bündnis „Aktion Unterholz“ zu einer Massenaktion zivilen Ungehorsams auf. Ab 13 Uhr sollen sich hunderte Waldschützer und Kohlegegner am Kölner Hauptbahnhof treffen, um von dort gemeinsam zum Hambacher Forst zu fahren. Dort wollen sie versuchen, die Polizeiketten zu umfließen und sich Zugang zum Wald zu verschaffen.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat den Privatwald, der sich im Besitz des Energieunternehmens RWE befindet, abgeriegelt und führt an allen Zufahrtswegen strenge Personalkontrollen durch. Innerhalb des Waldes befinden sich zahlreiche kleine Baumhaussiedlungen. In den Baumhäusern halten sich Waldschützer, teils angekettet, bereit, um sich den Räumungen zu widersetzen.

Ziel der Räumungen ist es, eine Rodung des Waldes vorzubereiten, die der Energiekonzern RWE durchführen möchte, um weiter Braunkohle abtragen zu können. Am Donnerstag hatten die Behörden begonnen, erste Baumhäuser zu räumen und zu zerstören.

Weitere Prozesse am Sonntag

Bei der Räumung der Baumhäuser bereiten allerdings von Aktivisten angelegte unterirdische Gänge Probleme. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, prüfe die Feuerwehr derzeit mit Teleskopkameras, ob sich in den Gängen Umweltaktivisten verschanzt hätten. Auch die Grubenwehr ehemaliger Zechen wurde demnach zurate gezogen. Die Experten hätten die „Stollen“ geprüft und für einsturzgefährdet erklärt.

Lageplan Hambacher Forst Foto: Infotext Berlin

Aktivisten hatten während einer Räumung im Baumhausdorf „Oaktown“ am Freitag auf die unterirdischen Gänge hingewiesen und angekündigt, dort würden sich Menschen befinden, die sich angekettet hätten. Sie forderten einen sofortigen Stopp des Einsatzes von schwerem Gerät über den Tunneln, um einen Einsturz und die Gefährdung von Menschenleben zu verhindern. Ein Sprecher der für die Räumung zuständigen Stadt Kerpen sagte der dpa, solange unklar sei, ob es weitere Gänge gebe und dort Aktivisten versteckt seien, könne auch kein schweres Räumgerät eingesetzt werden.

Für Sonntag sind erneut Proteste geplant, wenn der Naturführer Michael Zobel zu einem seiner traditionellen Waldspaziergänge einlädt. Zobel bietet seit Jahren regelmäßig Führungen durch den Forst an. Für den sogenannten Waldspaziergang am Sonntag wird mit tausenden Teilnehmern gerechnet.

Über das laufende Geschehen rund um den Hambacher Forst berichten unsere Reporter*innen Anett Selle und Martin Kaul via Periscope auch auf Twitter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare