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Die Mobilisierungsmacht der rechten Ultras nimmt zu

Sie nennen sich „NS Boys“ oder „Kaotic Chemnitz“ – und sie schaffen es trotz Stadionverbot, den Rechtsextremismus in die Reihen der Fußballfans zu tragen

Von Johannes Kopp, Berlin

„Unsere Stadt – Unsere Regeln. Wir fordern Alle Chemnitz Fans und Sympathisanten auf, sich mit uns heute den 26.08.2018 um 16.30 vorm Nischel zu treffen! Lasst uns zusammen zeigen, wer in der Stadt das Sagen hat!“ So lautete der Mobilisierungsaufruf der rechten Ultra-Fanvereinigung Kaotic Chemnitz, den die beim Chemnitzer FC seit 2012 mit Stadionverbot belegte Gruppierung auf Facebook gepostet hatte. Später wurde der Eintrag gelöscht.

Zum verabredeten Zeitpunkt am Samstagnachmittag versammelten sich 800 Menschen in der Innenstadt. Viele von ihnen begannen urplötzlich, ausländisch aussehende Menschen zu attackieren.

Rechtsextreme Fangruppierungen gibt es in Chemnitz schon lange, einigen ist ebenfalls der Zugang zum Stadion untersagt. Die in den 90er Jahren von Thomas Haller gegründete Gruppe Hoonara (Hooligans Nazis Rassisten) etwa. Oder die NS-Boys, die trotz ihres Namens vom Verein immerhin von 2004 bis 2006 im Stadion geduldet wurden.

Nach ihrer Verbannung wechselten einige Mitglieder zu Kaotic Chemnitz. Die Verbote, als Gruppe mit ihren Insignien auf dem Vereinsgelände aufzutreten, sorgten nur dafür, ihr öffentliches Erscheinungsbild zu schönen. Mitglieder all dieser Gruppierungen werden bis heute bei Spielen des Chemnitzer FC gesehen. Ihre Netzwerke reichen weit. Eine enge Freundschaft verbindet sie beispielsweise mit dem rechtsextremen Fanlager in Cottbus.

Der Facebook-Eintrag der Kaotic Chemnitz erreichte am Sonntag über 3.000 Abonnenten. In den vergangenen Jahren hat die Mobilisierungsmacht rechtsextremer Fanvereinigungen sichtbar zugenommen. Das Netzwerk HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten), das sich 2014 formierte und sich überwiegend aus der bundesweiten Hooliganszene in Deutschland rekrutierte, lieferte sich im Oktober 2014 bei einer Demonstration in Köln, an der zwischen 3.000 und 5.000 Menschen teilnahmen, eine Straßenschlacht mit der Polizei. Die Sicherheitskräfte waren damals von dem hohen Organisationsgrad gewaltbereiter Hooligans völlig überrascht.

Auch bei dem Neonazi-Überfall auf den linksalternativen Leipziger Stadtteil Connewitz vom 11. Januar 2016, bei dem ein Sachschaden von 112.000 Euro entstand, stellte das sächsische Innenministerium unter den Inhaftierten viele Angehörige der Fanszenen der Fußballvereine Lok Leipzig und Dynamo Dresden fest. Sie unterhielten Netzwerke mit der Neonazi-Szene. Darunter die „Faust des Ostens“, die Freie Kameradschaft Dresden (FKD) und die NPD.

Auch bei Kaotic Chemnitz gibt es Verbindungen zur Neonaziszene. Auf Fotos der Gruppe in sozialen Netzwerken ist beispielsweise des öfteren Christoph Drewer zu sehen, der Vizechef der neonazistischen Kleinpartei Die Rechte ist. Als beim Gastspiel des Chemnitzer FC in Babelsberg im November 2016 antisemitische Parolen gegrölt wurden und es zu Ausschreitungen kam, war Christoph Drewer ebenfalls mit von der Partie.

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