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Protest gegen Straßennamen in BerlinWarum nicht Anton-W.-Amo-Straße?

Am Samstag laden Aktivisten zum symbolischen Umbenennungsfest der Mohrenstraße in Mitte ein. Schon zum fünften Mal.

Die Mohrenstraße in Mitte soll endlich anders heißen. So zum Beispiel Foto: Stefan Boness/Ipon

Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer der Sklaverei an diesem Samstag fordern postkoloniale Gruppen die Änderung des Namens der Mohrenstraße. Als alternativen Namensgeber schlagen sie den ersten Schwarzen Akademiker Deutschlands, Anton Wilhelm Amo vor.

„Der Begriff M* ist eine rassistische Fremdbezeichnung“, erklärt Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). „Er wurde im kolonialen Kontext verwendet, um Schwarze Menschen zu stigmatisieren. Es war zu keiner Zeit ein neutraler Begriff.“ Es gehe bei der Umbenennung nicht nur um die Entfernung rassistischer und diskriminierender Bezeichnungen aus dem öffentlichen Raum, sondern auch um die Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte.

Deutschlands koloniale Verstrickungen gehen weit zurück. Brandenburg-Preußen besaß schon 1683 eine Kolonie an der heutigen ghanaischen Küste, mit dem Namen Groß-Friedrichsburg. Bis die Kolonie 1717 an die Niederländer verkauft wurde, war Preußen maßgeblich am transantlantischen Sklavenhandel beteiligt. In dieser Epoche kam die Mohrenstraße zu ihrem Namen und Anton Wilhelm Amo, der als neuer Namensgeber vorgeschlagen wird, nach Preußen.

Wie viele andere Afrikaner wurde er als Kind nach Europa verschleppt, um dort an den Höfen als „Kammermohr“ den Adel zu belustigen. Amo durfte jedoch eine höhere Bildung genießen, wurde Rechtsgelehrter und damit erster Schwarzer Akademiker Europas. In seinen Schriften setzte Amo sich für die Rechte Schwarzer Menschen in Europa ein.

Keine Geschichtsfälschung

Deutsche Kolonialgeschichte sei „ein blinder Fleck im öffentlichen Bewusstsein“, so Della. Abwegig sei der Vorwurf, eine Umbenennung würde eine „Geschichtsfälschung“ bedeuten: „Durch die Benennung nach widerständigen Personen wird die Geschichte erst komplett erzählt“, sagt Della.

Geschichte ist besonders wichtig, wenn sie in die heutige Zeit nachwirkt. „Kolonialismus wird oft als abgeschlossenes Kapitel bezeichnet, aber die Machtverhältnisse tragen sich bis heute fort.“ Della verweist auf die ungleichen Handelsbeziehungen zwischen westlichen Industrienationen und Ländern des globalen Südens, die in der Ausbeutung der ehemaligen Kolonialmächte ihren Ursprung haben und bis heute fortgeführt werden.

Ein blinder Fleck im öffentlichen Bewusstsein

Tahir Della, ISD

Mit der geforderten Umbenennung soll die koloniale Verantwortung Deutschlands wieder ein Stück weit ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Erfolge konnten die Aktivisten nach jahrelangem Ringen zuletzt im Afrikanischen Viertel im Wedding feiern, wo die Namen dreier nach deutschen Kolonialbeamten benannten Straßen geändert werden.

Leider sieht es so aus, dass auch im nächsten Jahr das Umbenennungsfest nur symbolisch bleibt. Denn obwohl im Koalitionsvertrag festgelegt wurde „die Rolle Berlins während der Kolonialzeit stärker zu beleuchten“, zeigen weder Senat noch Bezirk derzeit wenig politischen Willen, konkrete Schritte in Richtung Umbenennung einzuleiten.

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6 Kommentare

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  • Der Begriff M*strasse ist eine rassistische Bezeichnung und daher ein Zeichen des bis heute



    gegenwärtigen Rassismus in Deutschland und eine Form von symbolischer Gewalt.



    Es ist völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar, warum Senat und Bezirk sich verweigern. Zivilgesellschaftlich ist noch viel zu tun, gegen Rassismus vorzugehen. Rassistische Straßenbezeichnungen abzuändern, sollte sich rascher bewerkstelligen lassen. Außer man ist ignorant und meint, es gibt keinen Rassismus.

  • 9G
    99337 (Profil gelöscht)

    Also die Umbenennung würde ich ja unterstützen - gern auch unterstützt mit dauerhaften Informationstafeln, die alte und neue Namensgebung und die Hintergründe thematisieren.

    „Der Begriff M* ist eine rassistische Fremdbezeichnung“

    Ich wäre dann aber dafür, dass die rassistischen Begriffe dennoch ausgeschrieben zu werden, denn die Tilgung solcher Begriffe innerhalb der Bildung wird Bildung zu bestimmten Themen über kurz oder lang unmöglich machen, da man diese nur erfassen kann, wenn man die Begriffe kennt.



    Ich kenne schon einen Haufen Leute, die bei N* schon nicht auf Anhieb wissen, was überhaupt gemeint ist und wer es ahnt, weiß dann wiederum nicht, welches der beiden N-Wörter gemeint ist, von denen eines noch rassistischer ist als das andere.



    Deshalb wäre es auch wünschenswert, wenn Medien da nicht (weiter) mitmachen, denn es läuft der damit vermittelten, wichtigen Information zuwider.

  • Warum nicht "Mohrenstraße"?

    Die Autoren geben zwar zu bedenken, dass der Begriff diskriminierend benutzt wurde, das entscheidende dabei ist aber das "wurde".



    Sprache ändert sich und heute ist der Begriff nicht mehr diskriminieren gemeint.



    Also warum die Diskussion?

  • Es stimmt nicht, dass der Begriff "Mohren" schon immer negativ besetzt war. Ursprünglich bezeichnete das Wort die islamischen Mauren, die für ihre fortgeschrittene Heilkunst in Europa bekannt war. Nicht umsonst wurden viele Apotheken als "Mohrenapotheke" bezeichnet, in dem Namen drückt sich die Hochachtung für die Heilkunst der Mauren aus. Niemand hätte je seine Apotheke zur "Mohrenapotheke" gemacht, wenn der Begriff negativ besetzt gewesen wäre.

    • @vulkansturm:

      Ja, besonders positiv besetzt wird der Begriff zum Beispiel beim 'Maurentöter' in Santiago. Ihr Beispiel hinkt, da die Zuschreibung einer positiven Eigenschaft nichts über das allgemeine Ansehen einer Gruppe aussagt (Schwarze werden mit Sportlichkeit assoziiert, Roma mit Freiheit, Juden mit Intelligenz z.B.)

      • @LesMankov:

        Ihr Argument überzeugt nicht. Wenn man alle Begriffe, die eine Personengruppe bezeichnen, deren allgemeines Ansehen leider zu wünschen übrig lässt, dann hätten wir für viele soziale Gruppen keine Worte mehr. Praktisch wären sie dadurch in unserem Denken nicht mehr existent, würden aus unserem Denken entfernt.