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Die taz nord Leser*innenbefragungSüßes zum Schluss

Wir sind das Letzte, zumindest für viele Leser*innen bei der täglichen taz-Lektüre. Aber wie finden die uns eigentlich, haben wir uns gefragt – und dann wieder Sie.

Durch wie viele Hände geht so eine taz? Sieben Prozent der taz nord-Leser*innen wohnen in einer WG, 18 Prozent allein, 42 Prozent mit Partner*in und 28 Prozent mit einer Familie Foto: Imke Staats

taz, das steht seit 1978 für die tageszeitung aus Berlin. Aber wie lange eigentlich noch? Wie viel Tag und wie viel Zeitung soll und kann es sein in einer Medienlandschaft, die gerade auf den Kopf gestellt wird? Wie sehr hängt unser Publikum am Bestehenden, wie viel Neues wünscht es sich? Wie wichtig ist es, auch in Zukunft in der taz blättern zu können? Und welchen Reiz hätte eine App, die es erlaubt, sich den Themenmix, die liebsten Autor*innen oder das Berichtsgebiet individuell einzurichten?

Auch die taz nord hat sich mit ihrer Zukunft beschäftigt und den online nachzulesenden Berliner taz Report ergänzt – aus Sicht des Nordens. Denn die taz kam nie nur aus Berlin, sondern auch aus Bremen und Hamburg. Und noch heute lebt rund ein Viertel der taz-Leser*innen dort, in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Print-Krise hin, Smartphone-Erfolg her – was bedeutet diesen Menschen die Berichterstattung von vor Ort?

Unsere Leser*innen wollen Nachrichten aus ihrer Region – in der taz. Das ist eines der Ergebnisse unserer Umfrage, die wir in diesem Wochenendschwerpunkt vorstellen. 2.477 Leser*innen haben daran teilgenommen – bei rund 7.400 Menschen im Norden, die sechs taz-Ausgaben pro Woche nach Haus geliefert bekommen, ist das eine stattliche Zahl. Die Teilnehmer*innen schätzen die zusätzlichen Seiten, die die Leser*innen im Norden bekommen: Auf die sättigende Nachrichten-Grundversorgung aus Berlin folgt das regionale Dessert.

Wir sind die einzige Zeitung für den ganzen Norden. Unsere Leser*innen erkennen unsere Bemühungen an, den Norden im Blick zu haben – den wir in gewisser Weise erfunden haben: Die taz nord ist zuständig für viereinhalb Bundesländer – aus Vertriebsgründen noch das westliche Mecklenburg-Vorpommern – mit unterschiedlichsten Regierungskonstellationen und je eigenen Problemen. Fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen ist die taz nord wichtig: Den Blick über den lokalen Tellerrand hinaus schätzen die Menschen offenbar.

Herausgefunden haben wir aber auch, was sie sich wünschen: Zum Beispiel die vielen Leser*innen aus Niedersachsen. Für diese gut 3.000 Vollabonnent*innen war der Umbau der tazzen in Bremen und Hamburg zur taz nord ein Gewinn. Aber sie sagen auch: Es dürfte gern noch mehr über Niedersachsen zu lesen geben. Und gegen mehr aus Schleswig-Holstein hätten die dortigen Leser*innen sicher auch nichts einzuwenden.

Die Leser*innen in Bremen und Hamburg haben dagegen was verloren: Seiten, auf denen der Name ihrer Stadt stand. In Bremen und Hamburg haben wir heute noch je eine lokale Seite täglich. Das ist gut, denn gerade vor Ort sind wir für viele Leser*innen relevant, auch das haben wir erfragt: Wir sind manchmal schneller als die auflagenstärkeren Platzhirsche, oft hartnäckiger an einem Thema dran – aber vor allem sind wir unabhängig von Einflüssen durch Anzeigenkundschaft oder Lokalpolitik.

Die taz nord ist ein Korrektiv zu den lokalen Zeitungs-Monopolisten. Und fast ein Drittel unserer Leser*innen gab an, die Zeitung von hinten nach vorn zu lesen – also vom Lokalen über die Region hin zur großen, weiten Welt.

In der aktuellen Krise der Tageszeitungen heißt es oft: Die Zukunft steht und fällt mit dem Lokalen. Was passiert, wenn es keine Lokalzeitungen mehr gibt, sieht man bereits in den USA. Margaret Sullivan von der Washington Post sagt, schlimmer als Präsident Donald Trumps Angriff auf den Journalismus sei das Sterben der Lokalzeitungen: Wo niemand mehr von vor Ort berichtet und keine kritischen Fragen stellt, haben Politiker und Unternehmen leichtes Spiel. „Dann wissen wir nicht“, so Sullivan, „was wir nicht wissen.“

Schon deshalb will die taz nord nicht mit leeren Händen dastehen, wenn die taz irgendwann nicht mehr täglich gedruckt erscheinen sollte. Auch für die Online-Leser*innen sind wir von Bedeutung – aber auch das ist ausbaufähig. Wir setzen darauf, dass die Digitalisierung neben Veränderungen und manchem Verlust auch Chancen bietet: Auf der Website könnten sich User*innen aus der Region die Inhalte der taz nord bevorzugt anzeigen lassen. Auch von einer neuen App erhoffen wir uns, noch gezielter liefern zu können, was unsere Leser*innen interessiert – und sei’s das Dessert des täglichen taz-Menüs.

Den ganzen Schwerpunkt „Wie finden uns die Leser*innen?“ lesen Sie in der gedruckten taz nord oder hier.

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1 Kommentar

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  • Dass die taz neben Berlin, Deutschland überregional auch noch regional aus Hamburg und Bremen berichtet hat viele Vorteile.

    In Berlin, Bremen und Hamburg sind soziale Probleme der Bevölkerung sehr ähnlich. Das wiederum erlaubt es der taz, keine bedeutenden Anpassungen (Produkte) beim Publizieren ausgehend von regionalen Unterschieden zu tätigen (u.a. Kosteneinsparungseffekt dadurch). Es gibt viele Menschen, die wegen der Arbeit zwischen Berlin und Hamburg pendeln müssen. Es ist sehr schön in Berlin zu erfahren, wie die Obdachlosigkeit in Bremen bekämpft wird; davon sollten Sozialbehörden bundesweit lernen. Den größten Widerstand gegen die AfD gab und gibt es höchstwahrscheinlich in Berlin und Hamburg.

    Was kann man noch im Norden machen bzw. wovon berichten?

    In Berlin gibt es bspw. eine Soziale Webseite, die vielen Menschen vielseitig hilft:

    www.beratung-kann-helfen.de/

    So kann man auch im Norden bzw. auf den Seiten für Hamburg und Bremen 1 X Monat so eine Auflistung hilfreicher Weblinks und Adressen zusammenstellen. Viele Menschen in Deutschland brauchen Hilfe und Untestützung, aber sie kommen erst gar nicht auf solche Informationen ran.