Korruption in Malaysia: Ex-Premier festgenommen
Die Antikorruptionsbehörde ermittelt gegen Najib Razak wegen des Verdachts auf Geldwäsche. Er soll Gelder aus einem Staatsfonds veruntreut haben.
Wenige Wochen nach seiner überraschenden Wahlniederlage ist Malaysias bis Mai amtierender Premierminister am Dienstag in Kuala Lumpur festgenommen worden. Der 64-jährige Najib Razak wurde von Beamten der Antikorruptionsbehörde MACC aus seinem Anwesen geholt. Am Mittwoch soll gegen ihn wegen des Verdachts der Veruntreuung und der Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Staatsfonds 1MDB Anklage erhoben werden.
Die von Najibs Partei Umno verlorene Wahl am 9. Mai hatte zum ersten Machtwechsel in der Geschichte Malaysias seit der Unabhängigkeit 1957 geführt. Hauptgrund waren Berichte über Korruption im großen Stil. Najib war auch Finanzminister, dem der 2009 von ihm zur Förderung der Wirtschaft gegründete Staatsfonds 1MDB direkt unterstand. Doch der Fonds verlor bei riskanten Spekulationsgeschäften umgerechnet 11 Milliarden US-Dollar. Zugleich tauchten laut Wall Street Journal 681 Millionen US-Dollar, die dem Blatt zufolge vom Fonds stammten, auf Najibs Privatkonten auf. Najib konnte durch Eingriffe in die Justiz ernsthafte Ermittlungen gegen sich vereiteln und erklärte der verdutzten Öffentlichkeit wie einst Helmut „Ehrenwort“ Kohl die Gelder zu privaten Geschenken – in diesem Fall nicht jüdischer, sondern arabischer Freunde.
Das überzeugte niemanden und brachte nicht nur wiederholt Zehntausende Bürger zum Protest auf die Straße, sondern auch Najibs einstigen Förderer, den inzwischen 92-jährigen früheren Premierminister Mahathir Mohamad. Mahathir verbündete sich zu den Wahlen mit dem inhaftierten Oppositionsführer Anwar Ibrahim. Den hatte er einst unter fadenscheinigen Sodomie-Vorwürfen zu einer hohen Haftstrafe verurteilen lassen.
Nach seinem Wahlsieg erließ Mahathir ein Ausreiseverbot gegen Najib und seine Frau. Rosmah Mansor ist für ihren Hang zum Luxus bekannt und deshalb unbeliebt. Bei einer Durchsuchung der Anwesen der Najibs wurden 12.000 Juwelen und andere Luxusgüter, vor allem Dutzende extrem teure Handtaschen, im Gesamtwert von 300 Millionen Dollar beschlagnahmt.
Najibs Festnahme könnte womöglich auch zur Aufklärung der Ermordung eines mongolischen Models im Jahr 2006 beitragen. Shaariibuugiin Altantuyaa war von Angehörigen einer Elitepolizeitruppe aus dem Umfeld Najibs in Kuala Lumpur mit Plastiksprengstoff getötet worden. Sie soll ihn zuvor zu einem Rüstungsdeal nach Frankreich begleitet haben, bei dem mutmaßlich Schmiergelder flossen. Sie wurde womöglich getötet, weil sie Najib hätte erpressen können oder aber vielleicht auch, weil sich seine Frau an ihr wegen einer vermuteten Affäre rächen wollte.
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