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Die WahrheitHappa bei Mütterchen Russland

Aufatmen, durchatmen: Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 nicht vom Hungerteufel bedroht.

Auch im Sommer ist in Russland immer Winter, und Väterchen Frost grillt sich gern ein Schwein Foto: Reuters

Übermorgen soll in Russland das nächste Sommermärchen beginnen. Wie ist es eigentlich um die Ernährung unserer Besten im Quartier in Watutinki bestellt? Da kochen schnell Emulsionen hoch, denn über Russland hört man nur wenig Gutes: Embargo, Mangel­wirtschaft, gestörte Nachschubregelung. Auch bei den Gerichten dort ist vieles nicht in Ordnung.

Es ist schwierig, in dem Fall für das leibliche Wohl zu sorgen – kann Gerhard Schröder da nicht was machen? Die Antwort ist simpel: Muss er gar nicht. Die Deutschen bringen ja alles mit, und das ist nicht wenig, denn Fußballer verbrennen um die 3.500 Kalorien am Tag. Dazu stellt sich gleich die Frage: Wohin mit der Asche?

Die russische Küche ist natürlich nicht schlechter als anderswo, als zum Beispiel in Weißrussland: Nur sind Braunbär-Tartar, Biber im Tempura­teig oder Silberfisch-Sashimi nichts für die sensiblen Mägen deutscher Kicker.

Wie füttert man Sportler optimal? Ausgewogen sollte die Ernährung sein, und genau abgewogen. Manche Trainer lassen ihre Spieler Gras fressen – gut, das mag zwar gesünder sein, als es zu rauchen, aber diese Art Nahrungszufuhr ist zu einseitig.

Blasierter Wirsing

Fast Food erhöht trotz des Namens nicht die Grundgeschwindigkeit, genauso wenig wie Energydrinks irgendetwas mit Energie zu tun haben. Lieber fünf­mal am Tag Obst und Gemüse – ausgerechnet Bananen eignen sich nicht während eines Spiels wegen der vielen Ballaststoffe, und natürlich erhöhen herumliegende Schalen das Verletzungsrisiko. Für besonders anfällige Spieler empfehlen sich Jod-S-11-Körnchen. Trotzdem, Obst und Gemüse stärken die Abwehrkräfte, die sind für Verteidiger das A und O, besonders Mittelfeldsalat. Für San­dro Wagner war übrigens blasierter Wirsing eingeplant – der wird ihm jetzt via Drohne ins Haus geliefert.

Fleisch ist wichtig, es sind viele Bayern im Team – Vorsicht aber bei Sitzfleisch! Zweimal die Woche Fisch, denn Fische enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, die es endlich einmal satt zu machen gilt. Eiweiße bringen wichtige Baustoffe in den Körper, Eigelbe komischerweise nicht. Milchprodukte enthalten Kalzium, das ist wichtig für eine geregelte Verkalkung, die es einem ermöglicht, Fototermine wahrzunehmen mit schillernden Persönlichkeiten des Auslandes (Türkei).

Vorsicht auch bei Ölen und Fetten, allen voran Körperbutter, Ellenbogenschmiere und Winkfett, die sich ungünstig auf Problemzonen auswirken (Bauch, Hüfte, gegnerischer Strafraum), hier ist strikte Zurückhaltung geboten, zumal sich im Fundus der Fifa ausreichend Schmiermittel befinden.

Volles Korn voraus

Die Spieler sollten bereits am frühen Morgen voll Korn sein. Regionale Produkte sind unabdingbar, was kein Problem sein sollte, stammen doch irgendwie alle Lebensmittel aus irgendwelchen Regionen. Viel trinken ist ein Gebot der Stunde, und wenn der Russe nur Kosakenkaffee anbietet, sollte man auf Wasser zurückgreifen, damit die Spieler bessere Harnsäurewerte erzielen können als ihre Autos.

Wasser – vor allem aus den in Russland üblichen Kohlehydranten – enthält viele Nährstoffe, Mineralien und gelegentlich auch Plankton, Krill und kleine Fische. Als ideale Ergänzung für alle Kicker, die bei der letzten Adrenalinausschüttung leer ausgegangen sind, eignet sich irgendwas mit Chia­samen, damit sämtliche Spieler genug körpereigene Kräfte entwickeln, um gegebenenfalls einen Pokal in die Höhe stemmen zu können.

Selbstverständlich will der Deutsche Fußball-Bund die Ernährungspläne nicht öffentlich machen: Alles, was leicht verdaulich ist, gilt als vertraulich. Bei unklaren Nährwerten entscheidet der Videobeweis.

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