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Israels Reaktion auf Gewalt in GazaVereinte Liste kritisiert Abstumpfung

Als die Welt auf die Toten im Gaza-Streifen schaute, feierten in Israel Tausende die ESC-Gewinnerin. Kritik an der Gewalt kommt nur von wenigen.

Netta Barzilai singt am Montagabend auf dem Izhak-Rabin-Platz in Tel Aviv Foto: ap

Tel Aviv taz | Als gäbe es keine Demonstrationen, keine Scharfschützen, keine Toten im Gazastreifen. Kaum 70 Kilometer vom nördlichen Gazastreifen entfernt feierten einige zigtausend Israelis am Montagabend in Tel Aviv die diesjährige Eurovisionsgewinnerin Netta Barzilai. Junge Leute, Familien mit kleinen Kindern, aber auch ältere Paare versammelten sich auf dem Izhak-Rabin-Platz vor dem Rathaus, um ihre neue Heldin zu feiern und fröhlich mit einzustimmen, als Barzilai ihren Titel „Toy“ anstimmte.

„Seht euch an“, rief Barzilai, die kein Wort über die Unruhen in den Palästinensergebieten verlor, sondern stolz erklärte, wie sehr sie ihr Land und ihre Mitbürger liebe. Ihr Sieg bei dem europäischen Wettbewerb war in der gängigen Presse auch als Sieg über die BDS-Bewegung gewertet worden, die per „Boykott, Delegitimisierung und Sanktionen“ international gegen Israels Besatzungspolitik protestiert. Künstler, die an der Eurovision teilnehmen wollen, müssen nächstes Jahr nach Israel kommen, ob nach Jerusalem oder Tel Aviv ist noch offen. Noch kurz vor dem Gesangswettbewerb fragte ein israelischer Journalist Barzilai, was sie antworten werde, wenn man sie nach dem Konflikt fragt. „Konflikt? Was für ein Konflikt?“, sagte sie.

Für die Knesset-Abgeordnete Ayda Touma Sleiman von der antizionistischen Vereinten Liste steht Barzilai für eine „unverzeihliche Doppelmoral“, wenn sie Stimme für die anderen sein soll, die Gewalt, die an „den anderen im Gazastreifen“ verübt wird, dabei aber gänzlich unter den Teppich gekehrt wird. Sleiman glaubt, dass die „Politik der Verängstigung, der Hetze und des Hasses“ von Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einer „Abstumpfung“ im Volk führe. Dass Netanjahu „sich erlaubt, solche Order zu geben“, und die in der Grenzregion postierten Scharfschützen dazu anhält, auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen, führt die Abgeordnete darauf zurück, dass es „keine Opposition mehr im Land“ gibt. Politiker und Medien stellten sich stets „auf dieselbe Linie“ mit dem Regierungschef.

Nächste Woche will die Vereinte Liste im Parlament diskutieren, was der israelische Sicherheitsapparat hätte unternehmen können, um das Blutvergießen zu verhindern. „Wir werden unsere gesamte Redezeit nutzen, um das Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.“ Ihre Partei werde eine Untersuchungskommission fordern, „damit die Leute kapieren, welche Order die Soldaten hatten, und wie sie gegen die Demonstranten vorgegangen sind“.

Protest am Dienstag

Am Dienstagabend fanden landesweit vier kleine Demonstrationen statt, drei davon in arabischen Ortschaften Israels und eine in Tel Aviv, wo einige hundert jüdische und arabische ­Israelis für kurze Zeit die King-George-Straße im Zentrum der Stadt blockierten. „Wir gehen ­zusammen ohne Gewalt und ohne Angst“, riefen die Demonstranten und hielten Schilder hoch, wie „Befreit das Getto Gaza“ und „Lieberman nach Den Haag“.

Der Verteidigungsminister Avigdor Lieberman steht hinter dem Schießbefehl. Auf Twitter nannte er am Mittwoch die Hamas-Führung eine „Bande von Kannibalen“.

Dov Khenin, Parteigenosse Sleimans in der Vereinten Liste, hielt im Verlauf der Demonstration seine Mitstreiter dazu an, nicht aufzugeben. „Gerade in Momenten wie diesen ist es so entscheidend, die andere Stimme zu Gehör zu bringen.“ Die Gegner von Besatzung und Krieg wollen sich „nicht zum Schweigen bringen lassen“.

Es sind die wenigen Demonstranten und die antizionistische Partei, die gegen den Strom schwimmen. Die überragende Mehrheit der jüdischen Israelis schiebt die Verantwortung den Palästinensern zu. Unter den Tageszeitungen bleibt die linksliberale Haaretz allein kritische Stimme, während Mainstreammedien den „Marsch der Dummen“ und die „Hetze der Hamas zur Gewalt“ kommentierten. Ravit Hecht schreibt in Haaretz, dass die Tel Aviver Feiern am Tag der Unruhen in Gaza „Sache für einen Psychiater“ seien. Nur ein Fachmann könne erklären, wie eine so „ungeheure Verdrängung möglich ist“. Hecht zitiert Barzilais Song: „Ich bin nicht dein Spielzeug“, heißt es dort. Tatsächlich seien die tanzenden Massen nichts anderes: „Puppen, die blind auf die Katas­trophe zusteuern.“

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27 Kommentare

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  • BDS steht für Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen. Daraus „Boykott, Delegitimisierung und Sanktionen“ zu machen, ist in deutschen Medien nicht neu, dennoch falsch - oder, um beim D zu bleiben - eine Diffamierung der BDS-Kampagne!

    • @Doris Ghannam:

      Hier können Sie sehr schön Zusammenhänge nachlesen. Auch bezüglich der BDS: http://www.hagalil.com/2018/05/dortmund/

      • @Günter:

        Wie funktioniert Diffamierung?

        Man schreibt einen Artikel über Aktionen von deutschen Faschist*innen, die das Thema Palästina und Israel in ihrem Sinne instrumentalisieren und verbindet es über folgende Formulierung mit einer weltweiten Bewegung, die sich für Freiheit, Gerechtigkeit und gleiche Rechte einsetzt: „Ganz im Geiste / Einklang mit der antisemitischen BDS-Bewegung“. Das Internetportal Hagalil wird keine Hinweise oder Belege für seine Behauptungen in den zahlreichen Veröffentlichungen und Aktivitäten der internationalen BDS-Bewegung finden, denn BDS ist eine antikolonialistische, antirassistische Bewegung und steht damit gegen faschistische Ideologien. Wer etwas anderes behauptet, will die BDS-Bewegung diffamieren und ist sich nicht zu schade dafür, den Faschismus- und den Antisemitismusvorwurf zu instrumentalisieren. Hagalil betreibt mit dieser Politik israelische Staatspropaganda, um von der Kritik an den Verbrechen der israelischen Regierung abzulenken.

  • hier im Forum geht es verbal so ab, wie im israelisch-palästinensischen Konflikt insgesamt: man spricht sich gegenseitig das Recht auf Meinung (bzw. Existenz im Fall des Konflikts) ab und erreicht damit auf jeden Fall eines nicht: Ein Lösung der Kontroverse bzw. des Konflikts.

  • Würden die Juden nicht feiern, immer wenn man ihnen was anhängen will, hätten sie seit 2000 Jahren keine Feste mehr.

     

    Was man den Juden aktuell anhängen will, kann man hier nachlesen: https://www.rnz.de/politik/hintergrund_artikel,-michael-wolfsohn-ueber-die-hamas-taktik-aus-dem-lehrbuch-der-guerilla-_arid,359014.html

     

    Bleibt am Ende nur der Satz, der Zvi Rex zugeschrieben wird:

    "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen."

     

    Und Friedrich Holländer https://www.youtube.com/watch?v=PPznfiB5OJ0

    • @Günter:

      Der Link zur RNZ führt aber zu einem Interview mit Wolfsohn...

      • @Nicky Arnstein:

        Stay calm my good fellow.

        Wolfson is an excellent analyst.

  • Hmm? Israel hat den ESC Sieg einer der ihren gefeiert.. da ist doch im Grunde nichts gegen einzuwenden, oder? Das der `Terror´und der Hass der Dehumanisierten , Ausgegrenzten Palästinenser hohe Wellen schlägt , mit vielen , zumeist jugendlichen Todesopfern- die in ihrer Hoffnungslosigkeit - in ihrem GAZA Freiluftsgefängnis, in Frustration , in den Kugelhagel israelischer Scharfschützen sich stürzen.. das ist doch "nur" ein Phänomen der verfehlten internationalen Politik und der verfehlten U.N.O... die sich dem "Gottgegebenen Recht" der Dogmen des religiösen Semitismus gebeugt hat!

    Im Lichte der religiös verquakleten´Wahrheit der U.N.O. Menschenrechte gewinnt die hässliche Kultur der Dehumanisation und Brutalisierung gegen die deprivilegierten Palästinenser und deren Jugend so etwas wie politische Legitimität. In etwa so, wie das Dritte Reich einstmals die Juden, als art `menschenähnliche Tiere´verfolgt hat.. die Geschichte scheint sich zu wiederholen? Nichts gelernt? Die, eigentlich wunderbare Idee der Gründung Israels , als Heimstatt für mehr als Tausendjährig verfolgte Juden, hat es offensichtlich versäumt sich als säkulär/kosmopolitisch zu formulieren um als moderner Staat alle möglichen Religionen, friedlich konstruktiv, aufklärerisch... in sich zu vereinen! Es herrscht ein seltsames, historisches religiöses Machtdenken um die Palästinenser zu Verdrängen, anstatt sie als Bürger anzuerkennen !

    Ein Machtdenken des frustrierten Hasses ist lebendig bei den bedrängten Palästinensern.. Und so? Was mit der "künstlerischen Darbietung" der Frau Netta? Sie ist m.E. `nur´ eine Sängerin die ihr Land liebt, dem Schönen zugewandt und hat offensichtlich kaum eine politische Dimension! Sie für die israelische Politik zu vereinnahmen ist m.E. nur eine dumme Instrumentalisation künstlerischer Freiheit des Ästhetischen.. *

    • @vergessene Liebe:

      Weil es Europa nicht schafft, die Verfolgung zuhause zu beseitigen,

      verfolgt man die "wunderbare Idee", eine "Heimstatt" für Juden möglichst weit weg in einem von europäischen Kolonialisten besetzten Land zu gründen. Hätte man auch gleich Madagaskar nehmen können.

       

      Gut - da wurden die Juden nicht vor knapp 2000 Jahren von einer anderen europäischen Kolonialmacht vertrieben (wegen Terrorismus).

       

      "Gute Gründe" (Lesmankov) gibt es sicher für den Staat Israel - gerechterweise hätte man ihn 1945 auf "deutschem" Boden gründen sollen.

    • @vergessene Liebe:

      Ja diese unschuldigen Palästinenser, die vor 45 fleißig gemeinsame Sache mit den Nazis gemacht haben. Angeführt von Obersturmbannführer Husseini, auf den sich zumindest Arafat noch positiv bezogen hat. Die haben sich vor der Gründung Israels so richtig viel Mühe gegeben Vertrauen zu schaffen und eine Grundlage für eine würdige Lösung für alle zu finden. Dass Abbas gerne immer wieder den Holocaust leugnet ist klar, müsste er doch sonst eingestehen, dass es gute Gründe gibt warum Israel existiert.

      • @LesMankov:

        Abbas leugnet einerseits den Holocaust, andererseits gibt er den Juden schuld, dass der Holocaust stattfand. Meschugge.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Danke Frau Knaul für Ihren Artikel, der richtig gut war. Sie zeigen, dass es auch noch ein anderes Israel gibt, ausser dem der Hetze und der brutalen Logik eines Netanyahu und Liebermann, sowie der Mehrheit der israelischen Bevölkerung.

  • 7G
    75026 (Profil gelöscht)

    "...auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen..." Wie lange hält sich wohl noch diese Legende, wo es doch völlig offensichtlich ist, dass es bewaffnete Gewalttäter waren, die versuchten, die Grenze zu durchbrechen und nach Israel vorzudringen?

     

    "Die überragende Mehrheit der jüdischen Israelis schiebt die Verantwortung den Palästinensern zu." Damit sind sie Gott sei Dank klüger als der Mainstream der westlichen Medien.

  • Kaum ein deutscher Künstler hat sich zu der skandalösen Echo-Verleihung für einen die Holocaust-Opfer erniedrigenden und beleidigenden Titel geäußert. Der israelischen Gewinnerin des ESC wird vorgeworfen, sie habe sich nicht über die Unruhen in Gaza geäußert. Doppelstandards. Frau Knaul: Unruhen in Gaza und im Westjordanland, Krieg und Terror sind für Israelis ganz normaler Alltag - seit 70 Jahren.

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @Nicky Arnstein:

      Da Sie es nicht mitbekommen haben, hier einige Namen der Künstler, die gegen die ECHO-Preisverleihung protestiert haben: Igor Levit, Klaus Voormann, Marius Müller-Westernhagen und viele andere mehr…der Preis wird sogar völlig abgeschafft….das ist engagierte Kultur! und davon könnte Israel in der Tat lernen. Sie können ja mal dazu googlen. Sie sollten zudem nicht immer reflexartig in die Verteidigungsposition für unverzeihliche Dinge gehen, die in Israel passieren. Damit tun Sie Israel keinen Gefallen, im Gegenteil.

      • @81622 (Profil gelöscht):

        "…der Preis wird sogar völlig abgeschafft….das ist engagierte Kultur! und davon könnte Israel in der Tat lernen."

         

        Wieso Israel? Die werden den ESC nicht alleine abschaffen können.

        Die Abschaffung des ESC hätte zwar wirklich irgendetwas mit engagierter Kulturpolitik zu tun, aber das kann Israel nicht alleine schaffen. Dazu müssen alle Länder absagen.

         

        Wäre zwar traurig, dass ein Schießbefehl dazu nötig gewesen wäre, um den ESC zu begraben, aber irgendwie muss das ja mal aufhören.

      • @81622 (Profil gelöscht):

        "der Preis wird sogar völlig abgeschafft….das ist engagierte Kultur! und davon könnte Israel in der Tat lernen. "

         

        Vermutlich erwarten Sie, dass israelische Künstler ihre Teilnahme an internationalen Wettbewerben von alleine absagen - dass sie sich sozusagen selber boykottieren, nicht wahr?

        • 8G
          81622 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Gut, dass Sie wissen, was ich "vermutlich erwarte". Ich erwarte Sebstkritikfähigkeit und Offenheit in der politischen Diskussion, ohne Ideologie, aber dem klaren Bekenntnis zu Menschenrechten

    • 9G
      96177 (Profil gelöscht)
      @Nicky Arnstein:

      Sleiman glaubt, dass die „Politik der Verängstigung, der Hetze und des Hasses“ von Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einer „Abstumpfung“ im Volk führe. Dass Netanjahu „sich erlaubt, solche Order zu geben“, und die in der Grenzregion postierten Scharfschützen dazu anhält, auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen, führt die Abgeordnete darauf zurück, dass es „keine Opposition mehr im Land“ gibt. ... Nicky Arnstein führt das jeden Tag vor!

      • @96177 (Profil gelöscht):

        ", führt die Abgeordnete darauf zurück, dass es „keine Opposition mehr im Land“ gibt. ... Nicky Arnstein führt das jeden Tag vor!"

         

        Sie wähnen mich fälschlicherweise als israelischer Politiker. Im Übrigen bitte ich Sie doch recht freundlich, Ihre persönlichen, an Denunziation grenzenden Kommentare und Angriffe zu unterlassen und sich auf die Beiträge zu konzentrieren.

      • @96177 (Profil gelöscht):

        Bei dem Zeug was alle möglichen Leute so "glauben", ist das sogar nur mittelmäßig lächerlich. Hat in Ihrem Studium entweder nicht aufgepasst die Dame oder das Niveau war einfach unterirdisch.

    • @Nicky Arnstein:

      Es geht hier auch nicht darum, dass sich Künstler nicht in Eigeninitiative äußern (was Sie deutschen Künstlern vorzuwerfen scheinen), sondern darum, auf eine explizite Nachfrage mit einer lächerlichen Aussage zu antworten ("Welcher Konflikt?"). Da wäre selbst die Aussage " kein Kommentar" ehrlicher gewesen.

      • @Pantomime:

        Nette hat keine "lächerliche Aussage" getroffen, sondern auf die Frage des journalisten mit einer ironischen Gegenfrage geantwortet.

    • @Nicky Arnstein:

      Hätten Sie die Wortmeldungen zur Echo-Verleihung aufmerksam verfolgt, wüssten Sie, dass die Künstler, welche zum besagten Auftritt befragt wurden, sich explizit geäußert haben (unabhängig vom Inhalt ihrer Äußerungen). Selbst die sonst politisch "neutrale" / "meinungslose" Helene Fischer hielt es für wichtig, sich zu Wort zu melden.

       

      Die israelische Künstlerin, um die es in diesem Artikel geht, antwortete auf eine explizite Nachfrage: "Welcher Konflikt?" Dies ist an Heuchelei kaum zu überbieten - das hat auch nichts mit etwaigen Doppelstandards zu tun.

       

      Da Sie sich jedoch, allem Anschein nach, nicht mit Israel-kritischen Artikeln/ Kommentaren anfreunden können/ wollen, kann man bei Ihnen wohl kaum Objektivität hinsichtlich dieses Themas erwarten...

      • @Pantomime:

        "Da Sie sich jedoch, allem Anschein nach, nicht mit Israel-kritischen Artikeln/ Kommentaren anfreunden können/"

         

        Fehlinterpretation. Ich kann mich nicht mit den Begriffen "Israel-kritisch" oder "Israelkritik", wie von Ihnen verwendet, anfreunden. Ich kann mich mit "Kritik an der israelischen Politik" anfreunden. Und ich finde es geradezu absurd, der israelischen Gesellschaft Abstumpfung vorzuwerfen. Jede andere Gesellschaft, die Jahrzehnte lang auf einem Pulverfass lebt, würde früher oder später abstumpfen, weil man die Spannung sonst nicht anders ertragen kann. Aber, von Juden - pardon, Israelis - erwartet man natürlich Übermenschliches. Sie müssen besser als der Rest der Welt sein und dürfen auch keine Fehler haben. Und von einer jungen israelischen Sängerin, die gerade den 1. Preis beim ESC gewonnen hat und darüber völlig aus dem Häuschen ist, wird selbstverständlich erwartet, dass sie kritische Äußerungen zur Lage in Israel und zum "Konflikt" von sich gibt. Das sind sehr wohl Doppelstandards.

        • @Nicky Arnstein:

          Bezüglichder Begrifflichkeiten Israel-kritisch / Israelkritik gebe ich Ihnen teilweise Recht, sachlich und ethisch richtiger wäre "Kritik an der israelischen Politik". Allerdings kann man die (wahrscheinlich) falsche Ausdrucksweise auch darauf zurückführen, dass diese Art der Politik seit Jahrzehnten gefestigt und von einer breiten Mehrheit der Gesellschaft vertreten bzw. gewählt wird - da könnte man die Kritik auch an die israelische Bevölkerung richten, welche den Staat Israel nunmal ausmacht. Das hat nichts mit einer Aversion gegenüber Juden zu tun und ich verstehe nicht ganz, warum Sie das unterschwellig andeuten.

           

          Ich würde ebenso Deutschland, die USA, Russland oder jedes andere Land für dessen Politik kritisieren und dabei könnte es mir bestimmt mehrfach passieren, bezüglich der Begrifflichkeiten nicht 100% korrekt zu liegen.

           

          Doppelstandards sehe ich immer noch nicht, ich würde es von jeder Person jedweder Nationalität erwarten, sich halbwegs kritisch und reflektiert zu äußern (gerade zum eigenen Land und dessen Politik und gerade, wenn man abgestumpft / die Lage "gewohnt" ist).

           

          Falls Ironie vorlag (ich kenne zugegebenermaßen nur das vorliegende Zitat - schriftlich ist Ironie schwierig feststellbar - mein Fehler), würde ich meine ursprüngliche Aussage überdenken. Aber auch hier könnte man darüber streiten, ob Ironie in einem solchen Fall angebracht ist.

           

          Übrigens schaffen es auch die Bewohner anderer Länder (bspw. Korea), nicht (vollkommen) abzustumpfen. Wobei ich den Einwohnern Israels eine Abstumpfung gar nicht vorwerfen möchte, sondern eher ihr Wahlverhalten, welches Hardliner an der Macht hält und somit undifferenzierte Sichtweisen erschwert.

           

          Zu guter Letzt: Ich versuche stets differenziert zu urteilen und bin so weder pro-palästinensisch oder pro-israelisch (Sie mögen mir die vereinfachende Ausdrucksweise bitte verzeihen). Können Sie das auch von sich behaupten? Ich bleibe dabei, ihre Kommentare hinterlassen einen anderen Eindruck...

          • @Pantomime:

            *undifferenzierte Sichtweisen erleichtert bzw. differenzierte Sichtweisen erschwert.