piwik no script img

Wieder in Bremen spielenProfis kehren heim

Das Explosive Festival für junges Theater geht jetzt in die 16. Runde und will zurück zu den Wurzeln: Produzieren statt Präsentieren.

Nicht nur für Nachwuchstänzer*innen toll anzusehen: Performance der Folkwang Uni Essen Foto: Promo

Bremen taz | Bremen vermittelt tolle Grundlagen, weckt Motivation und gibt wichtige Inspirationen. Das sagen viele Kulturschaffende über ihre hiesigen ersten Gehversuche – und ziehen dann trotzdem weg, wenn es irgendwann darum geht, Profi zu werden. Das wissen Leute wie Tobias Pflug und Frederieke Behrens, die das kleine Schlachthoftheater schmeißen und dort auch das Explosive Festival für junges Theater organisieren.

Und wenigstens bei diesem Event zehrt Pflug mal von der traurigen Erfahrung entschwindender Künstler*innen: wenn er ehemalige Bremer Wegbegleiter*innen einlädt, die im besten Fall noch ihre Kolleg*innen und deren Produktionen mitbringen.

Mit der am Wochenende anstehenden 16. Ausgabe des internationalen Festivals wird dieser Bonus zum Programm – mit einem weiten Blick in die eigene Geschichte. Pflug spricht vom „Relaunch“, und schon der Blick ins Programm lässt aufmerken. „Explosive Spielzeit“ steht da, die vier Tage Festival seien nur der Auftakt, heißt es. Auf die Tanztheater-Produktion „Showcon #1“ soll Anfang kommenden Jahres eine zweite Folgen. Mit neuen Akteur*innen aus Bremen, die am Festivalwochenende dazu stoßen und sich an Auswahlworkshops beteiligen.

Besonders schön für Nachwuchstänzer*innen: Die berühmte Folkwang Uni Essen ist mit an Bord, Dozent*innen geben Einblicke in das Studium und bieten auf dem Festival sogar Sprechstunden für Interessierte an.

Rückkehr nach Bremen

Das Festival

Das Explosive Festival ist vom 17. bis 20.5.2018 im Bremer Kulturzentrum Schlachthof zu erleben. www.explosive-bremen.de

Dass der Weg nach Nordrhein-Westfalen keine Einbahnstraße sein muss, beweist auf dem Festival Hakan Sonalakan. Der hat in Bremen mit dem Tanzen angefangen, bei Steptext und den Tanztagen mitgewirkt und sich, wie er sagt, so ermutigt gefühlt, dass er selber Profi werden wollte. Das neue Explosive-Konzept ist auch sein Werk.

Mit hörbarem Stolz erzählt er, wie in eine eigentlich geschlossene Lehrer*innenveranstaltung spaziert ist und sein Konzept angepriesen hat: 27 Künstler*innen nehmen ihre experimentellen Produktionen mit nach Bremen, zeigen sie auf dem Festival, holen junge Bremer*innen ins Boot und starten einen langfristigen Produktionsworkshop für Junges Theater. Und so kam es dann auch, drumherum mit offenen Gesprächsrunden beim Frühstück und abendlichen Konzerten von Bands aus der Bremer Szene.

Und es soll weitergehen: auf „Showcon #2“ im Frühjahr 2019 folgen weitere Veranstaltungen mit offenen Proben, einer Großperformance auf der Bürgerweide, einem Außenspielort in Gröpelingen und so weiter und so fort. Das alles dicht vernetzt in Bremen und darüber hinaus. Sogar das Junge Theater Basel ist involviert: eine Institution in Sachen modernem Jugendtheater, das als Stichwortgeber für die Gründung der Jungen Akteure am Goetheplatz Spuren in Bremen hinterlassen hat.

Es klingt alles ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Und in der Tat sagen auch Behrens und Pflug: „Wir sind noch nicht fertig“. Vielmehr stünden sie in einem Prozess, den sie jetzt öffnen wollten. Trotzdem: Die Eckpfeiler stehen und die Festivalmacher*innen klingen erheblich anders beim letzten Explosive 2016, wo man vor lauter Geldsorgen nicht mehr wusste, wohin – und es trotzdem irgendwie gewuppt hat.

Jetzt also: zurück zu den Ursprüngen, produzieren statt nur präsentieren, netzwerken und für die Jugend alles mobilisieren, was in Sachen Tanztheater in Bremen drinsteckt. Und das ist eine ganze Menge.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!