piwik no script img

Trixie Trainwreck im Interview„Leo-Muster wird nie altmodisch“

Sie singt auch auf ihrem neuen Album vom Weggehen und ist doch in Berlin sesshaft geworden: Trixie Trainwreck, Musikerin und Veranstalterin.

Trixie Trainwreck in Berlin Foto: Stefanie Loos
Interview von Thomas Winkler

taz: Frau Trainwreck, schön, dass Sie noch da sind.

Trixie Trainwreck: Ja, finde ich auch. Aber warum?

In acht Songs auf Ihrem neuen Album geht es darum, dass Sie weggehen wollen oder dass jemand gegangen ist oder gerade ein Zug wegfährt. Nicht zuletzt tragen Sie den Zug im Namen.

Acht Songs? Oh, das war mir gar nicht klar. Aber stimmt, das ist ein großes Thema bei mir. Mir geht es gut, wenn ich in Bewegung bin. Wenn ich mit dem Zug fahre, wenn ich auf der Autobahn bin oder spazieren gehe, da kommen mir immer die besten Ideen für Songs.

Einer der neuen Songs heißt „This Train“, und auch der Text besteht nur aus diesen beiden Wörtern. Ist der Zug hier Symbol für eine Sehnsucht, die sich nie erfüllt?

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Trixie Trainwreck

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Klar, ich kann mich jetzt hinsetzen und nachträglich behaupten, in dem Song geht es um den Zug des Lebens, darum, dass es anderswo immer besser zu sein scheint, dass man wegfahren muss, um anzukommen. Aber um ehrlich zu sein, war es ganz simpel: Ich war mit dem Regionalexpress unterwegs zu einem Festival nach Magdeburg, und da kamen mir – ziemlich naheliegend – diese beiden Akkorde und diese beiden Wörter in den Sinn. Fertig war der Song.

Trotzdem gilt: Allzu sesshaft sind die Protagonisten Ihrer Songs nicht. Gilt das auch für Sie?

Nein, sesshaft bin ich wirklich nicht. Ich bin ja auch weit weg von meinem originalen Zuhause. Ich bin in der Bay Area, einer Kleinstadt nördlich von San Francisco, aufgewachsen. Das ist eigentlich eine ganz schöne Ecke, aber mich hat es total angekotzt. Es war schrecklich langweilig. Mir war schon in sehr jungen Jahren klar, dass ich da wegmuss. Ich war schon mit elf, zwölf Jahren ziemlich erwachsen. Mit 16 habe ich schon gearbeitet in einem Second-Hand-Laden, später in einem Café, ich hab viel geschrieben und gemalt und überlegt, was ich aus meinem Leben mache. Meine Familie hatte kein Geld, Bildung wurde bei uns auch nicht großgeschrieben. Es war vielleicht gar nicht so, dass ich wegwollte, aber ich sah auch keinen Grund, dort zu bleiben. Also bin ich – wie viele andere auch – aufgebrochen nach Europa mit einem riesigen Rucksack. Zehn Städte in sechs Wochen, aber nach drei Wochen, nach London, Paris und Amsterdam war das Geld alle. Auch als ich nach Berlin kam, hatte ich nicht vor, hier lange zu bleiben. Wir sind nur für einen Tag gekommen, wollten meinen 19. Geburtstag feiern. Ein halbes Jahr später bin ich dann allein zurückgekommen und nicht mehr weggegangen.

Sind Sie vor etwas weggelaufen?

Nein. Ich denke eher, ich habe versucht, bei mir selbst anzukommen. Manchmal muss man wahrscheinlich weglaufen, um an sich ranzukommen.

Im Interview: Trixie Trainwreck alias Trinity Sarratt

Die Musikerin Trinity Sarratt, 1979 in Kalifornien geboren, kam mit 19 nach Berlin. Sie verdiente ihr Geld erst mit U-Bahn-Musik: Trixie Trainwreck war geboren. Ihre Bands heißen Kamikaze Queens, Runaway Brides oder Cry Babys, wo ihr Lebensgefährte den Kontrabass bedient. Allein tritt sie auf als Trixie Trainwreck No Name Band. Als Trixie & The Trainwrecks nahm sie in London ihr neues Album auf: „3 Cheers to Nothing“ (Voodoo Rhythm/Cargo)

Die Veranstalterin Sieben Jahre lang jobbte Sarratt im White Trash – hinter der Theke und als Bookerin für Konzerte. Darauf folgten 7 Jahre auf der anderen Seite der Schönhauser Allee im Bassy Cowboy Club, wo sie Konzerte organisierte und die in Berlin einmalige Burlesque-Reihe „Pinky‘s Peepshow“ ins Leben rief: Einmal im Monat konnten Newcomer und Semi-Amateure sich auf der Bühne versuchen, die Grenzen der Burlesque wurden bis zur Rock-’n’-Roll-Roadshow ausgedehnt.

Das Bassy Der Bassy Cowboy Club war an wechselnden Orten seit 2006 Treffpunkt einer Szene, die sich in den Sixties und Seventies zu Hause fühlt. Motto: „Wild Music Before 1969“. In der Schönhauser Allee spielten Rock-’n’-Roll-, Rockabilly-, Garage-Punk-, Surf- und Country-Bands, die legendären The Seeeds, BossHoss wurden hier groß. Der Club war auch Ort für Burlesque und die schwule Partyreihe „Chantals House of Shame“. Seit im Januar die Miete erhöht wurde, kann Gründer Tammi Torpedo den Club nicht mehr wirtschaftlich betreiben, seit dem 1. Mai ist Schluss. Torpedo hofft, dass das Bassy im Herbst an neuem Ort wieder eröffnet – allerdings ohne ihn.

Dann geht es Ihnen nicht wie den Leuten in Ihren Liedern?

Zu dem Zeitpunkt, als ich die geschrieben habe, schon. Ich schreibe meist aus persönlicher Erfahrung. Aber gerade? Nein, ich muss nirgendwo anders hin. Mir geht es gut in Berlin, ich habe Familie hier, ich bin hier angekommen. Aber das war eigentlich vom ersten Moment an so, als ich Ende 1998 hierherkam. Ich habe mich sofort zu Hause gefühlt, obwohl ich niemanden kannte, obwohl ich die Stadt überhaupt nicht kannte. Ich hatte nicht einmal einen Grund, nach Berlin zu kommen. Ich erinnere mich an den Geruch der Kohleöfen, ein Geruch, der mir vollkommen fremd war, den ich aber sofort angenehm fand. Sehr gut fand ich auch, nicht – wie in Kalifornien – auf der Straße von jedem gefragt zu werden: How are you?

Das sollte man dem Berlin-Marketing mal sagen: Dass Kalifornier im muffigen Berlin Erholung finden können von der penetranten Freundlichkeit bei ihnen zu Hause.

Ich bezweifle mal, dass das mehr Touristen in die Stadt locken würde, aber ich persönlich mochte diese Seite Berlins sofort. Aber ich war auch 19 Jahre alt damals, ich habe die Anonymität der Großstadt genossen. Und – auch da ist Berlin wieder ganz anders als die USA – ich habe ja trotzdem schnell Leute kennengelernt und Anschluss gefunden in der Sixties- und Rock-’n’-Roll-Szene. Es war alles so einfach damals: Ich kam an im Tourbus einer schwedischen Band, die hatten mich aus München mitgenommen. Dann nahm ich mir eine Pension, guckte aus dem Fenster, sah einen Irish Pub und habe da nach einem Job gefragt.

Ist das Ankommen in Berlin heute immer noch so einfach?

Natürlich hat sich die Stadt in diesen bald zwanzig Jahren, in denen ich hier bin, massiv verändert. Als ich ankam, wollte ich unbedingt Deutsch lernen, um mich zu integrieren. Heute würde ich vielleicht dieses Bedürfnis gar nicht mehr haben, man kommt ja überall gut mit Englisch klar. Berlin ist internationaler geworden, aber vor allem halt auch viel kommerzieller. Das ist jetzt keine Neuigkeit, aber trotzdem schade. Um das klarzustellen: Ich finde Veränderungen grundsätzlich in Ordnung, ohne geht es nicht. Aber natürlich ist es schlecht, dass Anwohner verdrängt werden, dass immer mehr gute Läden zumachen müssen.

So wie das Bassy, in dem du lange Jahre gearbeitet hast.

Es ist ja nicht nur das Bassy, wo ich sieben Jahre lang Bands gebucht und die Burlesque-Reihe „Pinky’s Peepshow“ gemacht habe. Davor habe ich im White Trash Konzerte organisiert, das gibt es auch nicht mehr. Im White Trash war ich auch sieben Jahre. Ich bin eine 7-Year-Bitch. (lacht)

Was werden Sie am Bassy vermissen? Den typischen Geruch aus kaltem Zigarettenrauch und abgestandenem Bier?

Vielleicht. Nicht vermissen werde ich jedenfalls den Geruch der Toiletten. Und weil ich mittlerweile Nichtraucherin bin, werde ich die Raucher-Lounge auch nicht vermissen. Aber vermissen werde ich dieses Gefühl, was ich dort hatte, dieses Gefühl von Ein-Herz-und-eine-Seele. Das Bassy war wie eine große Familie für mich – auch wenn ich heute nicht mehr so gut mit dem Besitzer klarkomme. Aber in einer Familie ist das nun mal so: Mit dem einen versteht man sich besser, mit dem anderen spricht man nicht mal mehr. Und alle treffen sich im Wohnzimmer. Ich habe da viel, viel Zeit verbracht, eine Weile auch um die Ecke gewohnt. Ich habe da viel Liebe und Blut, Schweiß und Tränen reingesteckt.

Was ist das für ein Gefühl, wenn einem das Wohnzimmer zugesperrt wird?

Es ist seltsam, irgendwie surreal. Ich weiß zwar, dass es passieren wird, aber ich will es nicht glauben. Ich war zuletzt nicht mehr so involviert wie früher, aber natürlich ist das Ende des Bassy auch das Ende einer Ära. Es gibt nicht mehr viele Clubs, die einem Stil, einer Musik, einer Kultur so lange treu geblieben sind, die sich so konsequent der Kommerzialisierung verweigert haben. Man muss ja auch sehen, dass dieser Country- und Cowboy-Kram, Sixties und Trash zu Anfang, als ich nach Berlin kam, noch gar nicht so angesagt war. Dann ist es riesig geworden, dann kam es eher wieder aus der Mode – aber das Bassy ist sich immer treu geblieben.

Treu bis in den Tod.

Klingt dramatisch, ist aber nicht falsch. Dieser Ort hatte eine Strahlkraft weit über Berlin hinaus, hier haben Bands aus aller Welt gespielt. Die haben hier vielleicht nicht viel Geld verdient, aber es gab eine Bühne, es gab was zu essen, sogar eine Wohnung, wo die Bands schlafen konnten. Das ist jetzt vorbei: Ich bekomme immer noch Anfragen von Bands, aber ich kann denen kaum etwas empfehlen, wo sie spielen könnten. Auch wenn es um Burlesque geht, wie wir sie mit „Pinky’s Peepshow“ gemacht haben: Die Burlesque-Szene ist zwar riesig geworden, aber für diese Art Working-Class-Burlesque für Newcomer gibt es keine regelmäßige wöchentliche Bühne in Berlin mehr. Ja, dass es das Bassy bald nicht mehr geben wird, reißt eine Lücke – so wie es eine Lücke gerissen hat, als es das White Trash nicht mehr gab. Berlin muss wirklich aufpassen: Ich habe durch die Booking-Arbeit auch viele Kontakte nach London, die neue Platte habe ich auch dort aufgenommen. Und London hat ja eigentlich den Ruf, dass es dort schwer ist für Bands, live aufzutreten. Aber ich habe immer mehr und mehr den Eindruck, dass sich das gerade dreht, dass es mittlerweile in London mehr Bars und kleine Clubs gibt, in denen man problemlos auftreten kann, als hier in Berlin.

War Ihnen klar, dass Sie entscheidend zum Image Berlins als Partyhauptstadt der Welt beitragen?

Nein, damals war uns das nicht bewusst, dass wir das Image dieser Stadt im Ausland prägen. So haben wir das nicht gesehen, wir haben einfach gemacht, was wir gemacht haben. Aber natürlich hat man gemerkt, dass immer mehr Touristen kommen. Tatsächlich haben wir die Touristen auch gebraucht, um den Laden voll zu kriegen. Die Berliner Szene selbst ist auf Dauer einfach nicht groß genug – und die müssen ja auch keinen Eintritt zahlen. Es gibt ja den Witz: Wie viele Leute aus Mitte braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? Einen, um die Glühbirne rauszudrehen – und zwanzig, die auf der Gästeliste sind. So kann man die Bands natürlich nicht bezahlen. Also: Wir haben es nicht für die Touristen gemacht, sondern weil wir diese Musik und die alte Kultur lieben. Aber wir haben die Touristen gebraucht. Und ich denke und hoffe immer, wir haben nur die coolen Touristen angezogen.

Angesichts all dieser für Sie schmerzhaften Veränderungen – ist das noch Ihr Berlin?

Ja, ist es schon noch. Doch, Berlin ist noch meine Stadt. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu wohnen. Aber es ist sicher Zeit, darauf zu achten, dass nicht noch mehr verschwindet. So etwas wie das Bassy gibt es nicht mehr, und damit ist auch ein gutes Stück von meinem Berlin weg. Noch gibt es das Wild At Heart in der Wiener Straße – das wird es wohl so lange geben, bis die Welt untergeht. Viele Shows, die wir früher gemacht, finden mittlerweile im Cortina Bob statt. Allerdings haben die eine Sperrstunde, aber das ist vielleicht auch gar nicht so schlecht, wenn man älter wird, ein bisschen früher Schluss zu machen. Andererseits: Das Bassy stirbt ja nicht, das lebt in meinen Erinnerungen und in denen vieler anderer weiter. Das Bassy wird immer in meinem Herzen bleiben.

Ihre neue Platte ist in London aufgenommen worden. Hört man ihr das eigentlich auch an?

Sie klingt auf jeden Fall anders als die Platten, die ich davor in Berlin aufgenommen habe. Aber das liegt vor allem an dem Studio in London, in dem ich aufgenommen habe. Das ist ein sehr altes Analogstudio, sehr Vintage, die haben da tolle alte Geräte. So etwas in der Art gibt es in Berlin gar nicht. Aber generell ist es so: Dieser Musik hört man nicht an, wo sie entstanden ist. Rock ’n ’Roll ist natürlich entstanden in den USA, aber doch längst Weltmusik.

Vermissen werde ich dieses Gefühl von Ein-Herz-und-eine-Seele. Das Bassy war wie eine große Familie für mich

Die Platte ist, darauf legen Sie Wert, zu „99 Prozent live und analog“ aufgenommen worden. Wo ist das eine Prozent hin?

Das war eine Mundharmonika, die wir nachträglich eingespielt haben.

Und warum sind live und analog Ihnen so wichtig?

Es ist mir nicht mal so wichtig, es ist selbstverständlich für mich. Ich habe als Straßenmusikerin angefangen, ich habe nie Gesangsunterricht bekommen, nie eine Musikschule von innen gesehen, obwohl das vielleicht besser gewesen wäre. (lacht) Ich war kaum in Berlin, da habe ich angefangen, in der U-Bahn zu singen. Ich habe ein paar Jahre von der Straßenmusik gelebt, zusammen mit einem zwei Meter großen mazedonischen Gitarristen. Wir haben in der U2 Songs wie „Fever“, „Big Spender“ oder „Hit The Road Jack“ gesungen, und in einer Stunde haben wir das Dreifache von dem verdient, was wir in der Bar bekommen hätten. Ich bin also immer Live-Musikerin gewesen, etwas anderes habe ich nie gelernt. Und dass jetzt ein paar Fehler auf der Platte zu hören sind, das finde ich okay. Fehler machen die Musik echt. Perfektionismus nimmt die Energie aus der Musik – jedenfalls für mich. In den 50er, 60er Jahren hatte man ein oder zwei Mikros im Studio, da hatte man gar keine anderen Möglichkeiten.

Heute werden viele dieser alten Aufnahmen kultisch verehrt, gerade wenn sie richtig schlecht klingen.

Ja, das ist eben Trash.

Was heißt das?

Trash ist roh und echt, ist das Gegenteil von überproduziert und glatt poliert. Man kann viel Gutes finden im Müll. Man macht etwas aus dem, was eigentlich nichts mehr wert ist.

Leben Sie in der Vergangenheit?

Nein, wirklich nicht. Ich bin eine moderne Frau, ich lebe im Hier und Jetzt. Für mich ist diese Musik immer noch aktuell, ja sogar modern. Und ich bin ja auch keine Puristin. Ich höre ja nicht nur Musik, die mindestens 50 Jahre alt sein muss. Ich hab auch Punk gehört oder Jazz. Aber natürlich fasziniert mich diese Zeit, die Geburt des Rock ’n’ Roll.

Natürlich hat sich die Stadt massiv verändert. Berlin ist internationaler geworden, aber vor allem auch viel kommerzieller

Warum?

Es gab damals eine Unschuld, die man nicht mehr reproduzieren kann. Und wenn man die Bilder von damals sieht, die Filme: Es sah nach Spaß aus, oder? Aber vor allem liebe ich diese Ästhetik, nicht nur die Musik, auch die Mode, die Frisuren, die Sonnenbrillen in Katzenaugenform. Die Vergangenheit hat natürlich den großen Vorteil, dass man sich aus ihr einfach heraussuchen kann, was einem gefällt. Es war ja nicht alles toll damals. Aber ich finde diesen Stil klassisch und zeitlos. Dieses Leopardenmuster (deutet auf ihr Oberteil), das wird niemals altmodisch werden. Auch wenn ich 70 Jahre alt bin, werde ich immer noch Leopardenmuster und meine Katzenaugenbrille tragen können. Und dann werde ich auch wieder mit dem Rauchen anfangen (lacht), wenn die Kinder aus dem Haus sind und es keinen mehr stört!

Warum haben Sie denn überhaupt aufgehört zu rauchen?

Ich habe aufgehört, weil ich schwanger geworden bin. Ich finde: Kinderwagen und Kippe, das sieht einfach nicht elegant aus. Das ist nicht mein Stil.

Wie wichtig ist Ihnen Ihr Stil?

Ist mir mein Stil wichtig? Ich weiß es gar nicht, darüber denke ich nicht nach. Es ist halt einfach so, und es war eigentlich immer schon so. Ich behaupte jetzt mal: Ich könnte auch ohne meine Tätowierungen leben, aber die meisten gefallen mir heute immer noch ganz gut.

Seit wann haben Sie diesen Look?

Ich war noch sehr jung, als ich diesen Stil für mich entdeckt habe: roter Lippenstift, schwarzer Eyeliner, Katzenaugen. Mir gefällt das, es ist wie meine Kriegsbemalung, wie ein schützender Panzer. Ich bin auch so aufgewachsen: Die Frauen in meiner Familie wären niemals ungeschminkt auf die Straße gegangen. Aber eigentlich finde ich mich selbst gar nicht so wild. Zugegeben, andere gehen nicht unbedingt schon um acht Uhr morgens auf die Straße mit knallroten Lippen. Ich habe nach der Geburt meines Kindes auch mal versucht, mich weniger zu stylen und ungeschminkt rauszugehen, doch das ging nicht, ich habe mich einfach nicht wohlgefühlt. Aber es gibt Leute, die das übertreiben und dann auch noch komplett in Vintage wohnen.

Sie haben keinen Nierentisch zu Hause?

Äh, erwischt. Doch, einen Nierentisch habe ich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!