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Kommentar Hartz IV und niedrige LöhneZweifelhafte Berechnungen

Jörg Wimalasena
Kommentar von Jörg Wimalasena

Hartz-IV-Empfänger haben mehr Geld als Arbeitende, sagt der Steuerzahlerbund. Das ist falsch – genau wie die Idee eines guten Lebens mit ALGII.

Hartz IV ist keineswegs ein bedingungsloses Grundeinkommen Foto: dpa

H artz-IV-Empfänger haben oft mehr Geld zur Verfügung als Arbeitnehmer – zumindest wenn man Berechnungen des Steuerzahlerbunds für die FAZ glaubt. Das Beispiel geht von einer vierköpfigen Familie mit zwei Kindern in ALG II aus, die monatlich etwa 1.930 Euro erhält. Eine Familie mit einem regulären Bruttoeinkommen von 2.540 Euro erreicht demnach ebenfalls nur 1.930 Euro.

Es ist klar, worauf solche Berechnungen in der von Gesundheitsminister Jens Spahn losgetretenen Debatte über Hartz IV abzielen. Sie sollen suggerieren, dass die Grundsicherung so großzügig bemessen ist, dass es für Betroffene keinen Grund gibt zu arbeiten. Die FAZ schreibt deshalb vom „Lohnabstandsgebot“, das, grob gesagt, ein höheres Niveau niedriger Einkommen gegenüber Sozialleistungen verlangt, seit 2011 aber nicht mehr existiert. Es wird gerne als Argument gegen höhere Regelsätze herangezogen.

Der vermeintlich geringe Abstand der Regelsätze zu niedrigen Einkommen sollte aber vielmehr die Frage aufwerfen, ob die Löhne nicht viel zu gering sind – und wie sie steigen könnten.

Hartz IV ist außerdem keineswegs ein bedingungsloses Grundeinkommen. Wer es erhält, muss praktisch jede Arbeit annehmen, egal wie niedrig der Lohn, wie schlecht die Konditionen sind. Betroffene werden so in eben­jenen prekären Arbeitsmarkt gedrängt, in dem die Löhne kaum zum Leben reichen. Benötigen sie dennoch Hartz-IV-Leistungen, müssen sie ihr Erspartes bis auf ein geringes Schonvermögen aufbrauchen. Einfach schnell den Job kündigen, um dann gemütlich von Hartz IV zu leben, ist nur in der verblendeten Fantasie von Neoliberalen eine attraktive Option.

Übrigens lohnt sich auch ein genauer Blick auf die Zahlen des Steuerzahlerbundes. In den Berechnungen taucht nämlich etwa das Kindergeld nicht auf, das bei ALG-II-Empfängern mit den Leistungen verrechnet wird. Bezieht man es ein, wäre das Einkommen der Familie mit Arbeitseinkommen um monatlich fast 400 Euro höher. Abstand eingehalten.

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Jörg Wimalasena
Redakteur Inland
bis Januar 2022
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40 Kommentare

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  • @ Sven

    Den Staat als Kostgänger der Gesellschaft zu verleumden gehört zum neoliberalen Entmenschlichungskonzept. Mein Glückwunsch.

    Vorteile für Vermögende ziehen den anderen Menschen die Hosen aus.

  • Hartz IV ist kein Luxuseinkommen. Ich bin heilfroh, dass ich nach 5 Jahren endlich wieder Arbeit gefunden habe!

    Ich kann aber auch bestätigen, dass ich mit Hartz IV mehr Geld hatte als mit Arbeitslosengeld 1. Also doch Luxus? Mitnichten! Aber sehr wohl ein Hinweis darauf, dass das aktuelle Steuergesetz gegen das Grundgesetz verstößt. Denn Arbeitslosengeld 1 wird voll versteuert - und es ist per Grundgesetz verboten, in den Grundbedarf hinein zu besteuern. Was aber offensichtlich der Fall ist.

    Und nicht vergessen: Hartz IV beziehen ist nicht schmarotzen, sondern in Anspruch nehmen einer Versicherungsleistung, für die man seinen Beitrag geleistet hat, so lange man arbeiten durfte!

    • @Mainzerin:

      Hartz IV ist keine Versicherungsleistung, sondern Steuer finanziert....... Sie werden AIF Ihrem Lohnzttel keinen Posten Grundsicherung für Arbeitssuchende finden. ALG I ist eine Versicherungsleistung, nämlich die Arbeitslosenversicherung.

    • @Mainzerin:

      Sie können auch ALG I aufstocken, daher stimmt Ihr Vergleich so nicht. Wenn ALG I weniger ist als ALG II, dann wird entsprechend - nach Antrag - mit ALG II aufgestockt.

  • Und wieder unterschlägt der allseitsbeliebte Vergleich zwischen HartzIV und Durchschnitts-Einkommen den hier der Bund der Steuerzahler bemüht, dass er tendenziell vom Allein-Verdienermodell auszugehen gedenkt - oder eben von Lohneinkommen direkt am Mindestlohn.Wenn aber zwei Einkommen mit Mindestlohn kaum über HartzIV Niveau kommen, kann das nur eines heißen: Mindestlohn erhöhen!

    Und wer eine vierköpfige Familie mit nur einem Erwerbseinkommen und eine vierköpfige Familie mit ALGII-Anspruch vergleicht - naja Äpfel und Birnen etc.

  • Wahnsinn der größte neoliberale Arbeitgeber Lobbyisten Verein, stellt fest das Hartz4 Bezieher/innen zu wenig Abstand zu prekären Arbeiter/innen haben.

    Wer darauf nur einen Pfifferling gibt, hat völlig den Bezug zur Realität verloren!

    Das beste daran finde ich ja noch das diese Institution, als gemeinnütziger Verein geführt wird.

  • Was allerdings nicht mitberechnet wurde, sind die entsprechenden Vergünstigungen, die ALG II-Empfänger erhalten - und insofern wohl wieder den Abstand reduzieren würde...

    • 9G
      96830 (Profil gelöscht)
      @CharlesD:

      Was sollen das für Vergünstigungen sein?

      GEZ, okay. Aber dann? Vereinzelt günstigerer Eintritt in einzelne Museen (in die man meistens nur einmal geht) oder für Bibliotheken (die so oder so nicht sonderlich viel kosten).

      Da kommt ganz bestimmt nichts heraus, was auch nur annäherungsweise an 400€ heranreicht.

      • @96830 (Profil gelöscht):

        Bildung und Teilhabe (BuT) für die Kinder z.B. (Erstattungen für Klassenfahrten, Mittagessen in der Schule/Kita, Tagesausflüge) oder in manchen Städten auch ermäßigte Fahrkarten für den ÖPNV oder ermäßigte Beiträge für Ferienangebote und Bibliotheken.

         

        Und dann gibt es auch noch die Möglichkeit von Prozesskosten befreit zu werden, aber dazu muss man nicht auf ALG II angewiesen sein. Und klagen tut man eigentlich auch nicht so oft, wenn man nicht im Bezug von ALG II oder dergleichen ist.

        • 9G
          96830 (Profil gelöscht)
          @Hanne:

          Bibliothek hatte ich schon genannt, und schön, dass sie selbst erkennen, dass das Argument mit der Prozesskostenhilfe überhaupt kein Argument für diese Diskussion ist, es aber trotzdem aufführen.

          Die anderen Dinge, die sie aufzählen, gibt es (wie Sie auch sagen) nur in einzelnen Städten, und natürlich nicht immer alle diese Rabatte in einer einzigen Stadt.

          Und auch für diese gilt meistens: Die erhalten *alle* ärmeren Menschen, nicht nur Arbeitslose.

          Mein letzter Satz gilt nach wie vor.

          • @96830 (Profil gelöscht):

            Bildung und Teilhabe-Leistungen erhalten (ohne weiteren, großen Aufwand) nur Familien mit ALG II- oder Wohngeldbescheid. Und das sind bis zu einige Hundert Euro pro Kind und Jahr.

             

            Befreiung von GEZ erhalten seit vielen Jahren nur noch Menschen mit ALG II/Grundsicherung.

        • @Hanne:

          Allerdings kann man verklagt werden...

    • @CharlesD:

      Ja zum Beispiel sich bei der Tafel um Essensreste zu bemühen oder sich mit einem "Assipass" bei jeder Gelegenheit als Bürger zweiter Klasse auszuweisen!

      Na vielen Dank für diese Vergüstigung, auf kosten der Menschenwürde!!!

      • @Rudeboy.69:

        Spannender Nickname, der schon Bände spricht. Dazu passt, gleich mit der "Menschenwürde-Keule" zu kommen. Tatsächlich ist niemand gezwungen, die Vergünstigungen in Anspruch zu nehmen und sich zu offenbaren - wo allerdings dadurch die Menschenwürde beeinträchtigt sein soll, erschließt sich mir nicht (es sei denn, es wird für einheitliche Preise profitiert, die sich einseitig Besserverdienende leichter leisten könnten). Eine homogene Preisstruktur ist damit wie eine Flat-Tax...

         

        In Bezug auf die Bezeichnung hat sich schon viel getan -> z.B. "Berlinpass".

         

        Im Übrigen sehe auch die Kumulation von diversen Sozialleistungen und gerade Vergünstigungen kritisch, da sie für die Betroffenen unübersichtlich und zudem zu einer massiven Grenzbelastung für die Menschen führt, die gerade nicht mehr davon profitieren.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    "Der vermeintlich geringe Abstand der Regelsätze zu niedrigen Einkommen sollte aber vielmehr die Frage aufwerfen, ob die Löhne nicht viel zu gering sind – und wie sie steigen könnten."

     

    Das Problem, über das in Deutschland medial nicht diskutiert wird.

  • Kernaussagen zum sozio-ökonomischen Status

     

    1)Frauen mit niedrigem Einkommen haben eine um acht Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen mit hohem Einkommen; bei Männern beträgt der Unterschied elf Jahre.

     

    2)Ein niedriger sozioökonomischer Status geht häu¬figer mit Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Depression einher.

     

    3)Bereits im Kindes- und Jugendalter ist die gesundheitliche Entwicklung mit der sozialen Herkunft assoziiert.

     

    4)Entwicklungsrisiken wie ungesunde Ernährung, Übergewicht oder Verhaltensauffälligkeiten treten bei sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen häufiger auf.

     

    5)Eine soziallagenbezogene Prävention und Gesundheitsförderung kann helfen, gesundheitliche Ungleichheiten abzubauen.

     

    //edoc.rki.de/documents/rki_fv/refNzCggQ8fNw/PDF/29PIbXnI56Jfc.pdf

     

    Also dürfen Arbeitslose und Niedrigverdiener nicht gegeneinander ausgespielt werden. Beiden Bevölkerungsgruppen muss geholfen werden. Es kommt nicht von ungefähr, dass so viele Menschen der beiden Menschengruppen die AfD gewählt haben. Menschen sind einfach verzweifelt und glauben an die Märchen nicht mehr, dass es Arbeitern wegen der Arbeitslosen schlecht gehe.

    • @Stefan Mustermann:

      Dem wäre noch anzufügen, daß alle derartigen Daten der Politik nicht unbekannt sind, sondern seit Jahren bekannt.

       

      Wenn sich im breiten Feld dennoch keine Abhilfeabsichten zeigen, dann kann daraus nur hergeleitet werden, daß das vorzeitige Ableben ärmerer Menschen von der Politik mindestens wohlwollend geduldet wird, und das bedeutet, daß die völlig unzureichende soziale Fürsorge des Staates auch in diese Richtung das Mittel zum Zweck erfüllt.

  • Arme sterben früher, so fasst MdB Sabine Zimmermann, DIE LINKE, die Kernaussagen ihrer schriftlichen Frage an die Bundesregierung vom 11. März 2016 zusammen.

     

    Sie sagen, der Unterschied zwischen Arm und Reich habe wirklich existentielle Bedeutung. Dem kann ich nur zustimmen. Ich neige dazu, die extreme Spanne bei der Lebenserwartung von Männern umgekehrt so zu interpretieren, dass die soziale Schere unter Männern größer sei als unter Frauen. Männer der untersten Einkommensgruppe leben laut dem Bericht „Gesundheit in Deutschland 2015“ des Robert-Koch-Instituts im Schnitt 10,8 Jahre kürzer als Männer der höchsten Einkommensgruppe und 6,8 Jahre kürzer als Frauen der untersten Einkommensgruppe. Was meinen Sie dazu?

     

    Ich glaube, den größeren Effekt hat die Tatsache, dass Frauen traditionell weniger berufstätig waren als Männer. Das ändert sich, und damit ist zum Beispiel auch das Risiko von Frauen, einen Herzinfarkt zu erleiden, gestiegen. Das müsste natürlich kein Automatismus sein. Aber die Arbeitsverdichtung in vielen Berufen, die Ausbreitung von Niedriglöhnen und Armut und die gewaltig gestiegene Angst, den Job zu verlieren und in Hartz IV zu landen, haben das Stressniveau enorm erhöht. https://manndat.de/interview/mdb-sabine-zimmermann-im-interview-mit-manndat-arme-maenner-sterben-frueher.html

     

    Ist nun die Zeit gekommen, um eine sozial gerechtere Umverteilung von Oben nach Unten bzw. von Reich zu Arm vorzunehmen?

     

    Das heißt natürlich nicht, dass die Umverteilung zwischen den benachteiligten Bevölkerungsgruppen wie Arbeitslosen, Obdachlosen, Arbeitern, Niedrigverdienern oder Flüchtlingen geschehen darf. Wie ein Verband öffentlich sagte: „Arme nicht gegeneinander ausspielen!“

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Stefan Mustermann:

      Wir schauen bzgl. der Herzkrankheiten immer besonders auf den Herzinfarkt, dabei sterben wohl mehr Frauen am Herzen als Männer (//http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/herzinfarkt-und-schlaganfall-frauen-und-osteuropaeer-am-meisten-betroffen-a-1049786.html).

  • Die soziale Herkunft von Kindern und Jugendlichen kann noch im späteren Leben ihre Gesundheit beeinflussen. Umso wichtiger ist eine früh einsetzende und nachhaltige Prävention, wie Thomas Lampert im Gespräch argumentiert.

     

    Herr Lampert, die sozialen Lebensbedingungen nehmen bekanntermaßen Einfluss auf die Gesundheit von Erwachsenen. Bestimmt die soziale Lage von Eltern auch das gesundheitliche Wohl ihrer Kinder?

     

    Unbedingt, der Einfluss ist hier mindestens genauso groß – wenn nicht sogar größer.

     

    Wie meinen Sie das?

     

    Kinder und Jugendliche durchlaufen vielfältige Entwicklungsprozesse, so wohl in körperlicher wie psychischer Hinsicht. Gesundheitliche Störungen in dieser Zeit können nicht nur das aktuelle Wohl der Heran-wachsenden beeinträchtigen. Es werden vielmehr auch Weichen für die Gesundheit in späteren Lebensphasen gestellt. Und die soziale Situation, in der Kinder aufwachsen, spielt hierbei eine ganz maßgebliche Rolle.

    https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Kiggs/Kiggs_w1/kiggs_welle1_broschuere.pdf?__blob=publicationFile

  • Das Robert Koch Institut untersuchte und stellte fest …

     

    In den letzten 20 bis 30 Jahren haben zahlreiche Studien gezeigt, dass in Deutschland wie in den meisten anderen Wohlfahrtsstaaten ein enger Zusammen¬hang zwischen der sozialen und gesundheitlichen Lage besteht. Viele Krankheiten, Beschwerden und Risikofaktoren kommen bei Personen mit niedrigem sozioöko¬nomischen Status, gemessen zumeist über Angaben zu Einkommen, Bildung und Beruf, häufiger vor als bei Personen mit höherem sozioökonomischen Status.

     

    Die bislang vorliegenden Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass in Deutschland erhebliche soziale Unterschie¬de in der Mortalität und Lebenserwartung bestehen. Diese Unterschiede finden sowohl in der Lebenserwartung bei Geburt als auch in der ferneren Lebenserwartung ab dem 65. Lebensjahr einen Ausdruck. Betrachtet man nur die Lebenszeit, die in guter Gesundheit verbracht wird, fallen die sozialen Unterschiede noch deutlicher aus. Einige Studien weisen darauf hin, dass die Überlebenschancen auch nach dem Auftreten von schwerwiegenden Erkrankungen, wie z. B. einem Herzinfarkt oder Diabetes mellitus, zuungunsten der sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen variieren. Neben einem niedrigen Einkommen sind eine niedrige Bil¬dung und ein niedriger beruflicher Status mit einem höhe¬ren Mortalitätsrisiko und einer geringeren Lebenserwartung assoziiert.

    https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsK/2014_2_soziale_unterschiede.pdf?__blob=publicationFile

  • Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stellte folgendes fest.

     

    Seit Mitte der 1990er-Jahre ist es auch für Deutschland unbestritten, dass Menschen aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen eine geringere Lebenserwartung und eine höhere Krankheitshäufigkeit haben als Menschen aus höheren Bevölkerungsgruppen. Eine aktuelle, gut begründete Untersuchung zeigt, dass Männer mit niedrigem Einkommen eine zehn Jahre kürzere Lebenserwartung als Männer mit höherem Einkommen haben. Bei Frauen beträgt dieser Unterschied fünf Jahre.

    https://www.bzga.de/infomaterialien/forschung-und-praxis-der-gesundheitsfoerderung/band-22-gesundheitsfoerderung-fuer-sozial-benachteiligte/

  • Sollte ein Gesundheitsminister nicht das untersuchen, ob einkommensschwache Bevölkerungsgruppen deutlich weniger leben und deutlich schlechtere Gesundheit haben, als die Reichen?

     

    Wenn das so ist, dann müssen unter anderem die Regelsätze bei Arbeitslosen Menschen und der Mindestlohn ohne Ausnahmen erhöht werden!

    • @Stefan Mustermann:

      Quark. Arbeitslose und Niedrigverdiener müssten dann zwangsweise einen "Gesund Leben" Kurs besuchen. Am besten auch Kinder wegnehmen, wegen schlechter Prognose.

       

      Dämmert es bei Euch langsam ...

      • @Sven :

        Au Backe... :-) und noch nicht mal eingedenk der Tatsache, dass in Zukunft mindestes 3000 € brutto angesagt sind, sonst fällt man in die Grundsicherung und kann seine Tage nicht mal in Thailand geniessen. Eine Grundsicherung, übrigens in derselben Höhe, wie HartzIV, von dessen Zweck man sagte, es wäre nur für einen "kurzen Übergang" (in den nächsten Job) welchen kurzen Übergang gibt es denn dann in der Grundsicherung???

        • @FreeSpeech:

          Stimmt, drei, max. sechs Monate kann man und Familie auch mal von Hartz-Regelsätzen leben, danach wird es mit Sicherheit kritisch.

           

          Und Sie sagen es, Grundsicherung für Nichterwerbsfähige ist eine Dauereinrichtung und trotzdem zu wenig, um gesund leben zu können - gerade, wenn man alt, behindert und/oder chronisch krank ist.

  • Millionen Menschen in Deutschland wünschen sich höhere Löhne, sichere Arbeitsplätze, weniger Stress. Sie brauchen Arbeitszeiten, die mit einem Leben mit Kindern, Familien, Freundschaften und Freizeit vereinbar sind.

     

    Die Realität sieht für viele anders auf: Arbeit bis zur Erschöpfung und ein Lohn, der kaum bis zum Monatsende reicht. Ein Viertel der Beschäftigten arbeitet in unsicheren, prekären Arbeitsverhältnissen wie Leiharbeit, Werkverträgen, befristeter Beschäftigung, Minijobs und Scheinselbständigkeit. Prekär Beschäftigte können das eigene Leben kaum planen und sich schlecht eine berufliche Perspektive aufbauen. Sorgen um die berufliche Zukunft und Dauerstress machen krank. Trotz günstiger wirtschaftlicher Entwicklung in Deutschland bleiben Niedriglöhne, Armut und mangelnde gesellschaftliche Teilnahme für die Mehrheit der Bevölkerung eine traurige Alltagserfahrung.

     

    Grund für diese Misere ist die Einführung der Agenda 2010 im Jahr 2003.

    https://www.die-linke.de/themen/arbeit/

  • Vielleicht sollten sich die besorgten Steuerzahler fragen, was mit den Bruttoeinkommen der unteren 50% passiert ist?

     

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  • Naja, der "Bund der Steueroptimierer" wieder.

    • @Gerhard Krause:

      Ein Segen gibt es diesen Bund, damit "Vater Staat" uns nicht komplett abzieht. Wusstet ihr eigentlich, dass der Staat bei verspäteter Steuerzahlung einen Zinssatz von 6% p.a. berechnet? Bei jeder Bank würde man von Wucher sprechen.

  • Sie könnten steigen, wenn dem Arbeitsmarkt, inbesondere dem eher weniger qualifizierten, wieder mehr Angebot entzogen wird.

     

    Das ist natürlich völlig illusorisch, wenn Deutschland seit Jahrzehnten vornehmlich bildungsferne Zuwanderer ins Land lässt und immer mehr Akademiker Deutschland verlassen.

  • Mit Verlaub, EUR 400 ist doch kein Abstand! Völlig an der Lebenswirklichkeit vorbei argumentiert.

    • @Sven :

      Sicher sind 400 € für Mittelschichtlier und Oberschichtler nicht viel, aber in dieser Berechnung des Lobbyverbands werden dadurch mal eben 21% Einkommensunterschied nicht berücksichtigt, was dann schon sehr viel ist!!!

      Für jemanden in diesem Einkommenssegment sind 400 € zudem eine erhebliche Verbesserung in der Lebensqualität.

    • 9G
      96830 (Profil gelöscht)
      @Sven :

      In was für einer "Wirklichkeit" leben Sie denn, dass Sie 400€ für wenig halten? Sonderlich viel mit Arbeitslosen oder Arbeitern scheinen Sie nicht zu tun zu haben.

       

      Bei Hartz IV kriegen Menschen neben Miete und Versicherung noch 400€. Nachdem man damit die mehr oder weniger lebensnotwendigen Dinge wie Essen, Strom, Klamotten, Rücklagen, etc. bezahlt hat, bleiben nur noch sehr wenige Euros für die luxuriöseren Dinge wie ein Buch zu kaufen.

      Da nochmal 400€ zu haben vervielfacht das Budget und bietet einen enormer Unterschied in der Lebensqualität.

      • @96830 (Profil gelöscht):

        "Da nochmal 400€ zu haben vervielfacht das Budget und bietet einen enormer Unterschied in der Lebensqualität."

         

        Da stimme ich vollkommen zu.

         

        Es sagen auch einfach zu viele, dass sie soviel wie "Hartz IV" haben. Wenn man dann mal genauer nachfragt, ist es wesentlich mehr als Hartz IV. Meist ziehen sie alle ihre Fixkosten vom Nettoeonkommen ab und haben dann z.B. noch 350 € (für eine alleinstehende Person). Da ist dann aber schon das Zeitungsabo, der Sportverein, der Mobilfunkvertrag, die Kosten für Auto und ÖPNV und Wohnkosten etc. alles schon abgezogen. DAS ist dann definitiv kein Leben auf Hartz IV-Niveau.

      • @96830 (Profil gelöscht):

        Ich habe im Leben Glück gehabt und lebe am anderen Ende des Spektrums. Habe aber auch Bekannte, die sich allen Ernstes überlegen, das Modell "Hartz IV plus Schwarzarbeit" durchzuziehen. Für EUR 400 mehr würden die nie einen ganzen Monat Vollzeit arbeiten. Das holen die in einer Woche schwarz rein.

        • 9G
          96830 (Profil gelöscht)
          @Sven :

          Was hat denn jetzt Schwarzarbeit damit zu tun? Das ist doch nochmal eine komplett andere Geschichte. Oder kann man nur mit Hartz IV schwarz Arbeiten?

          • @96830 (Profil gelöscht):

            Wenn Du das nicht siehst, ist es wahrscheinlich nutzlos, es zu erklären.

  • Der entscheidende Satz im Artikel: " (...) Der geringe Abstand der Regelsätze zu niedrigen Einkommen sollte aber vielmehr die Frage aufwerfen, ob die Löhne nicht viel zu gering sind – und wie sie steigen könnten.(...)"

     

    Alles andere ist INSM &Co.