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Kommentar Annette Widmann-MauzIntegration als Nebenthema

Jörg Wimalasena
Kommentar von Jörg Wimalasena

Die CDU macht eine sachfremde Politikerin zur Integrationsbeauftragten. Damit zeigt sie, dass das Thema für sie nur geringe Bedeutung hat.

Annette Widmann-Mauz ist neue Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Foto: dpa

N eu sein heißt nicht unbedingt schlecht sein. Auch Politiker, die sich im jeweiligen Sachgebiet noch nie hervorgetan haben, sind in der Vergangenheit zu guten Ministern geworden, wenn der Parteiproporz sie ins jeweilige Amt gespült hat. Insofern kann man der neuen Integrationsbeauftragten Annette Widmann-Mauz nicht schon vor Amtsantritt vorwerfen, dass sie in Sachen Migrationspolitik bisher wenig Erfahrung hat.

Und dennoch verursacht die Personalie Bauchschmerzen. Widmann-Mauz ist eigentlich mit Herzblut Gesundheitspolitikerin und wohl aus parteipolitischen Erwägungen in das neue Amt gerutscht. Damit zeigt die Union, dass ihr die Jahrhundertthemen Migration, Flüchtlinge und Integration so wenig wert sind, dass sie einen wichtigen Regierungsposten fast beiläufig vergibt.

Außerdem belegt die Besetzung, dass die Union Migration hauptsächlich ordnungs- und sicherheitspolitisch betrachtet. Während der neue Heimatminister Horst Seehofer großspurig Abschiebeoffensiven ankündigt, und die SPD in Sachen Asylrecht stetig weiter nach rechts driftet, wäre ein repräsentatives Gegengewicht in Form einer sachkundigen Integrationsbeauftragten – die die Perspektiven von Migranten auch innerhalb der Bundesregierung vertritt – wichtig gewesen.

Deshalb wäre es auch wünschenswert, eine Politikerin mit Migrationshintergrund für das Amt zu nominieren. Jemanden, der Einwanderperspektiven nicht nur aus der Ferne kennt. Die jüngst aus dem Amt geschiedene Sozialdemokratin Aydan Özoğuz hatte beispielsweise einen türkischen Migrationshintergrund.

Auf der Suche nach passenden Gesichtern wäre die CDU in den Reihen der eigenen Bundestagsfraktion allerdings auch nur schwer fündig geworden. Lediglich zwei christdemokratische Abgeordnete haben einen außereuropäischen Migrationshintergrund. Unter anderem das auf Dauer zu ändern, wäre eine wichtige Aufgabe für die neue Integrationsbeauftragte.

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Jörg Wimalasena
Redakteur Inland
bis Januar 2022
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20 Kommentare

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  • Kurz und knapp: Schwachsinn

  • "Integration als Nebenthema"????

     

    Die vergangene Wahl hatte als zentrales Thema Migration und Integration. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es bei der kommenden Wahl genauso sein. Im Bundestag sitzt jetzt eine Partei, die allein mit diesem Thema in den zweistelligen Prozentbereich kam.

     

    Mit absoluter Sicherheit wird es für diese Regierung kein Nebenthema sein.

     

    Das anzunehmen, erscheint mir weltfremd.

     

    Ob Frau Widmann-Mauz' Berufung nun die richtige Wahl war, darüber kann streiten.

     

    Frau Özoğuz hat jedenfalls bewiesen, dass es kein ausreichendes Kriterium ist, türkische Eltern zu haben.

    • @rero:

      Bravo! Sehr treffend beschrieben. Auch sind die eigentlichen Themen im Kontext Migration nicht bei der Integrationsbeauftragten zu finden, sondern Upstream beim Thema Verhinderung der Migration. Dann braucht man auch keine Integration.

  • Als vdLeyen Verteidigungsministerin wurde, fand die taz das toll. Obwohl auch sie fachfremd war, die Beschaffungsprobleme nicht in den Griff bekommt, immer mehr Auslandseinsätze will und auch vor der Beteiligung an völkerrechtswidrigen Angriffskriegen nicht zurückschreckt.

    Bei einer Integrationsbeauftragten sei nun nicht nur Erfahrung sondern auch persönliche Betroffenheit wichtig. Dabei sind sich viele zu integrierende Gruppen gegeneinander nicht grün. Nicht alle Migrant_innen sind muslimischen Glaubens. Einige sind schon Generationen im Land und andere erst wenige Monate. Etablierte Migrant_innen zeigen häufig ein deutlich stärkeres Abwehrverhalten gegenüber neuen Migrant_innen als ein Großteil der deutschen Bevölkerung. Von daher wäre Erfahrung gut, persönliche Betroffenheit evtl. sogar kontraproduktiv gewesen. Glaube kaum, dass eine Muslima mit türkischen Wurzeln jesidische Flüchtlinge aus Afrin besser vertritt als jemand, der ohne Migrationshintergrund Erfahrung in der Integration gesammelt hat.

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Eine Sachfremde zur Ministerin gemacht... Und das ist was neues für Herrn Wimalasena?

  • Seit Beginn der "Flüchtlingskrise" habe ich einen Eindruck erhalten, der mich nicht mehr loslässt und welchen ich stets in den Äußerungen eines Seehofers und all derer, die sich "ordnungs- und sicherheitspolitisch" zu jenem Thema äußern, wiederfinde. Und dieser Eidnruck macht mich ziemlich traurig: "Menschen sind in Europa, in Deutschland, nur dann willkommen, wenn sie hier Urlaub machen oder durch ihre Arbeit insgesamt nicht den Reichtum des Landes verringern. Alles andere ist schlicht unerwünscht bzw. gefährlich." Ich dachte, dass wir im Zeitalter der Globalisierung leben; dass Landesgrenzen rein theoretisch existieren müssen; dass Menschen nur zufällig dort geboren werden, wo sie geboren werden; dass "wir" Menschen heute freier seien als früher..." Doch ständig erlebe ich, wie deutsche PolitikerInnen immerzu von den gefährlichen Menschen sprechen, die hier herkommen. Als gäbe es nur solche Personen, die tatsächlich eine Gefahr darstellen. Wir leben vor allem im Zeitalter des globalisierten Kapitalismus. Alles andere ist dem untereordnet, und das macht mich auch traurig.

    Meine Fresse, Deutschland allein könnte locker alle 60+ Millionen Heimatvertriebenen/Heimatverlassenden auf der Welt aufnehmen. Klar, das geht vielleicht nicht von heute auf morgen. Doch allein hier zeigt sich doch, dass Länder wie Deutschland (wie die allermeisten Länder der Welt) stehts nur auf die Globalisierung des Geldes/ Kapitalismus gesetzt haben als auf einen Weg, alles weitere zu regeln... Grenzen dicht machen. Menschen aussperren. So nationale Identitäten schaffen. Toll!! Nein, ich habe keine Angst vor denen, die hier herkommen, ich habe viel mehr Angst vor denen, die bereits hier sind/immer hier waren und andere Menschen so wahrlos und aus faschistoiden-ideologischen Verblendungen heraus diffamieren. So langsam habe ich den Eindruck, ständig eine latente Xenophobie in den Aussagen der PolitikerInnen zu vernehmen. Aber wie war das noch? Kein Mensch ist illegal!

    • 9G
      97796 (Profil gelöscht)
      @j_ein:

      Jo. Kein Mensch ist illegal. Erzählen Sie das mal Palästinensern, wenn ein Siedler ermordet wird. Oder dem Iran, wo illegale Grenzübertreter beschossen werden. Oder den knapp 120 anderen Nationen auf der Welt, die "illegale Menschen" verfolgen, verhaften, einsperren und schlimmeres. Deutschland ist im Vergleich ein Paradies für "Illegale".

      • @97796 (Profil gelöscht):

        Ja, kein Mensch ist illegal, das würde ich stets jedemR überall auf der Welt sagen! Mir ist egal, ob Ihrer Meinung nach Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ein "Paradies" für sogenannte "Illegale" darstelle. Was Sie da machen, ist ein Negativvergleich, der nicht ganz aufgeht. Das machen die CDU/CSU (aber zuweilen auch die SPD) andauernd und bringt mir nüscht! Außerdem ändert es nichts an meiner Meinung, dass es in Deutschland trotzdem Menschen gibt, die andere Menschen als illegal bezeichnen, mit den bekannten Konsequenzen. Ihr Kommentar wirkt auf mich, als könnten Sie meine Meinung schlicht nicht ertragen. Ich frage Sie daher einfach mal: wie können Menschen, wie kann eine Existenz illegal sein?!

         

        Weil mich Ihre Negativvergleich wirklich genervt haben, hier zur Veranschaulichung, warum sowas nichts bringt (außer Ihnen, der/ die den Negativvergleich gebracht hat):

        "Mama, Mama, ich habe mir in den Finger geschnitten und es tut weh!"

        "Ach, Kind, hör auf zu heulen. Anderen geht es noch viel schlimmer als dir. Es gibt Menschen, die haben keine Beine mehr. Jetzt fühl dich gefälligst besser!".

    • @j_ein:

      Wenn sie unsere Sozialleistungen in "Emphatie" und nicht mehr in Euros ausbezahlen dann mag das gehen.

       

      Solange gilt (nicht hier aber taz ist ja nicht Deutschland): Es gibt Illigale

  • Migration ist nun mal ein großes ordnungs- und sicherheitspolitisches Problem.

     

    Wir werden dank der Migration noch Zustände in Mitteleuropa erleben wie wir sie seit über 200 Jahren nicht mehr hatten.

     

    Von der Abschiebeoffensiven wird leider nicht viel bleiben. Die Suppe werden unsere Nachfahren in einem Europa voller ethnischer Konflikte auslöffeln müssen.

     

    Unsere Enkel werden uns einst ungläubig anschauen wie schön und friedlich es einst in Europa war.

    • @Katarina G:

      @"Wir werden dank der Migration noch Zustände in Mitteleuropa erleben wie wir sie seit über 200 Jahren nicht mehr hatten. (...)in einem Europa voller ethnischer Konflikte (...)"

       

      Kann es sein, dass Sie im letzten Jahrhundert zwei Weltkriegen und einen Völkermord übersehen haben,

      Letzterer auf der ideologischen Basis von Rassismus und ethnischer Ausgrenzung?

       

      Ihre düsteren Zukunftsszenarien in Ehren, aber das Gute an der Integration ist doch, dass sie dort funktioniert, wo Einheimische und Zugezogene gemeinsam daran arbeiten. Sie können also konstruktiv im Hier und Jetzt daran mitarbeiten, dass Ihre Enkel ein schönes und friedliches Europa erleben. Das ist viel sinnvoller, als in öffentlichen Foren gegen Migrant*innen zu raunen und zu hetzen. Und macht auch mehr Spaß.

      • @Kolyma:

        "...Das Gute an der Integration ist doch, dass sie dort funktioniert, wo Einheimische und Zugezogen gemeinsam daran arbeiten."

         

        Das ist das Ideal. Es gab in den letzten Jahren aber durchaus Fälle, die das im praktischen etwas blauäugig wirken lassen. Sei es, dass auf Partys von Refuges welcome-Gruppen weibliche Gäste von jungen Flüchtlingen sexuell bedrängt wurden. ( Und dies in alternativen Kreisen ungern so benannt wurde.) Sei es die Pariser, die sich mit einem offenen Brief an eine Tageszeitung wandte, weil sie sich in ihrem Viertel als Frau nicht mehr wohlfühlt, weil die männlichen Flüchtlinge die Gehwege belagern und sich Frauen gegenüber respektlos verhalten. Und dass sie sich das Zusammenleben so nicht vorgestellt hat, als sie sich in der ersten Zeit fürdie Flüchtlinge ehrenamtlich eingesetzt hat. Wie man so was lösen soll, weiss ich nicht.

  • Politiker sind ähnlich wie Juristen niemals sachfremd. Sie können sich in jedes Fachgebiet einarbeiten und darin reüssieren. Wer etwas anderes behauptet ist ein Korinthenkacker.

  • Wenn Migrationshintergründler per definition bessere Integrationspolitiker sind, schlage ich Akif Pirinçci vor.

     

    Kind türkischer Eltern, in Deutschland aufgewachsen, Kulturschaffender, bevorzugt allerdings klare Sprache. Nicht so ein Politikergeschwurbel.

     

    Das wäre mal ein Gewinn. Die Schnappatmung anderer Kulturschaffender und sonstiger Aktivisten würde bis Istanbul zu hören sein....

    • @Frank Erlangen:

      Ich würde als Alternative auch Serge Menga ins Rennen schicken.

    • 9G
      97796 (Profil gelöscht)
      @Frank Erlangen:

      Gem. allgemein gültiger, hoheitlich-linker Generalmeinung, ist Akif Pirinci aber ein Nazi. Aber naja, wer ist das nicht.

    • @Frank Erlangen:

      Akif Pirinçci als Integrationspolitiker würde mir sehr gut gefallen.

  • Bald park ich am Necker - bald park ich

    Am Rhing! Newahr.

    &

    Klar - "Herr Lehrer - Sie ham zwei Tropfen an der Nase!

    Einfältich gleich runter!"

     

    Na besser als 'n Stern!

    Auch wieder wahr! Wollnichwoll.

  • Eine Politikerin? Ist das Gendersternchen hier runtergefallen oder können Menschen mit Penis das einfach nicht?

     

    Geeigneter als Frau Özuguz dürfte für den Job allerdings fast jede politische Person zwischen Rhein und Oder sein. Insofern ein Fortschritt.

  • Booey "Annette Widmann-Mauz ist neue Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Foto: dpa"

    &

    Kommentar Annette Widmann-Mauz

    Integration als Nebenthema

    Die CDU macht eine sachfremde Politikerin zur Integrationsbeauftragten. Damit zeigt sie, dass das Thema für sie nur geringe Bedeutung hat."

    &

    Jörg Wimalasena - könnte ganz sachbezogen - lernen.

    Ein Mensch - auch als Politikerin - is so dit&dat & nochenwat -

    Aber - niemals - sachfremd! Nö - Tubbes!;)(

    No way.