Saga veschleppt Sanierung: Stadt lässt Wohnraum verkommen
In der Schillerstraße vermodert ein denkmalgeschütztes Wohnhaus. Vor Jahren warf die Saga die Mieter raus, um zu sanieren. Passiert ist bislang nichts.
Begonnen hatte alles im Juli 2012. Damals teilte die Saga den Mieter*innen mit, dass umfangreiche Sanierungen notwendig seien. „Das kam völlig überraschend“, sagt eine ehemalige Mieterin, die ihren Namen nicht nennen möchte. „Einige Male hatten wir Feuchtigkeit moniert, es hieß immer, die Bausubstanz sei einwandfrei. Wir müssten nur mal lüften.“
Dann änderte die Saga ihre Meinung, plötzlich waren energetische Sanierung, neue Leitungen, Fenster, Bäder und ein neues Dach nötig. Die acht Mietparteien sollten für die Dauer der Bauarbeiten in Ersatzwohnungen unterkommen, laut Saga wurde allen Mieter*innen angeboten, „nach erfolgter Sanierung in das Gebäude zurückzuziehen“.
Doch die Angebote seien „schwachmatisch“ gewesen, sagt die Exmieterin. So sollte eine vierköpfige Familie in eine Zwei-Zimmer-Wohnung ziehen.
An die versprochene Rückkehr glauben die Mieter*innen und Anwalt Meyer spätestens nicht mehr, seit die Saga 2014 einen Antrag auf Feststellung vorläufiger Unbewohnbarkeit des Hauses stellte, den das Bezirksamt Altona jedoch abgelehnt haben soll.
Mieter fühlten sich unter Druck gesetzt
„Wir standen extrem unter Druck“, sagt die ehemalige Mieterin. Schließlich hätten sie nachgegeben und seien ausgezogen. Die letzte Mieterin harrte noch bis Juli 2016 aus. „Mit Vorwänden hat die Saga uns Mieter verdrängt. Sie hatte von vornherein kein Interesse, dass einer von uns Mietern wieder in das Haus zurückkommt“, sagt Exmieter Andree Wenzel.
Im Garten hinter dem leeren Haus liegt noch ein Wäscheständer. Die Heizungen sind herausgerissen, durch ein offene Fenster sieht man ein Loch in der Decke.
Man habe hier die Decke geöffnet, um den Zustand des Gebäudes zu prüfen, sagt Gunnar Gläser, Sprecher der Saga. Dabei wurde „ein hohes Schadensbild festgestellt“, sagt er, ohne konkreter zu werden. „Nach unseren Kenntnissen haben sie nicht mal den Schwamm gefunden, von dem sie behaupteten, es gäbe ihn. Und einsturzgefährdet sieht das wohl nicht aus“, sagt Anwalt Meyer.
Stadtentwicklungsbehörde bleibt passiv
Die Denkmalschutzbehörde schreibt in einer Broschüre von einem „noblen klassizistischen Wohnhaus“. Die Elbe erreiche man zu Fuß in fünf Minuten, steht da, den Altonaer Bahnhof ebenso.
Eine Lage, die auch Bürgermeister Olaf Scholz gefällt. Er wohnt nur einen Katzensprung entfernt. Ihm schrieb die Hausgemeinschaft der Schillerstaße 16 im Jahr 2014 einen Brief. „Es ist erklärtes Ziel des Senats, dem in vielen Stadtteilen als Folge von Luxussanierungen und Wohnungsumwandlungen auftretenden Aufwertungs- und Verdrängungsdruck mit allen Kräften entgegenzuwirken“, schrieb daraufhin die Stadtentwicklungsbehörde.
Passiert ist seitdem nichts. Meyer ist verärgert, dass ein städtisches Wohnungsbauunternehmen ein „bis dato gut funktionierendes Mietshaus“ entmietet und verkommen lässt. „Es gibt in dieser Stadt eine Riesennot, Menschen unterzubringen.“ Man müsse der Saga die Pistole auf die Brust setzen.
Die wiederum teilt nun mit, dass das Bezirksamt Altona am 9. Februar 2018 die Baugenehmigung erteilt habe. Im vierten Quartal dieses Jahres sollen die Bauarbeiten beginnen.
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