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US-Biathleten und Amoklauf in ParklandScharf gegen Waffen geschossen

„Warum ist das erlaubt?“, fragt der Weltmeister von 2017, Lowell Bailey. Die US-Biathleten fordern ein Verbot halbautomatischer Sturmgewehre.

„Ich unterstütze ein Verbot halbautomatischer Waffen. Unser Land muss aufwachen.“ – Lowell Bailey Foto: ap

Platz 15 mit der Mixed-Staffel ist die beste Platzierung von Lowell Bailey bei Olympia. Doch nun meldet sich der Biathlon-Weltmeister von 2017 mit Wucht zu Wort: „Ich unterstütze ein Verbot halbautomatischer Waffen. Das tue ich wirklich. Unser Land muss aufwachen.“

Bailey beteiligt sich als jemand, bei dem Schießen zum Sport gehört, an der aktuellen Diskussion über die Waffengesetze in den USA – eine Woche nach dem Massaker in Parkland, Florida. Bailey und seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Biathlonteam wollen sich mit der Waffenfreiheit in ihrem Land nicht abfinden.

Der Schütze in Florida benutzte das Sturmgewehr AR-15. Zum vierzehnten Mal in den letzten zehn Jahren kam diese Waffe bei einer solchen Tragödie zum Einsatz. Sie ist leicht, halbautomatisch und die Magazingröße ist variabel. Damit unterscheidet sich das AR-15 von einem Biathlongewehr, wie es für fast alle Olympiateams von der J. G. Anschütz GmbH in Ulm produziert wird. Das sind Kleinkalibergewehre mit einem 5-Schuss-Magazin.

Für Lowell Bailey ist dieser Unterschied bedeutend. „Es ist wichtig, dass die Menschen den gewaltigen Unterschied zwischen einem 50-Meter-Kaliber-22-Gewehr und einem AR-15 verstehen“, sagte er der Washington Post. „Ich habe kein Interesse daran, ein Sturmgewehr zu besitzen. Ich habe kein Interesse daran, eine Waffe zu besitzen, die ein anderes menschliches Wesen töten kann, die dazu bestimmt ist, ein anderes menschliches Wesen zu töten, und es schnell zu tun. Warum ist das erlaubt? Es ist verrückt.“

Seine Teamkollegin Susan Dunklee, 19. im 15-Kilometer-Einzelrennen, gibt ihm recht. „Jedes Mal, wenn so etwas passiert, wird mir ganz schlecht“, sagt sie. „Das ist so weit von unserer Art des Schießens entfernt.“

Auch Biathlon-Gewehre sind kein Spielzeug

Bailey und Dunklee legen Wert darauf, dass im US-Biathlonteam keine Waffenenthusiasten sind. Doch weil sie schießende Sportlerinnen und Sportler sind, werden sie bei internationalen Wettkämpfen oft auf die US-Waffengesetze angesprochen. Zuletzt in Pyeongchang nach der Tragödie in Florida.

Unser Land muss sich ändern. Es gibt einfach keine Entschuldigung. Es ist grotesk, dass sich Amerika nicht verändert hat und weiter diesen Weg geht

Lowell Bailey

Doch auch Biathlon-Gewehre sind kein Spielzeug. Mit eine Geschwindigkeit von 300 Metern pro Sekunde treten die Projektile aus dem Lauf aus und treffen die Scheiben in 50 Meter Entfernung. Stünde da Mensch, wäre er tot.

Deshalb sind die Regeln des Weltverbands IBU äußerst streng. Vor und nach jedem Wettkampf werden die Waffen kontrolliert. Magazine dürfen erst auf dem Schießstand eingesetzt werden, und der Lauf muss immer in Richtung der Zielscheiben zeigen. „Es ist verboten, mit dem Gewehr Bewegungen auszuführen, die andere gefährden oder von anderen als gefährlich wahrgenommen werden könnten“, heißt es in Paragraf 8.5.1. des Regelwerks.

Bis zum Wettkampf im Waffenschrank

Wer sich nicht daran hält, wird disqualifiziert, da sind die Wettkampfrichter gnadenlos. Florian Graf, Europameister von 2011, erging es 2013 in Hochfilzen so: Während des Schießens nahm er sein Gewehr herunter und pustete in den geladenen Lauf. Dafür wurde er disqualifiziert.

Außerdem gibt es die staatlichen Gesetze. Auch US-Bürgerinnen und -Bürger dürfen in Südkorea mit ihrer Waffe nicht einfach umherspazieren. Den Teams wurden die Gewehre bei ihrer Ankunft am Flughafen abgenommen. Bis zum Wettkampf liegen sie verschlossen in Waffenschränken im Stadion. Athleten und Athletinnen müssen sich registrieren, ihre Waffen scannen und nach jedem Training wird akribisch die abgefeuerte Munition gezählt.

Lowell Bailey hat nichts gegen das bürokratische Prozedere. Auch in den USA würde er solche Regeln begrüßen. „Unser Land muss sich ändern“, sagt er. „Es gibt einfach keine Entschuldigung. Es ist grotesk, dass sich Amerika nicht verändert hat und weiter diesen Weg geht. Es bringt mich nur zum Weinen.“

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10 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Herr Schmidt hat schon erklärt, dass das AR15 eben keine Kriegswaffe ist sondern extra für den zivilen Markt hergestellt wird. Neben Biathleten gibt es auch noch andere Sportschützen und die verwenden sehr wohl das AR15. Zum Beispiel IPSC oder 100m Selbstladebüchse. Das Problem in den USA ist eher, dass man einem psychisch Kranken erlaubt eine Waffe zu kaufen, obwohl das vorher schon bekannt war.

  • Das AR 15 ist kein "Sturmgewehr", da militärisch genutzte Gewehre nicht nur halbautomatisch, sondern auch vollautomatisch schießen können und auch sollen. Das kann das AR 15 nicht. Daher unterscheidet sich das AR 15 nicht von einem Ruger Mini 14, oder HK SL 8 und mind. 1000 anderer halbautomatischer Waffen. Warum das AR 15 häufiger bei Straftaten Verwendung findet, kann vielleicht damit erklärt werden, dass es das Gewehr ist, welches am weitesten verbreitet ist. Die Popularität der Waffe kann man dadurch erklären, dass es die Schusswaffe ist, die am häufigsten in Hollywood in gewaltverherrlichenden Filmen genutzt wird und zwar genau durch die Schauspieler, die hierdurch zu Ruhm und Reichtum gekommen sind und die jetzt dieses Produkt verteufeln.

    M. E. liegt das Problem nicht an der Schusswaffe, sondern an der Gesellschaft. Täglich wird durch Hollywood suggeriert, dass man jegliche Probleme mit einer Schusswaffe lösen kann.

    Wie man in Europa mit zum Teil wesentlich strikteren Waffengesetzen sieht, ist hier halt nicht die Schusswaffe, sondern das Messer die Waffe der ersten Wahl, wenn es um Gewaltausübung geht. Dabei verliert in der Regel der körperlich unterlegene sein Leben. So sehe ich das Recht auf eine erfolgreiche Selbstverteidigung in den USA deutlich demokratischer umgesetzt, da dort auch der körperlich Unterlegene sich erfolgreich wehren kann.

    • @Herr Schmidt:

      Nirgendwo steht geschrieben, dass ein Sturmgewehr ein Vollautomat sein muss. Es ist nur in aller Regel so.

       

      Die AR-15 nun ist die halbautomatische Variante des Sturmgewehrs M16, also einer Waffe, die speziell für den Kriegseinsatz gegen Menschen entwickelt wurde. Allein dass man so etwas als "Sportwaffe" kaufen kann, ist eigentlich schon Wahnsinn.

       

      Auch wenn die AR-15 nicht vollautomatisch (=Dauerfeuer) schießen kann, so teilt sie doch neben dem martialischen Äußeren einige wichtige Eigenschaften mit einem vollautomatischen Sturmgewehr, insbesondere den automatischen Nachlademechanismus und das große Magazin. Man kann damit also, ohne irgendwie aus dem Anschlag zu gehen, 30 Schuss hintereinander abgeben.Von daher ist "Sturmgewehr" in jedem Fall eine recht treffende Beschreibung.

       

      Was die Gewaltverherrlichung betrifft: Die M16 ist auch ohne Hollywood eine nationale Ikone der USA. Sie steht für aggressive Wehrhaftigkeit, was auch so ein wenig die Philosophie hinter dem Grundrecht auf Bewaffnung ist.

      • @Normalo:

        Schon das erste Sturmgewehr, das man Sturmgewehr nannte (Stgw 44) war ein vollautomatisches Gewehr. Sie schreiben ja selbst, dass das AR-15 eben kein vollautomatisches M16 ist. Bloß weil die beiden den gleichen Gasdrucklademechanismus haben ist es eben nicht das Gleiche. Übrigens gibt es auch andere Selbstladebüchsen. Merkwürdig, dass sich die "Experten" immer an der AR-15 Konstruktion festbeißen. Für das AK-47 gibt es auch halbautomatische Zivilversionen.

        • @pgr:

          Ich würde sagen, dass sich die Leute an der AR-15 festbeißen, wann immer Jemand mit einer AR-15 einen Amoklauf unternimmt. Wäre es eine AK, HK oder Ruger, käme der Vorwurf wahrscheinlich genauso gegen die.

           

          Man KÖNNTE daher allenfalls fragen, warum durchgedrehte US-amerikanische Waffennarren so häufig gerade eine AR-15 für ihre "Strafaktionen" verwenden. Zufall oder vielleicht doch das Image der Waffe?

      • @Normalo:

        Nirgendwo steht geschrieben, was überhaupt ein "Sturmgewehr" ist, Es wird halt in aller Regel als eine militärische Schusswaffe als solches beschrieben.

        Wie bereits oben beschrieben, unterscheidet sich das AR 15 in der Funktion in keiner Weise von anderen halbautomatischen Schusswaffen. Auch mit einer HK SL 7 oder SL 8 oder Ruger Mini 14 oder, oder, oder kann ich Magazine mit 30 Schuss (und auch mehr) einführen und ohne Änderung des Anschlages schießen. Klingt verrückt, ist aber so.

        Warum das "martialische Äußere" jetzt tödlicher sein soll als weniger martialisch aussehende Schusswaffen, erschließt sich mir jetzt gerade nicht. Ein Auto wird ja auch nicht deshalb gefährlicher, wenn es bei gleicher Leistung einen Spoiler hat...

        • @Herr Schmidt:

          Auch wenn Autos mit Spoilern an sich nicht gefährlicher sind als ungespoilerte, wird man bei halsbrecherischen Straßenrennen doch relativ selten auf ungespoilerte Autos treffen. Es handelt sich um eine eindeutige Korrelation zwischen den optischen und den "Freizeitgestaltungs"-Vorlieben der Tätergruppe: Beides versprüht das Image von Schnelligkeit und Fahren am Limit.

           

          Ähnlich verhält es sich wohl mit psychisch labilen Waffennarren und militärisch wirkenden Langwaffen: Die sehen halt schön "badass" aus - genau das, was die Todesschützen gerne sein wollen.

  • Das AR-15 is KEIN Sturmgewehr (vollautomatische Schusswaffe).

  • Ja, aber die Freiheit!

    Ja, aber die Arbeitsplätze!

    Ja, aber das Amerikanischsein!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Karl Kraus:

      Da wird über einen Amerikaner berichtet, der nicht dem Klischee entspricht und was fällt ihnen dazu ein?

      Das Klischee.