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taz sachen#DenizFree, 150 sitzen noch

Morgenkonferenz am Freitag, es scheint ein normaler Produktionstag zu werden. Topthemen um 9.47 Uhr: Die Antrittsrede des südafri­kanischen Präsidenten Ramaphosa, zehn Jahre Kosovo und auf Seite 3 geplant: „CDU-Rebell mit Hang zu Rechtsauslegern“ (Jens Spahn).

Die gazete-Redaktion ist (zunächst) dünn besetzt. Dass es so schnell gehen würde, hätte niemand gedacht. Dabei gab es am Vortag (der türkische Premier Yıldırım besucht Merkel) wilde Mutmaßungen über eine Freilassung von Deniz Yücel: Ja – nein – vielleicht. Alles ist möglich. Daumen drücken!

Um 11.03 Uhr dann die Eilmeldung: Deniz Yücel kommt tatsächlich frei. Telefone klingeln Sturm: Themenchefin Kullmann schmeißt die Seitenplanung um, die gazete-Kolleginnen Taşdemir und Kimmerle eilen ins Haus. Türkeikorrespondent Gottschlich cancelt seinen Flug. Auf dem Weg zur Konferenz verlaufe ich mich vor Aufregung beinahe im Treppenhaus. Rufe aus der taz-Berlin-Redaktion: „Bist du jetzt bald arbeitslos?“ Was? „Na, Deniz kommt doch frei“. Ich rufe zurück: „Einen haben wir, aber 150 sitzen noch.“ Weitere Fragen folgen: Kommt er heute aus dem Knast? Darf er die Türkei verlassen? Bekommen wir ein Foto?

Nachmittags, als die Texte stehen und der Sekt fast bereit ist, geköpft zu werden, fährt ein Autokorso laut hupend an der Redaktion vorbei. Ist das für Deniz oder eine türkische Hochzeit? Eine Hochzeit. Aber ein anderer „Korso der Herzen“ lässt nicht lange auf sich warten: Zwei Stunden später lärmen 40 Autos über die Straßen von Kreuzberg. #DenizFree. Endlich. Canset İçpınar

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