Ökolebensmittel stark nachgefragt: Bio boomt wie Bolle
Der Umsatz mit Ökolebensmitteln ist 2017 um 6, die Bioagrarfläche gar um 10 Prozent gewachsen. Der Marktanteil liegt weiter bei 5 Prozent.
Berlin taz | Der Biomarkt in Deutschland boomt – und ein Ende ist nicht absehbar: Nach einem erneut kräftigen Umsatzplus im vergangenen Jahr rechnen Branchenexperten auch für 2018 mit einem kräftigen Wachstum des Marktes für ökologisch erzeugte Lebensmittel und Getränke.
2017 habe der Bioumsatz mit einem Anstieg von 5,9 Prozent erstmals 10 Milliarden Euro überschritten, berichtete der Vorsitzende des Bundes Ökologischer Landwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, zum Auftakt der Naturkostmesse Biofach am Mittwoch in Nürnberg. Da auch der gesamte Lebensmittelmarkt gewachsen ist, liegt der Bioanteil aber laut Agrarmarkt-Informationsgesellschaft immer noch bei rund 5,1 Prozent.
Inzwischen hält nach Einschätzung des Verbandschefs die Ausweitung der Ökoanbaufläche mit der stark steigenden Nachfrage nach Bioprodukten Schritt. So sei der Umfang der ökologisch bewirtschafteten Äcker und Weiden im Vorjahr um 10 Prozent auf 1,375 Millionen Hektar gestiegen. „8,2 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche bewirtschaften damit Deutschlands Biobauern. Jeder zehnte Hof macht Bio“, stellte zu Löwenstein fest. Deutschland erlebe endlich eine „starke Umstellungsdynamik“.
Vom anhaltenden Bioboom profitieren nach den Branchenzahlen vor allem Supermärkte und Discounter. Mit einem Umsatz von 5,93 Milliarden Euro lag der Biomarktanteil des Lebensmitteleinzelhandels 2017 bei 59 Prozent, der des Naturkosthandels, Wiege der Biobewegung, mit 2,91 Milliarden Euro dagegen bei 29 Prozent, teilte der BÖLW mit. Dabei haben sich die Gewichte weiterhin zugunsten der Supermärkte und Discounter verschoben: Während der herkömmliche Lebensmitteleinzelhandel um 8,8 Prozent zulegte, musste sich der Naturkostfachhandel mit einem Plus von 2,2 Prozent bescheiden.
Trotz des weiteren Marktwachstums der Branche zeichnen sich auf der bis Samstag dauernden Naturkostmesse keine größeren Trends ab. Neu seien lediglich das stark gestiegene Angebot von Ölspezialitäten aus Bioanbau und die Anreicherung von Biolebensmitteln mit Proteinen, sagte eine Messe-Sprecherin. (mit dpa)
Leser*innenkommentare
Hartwig Lein
Ich würde mich gerne nur von Bio-Lebensmitteln ernähren. Allerdings vertraue ich nur meinem Bäcker, Metzger und Landwirt. Bei allen anderen Lebensmitteln und sonstigen Artikeln ist es mir egal, welches von gefühlten tausend Lügenetiketten darauf klebt. Man kann ja keine Zeitung mehr aufschlagen,. in der nicht mindestens ein Bericht über gefäschte Bio-Artikel steht.
agerwiese
Also bei "Bio" beklebt man jede einzelne Paprika mit einem Sticker?
BigRed
@agerwiese Im Supermarkt schon.
81331 (Profil gelöscht)
Gast
...in Österreich werden 20 bis 25 % der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet.
In Deutschland werden immer noch viel zu viele sog. Bio-Nahrungsmittel importiert, z.B. aus Spanien, wo im Süden ganze Landstriche unter Folie verschwinden.
Günter Witte
Der Anteil von Bio Betrieben hängt immer von den Natürlichen Gegebenheiten ab d.h. Gegenden mit einem hohen Grünlandanteil, wie Bayern und Baden-Württemberg haben einen größeren Anteil als solche mit Ackerbau z.B. neue Bundesländer.
Dies trifft auch auf Österreich zu.
Auf absoluten Grünland wird zum Großteil Milcherzeugung betrieben, weil dort nicht die Konkurrenz von Feldfrüchten gegenüber Konventioneller Erzeugung steht. So werden in Bayern ca.30% der Deutschen Bio Milch erzeugt.