das portrait
: Jan Saffe bremstdas Billigfleisch

Lange genug Dreck gefressen: Jan SaffeFoto: dpa

Gäbe es in Bremens Bürgerschaft eine Arbeitsgemeinschaft „Grüne in der Grünenfraktion“, Jan Saffe wäre ihr Ehrenvorsitzender: Der 57-Jährige war schon bevor er auf dem zweiten Bildungsweg Abi und Studium absolvierte als Vollzeit-Aktivist in der Stadt unterwegs – für Robin Wood, klimagerechte Elektrizitätswerke sowie für die Erzeuger-Verbrauchergenossenschaft (EVG) und ihren Bauernladen im Viertel.

Telefonisch war Saffe nur über den Laden zu erreichen, bis ihm der Fraktionssprecher in seiner ersten Legislaturperiode 2011 ein Diensthandy aufgenötigt hat: Ja, Saffe hat anfangs gefremdelt mit dem parlamentarischen Betrieb, und er galt darin als Fremdkörper. Jetzt zeichnet ausgerechnet er für die markanteste Tat der Bremer Koalition verantwortlich: Gestern, Dienstag, hat der Senat die Billigfleischbremse beschlossen, also die Umstellung der öffentlichen Verpflegung auf regionale und kontrolliert-biologische Kost. „Das ist nur eine Etappe“, sagt Saffe, „jetzt geht’s an die Umsetzung.“ Wichtig ist ihm, sich bei der Bildungs- und der Gesundheitssenatorin zu bedanken, die, beide SPD, die Hauptlast des Projekts tragen. Aber „für solche Tage lohnt es sich“, stellt er klar: „Bremen macht sich hier auf den Weg – das ist einfach cool.“

Die Idee zur Billigfleischbremse verfolgt er seit er im Parlament sitzt. Doch als es konkret wurde, signalisierten die Bratwurst-Tribunen der SPD: kein Bedarf. Daraufhin machte sich Saffe auf einen Höllentrip: Er testete, was Bremens Kantinen als Mittagstisch deklarierten: Oft war es Dreck. Der Leidensweg aber sorgte für öffentliches Aufsehen: Das half dann den EVG-Netzwerker*innen dabei, Unterschriften zu sammeln, um Saffes Vorschlag als Bürgerantrag ins Parlament zu zwingen. Der verlangte letztlich nur, dass einschlägige Bekenntnisse des Koalitionsvertrags verwirklicht würden. Im Herbst 2015 war das Quorum erreicht. Nach drei Jahren Beratung vollzieht Bremen jetzt als erste deutsche Stadt die Ernährungswende und beweist: Nicht mal hier können Sozialdemokraten jeden Fortschritt stoppen.

Benno Schirrmeister