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„Wir wollen mehr Migranten“

Mit einem Fachtag will die Bremer Verwaltung heute ihren Beamten Multikulti beibringen

Karoline Linnert, 51

■ ist stellvertretende Bürgermeisterin und Finanzsenatorin in Bremen.Foto: dpa

taz: Die Bremer Behörden sind überwiegend germanisch-deutsch.

Karoline Linnert: Ja, und wir wollen dafür sorgen, dass der öffentliche Dienst die Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegelt. Diese interkulturelle Öffnung der Verwaltung hat mit der Frage zu tun: Welche Menschen stellen wir ein? Wir versuchen gezielt, Auszubildende mit verschiedenem ethnischen Hintergrund zu werben, für die Polizei, als Lehrerinnen oder Steuerbeamte. Wir hatten gerade eine Ausbildungsbörse auf der auch Broschüren auf türkisch und russisch verteilt wurden.

Die Azubis müssen aber richtig deutsch können.

Na klar. Das ist selbstverständlich. Aber wir wollen den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber in Kreisen bekannt machen, in denen es keine Tradition gibt, dass jemand aus der Familie beim Staat arbeitet.

In Paris ist auffällig, wie viele Farbige dort als Polizeistreifen für Sicherheit und Ordnung sorgen.

Wir wollen mehr Menschen mit migrantischem Hintergrund bei der Polizei einstellen. Das ist mühselig. Auf der Fortbildung heute geht es aber darum, dass diejenigen, die im öffentlichen Dienst arbeiten, mehr interkulturelle Kompetenz erwerben. Guckt man sich an, wenn man miteinander spricht? Bei uns ist das normal, in anderen Kulturen gilt das als unhöflich. Vor allem beim Stadtamt und beim Ausländeramt ist solche Kompetenz wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden.

Liegt Bremen dabei im Städtevergleich zurück?

Im Gegenteil. Der Deutsche Städtetag hat uns eingeladen zu berichten, weil wir weiter sind als andere. INTERVIEW: KAWE

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