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Kommentar willkürliche MütterrenteEine bequeme Ungerechtigkeit

Andrea Maestro
Kommentar von Andrea Maestro

Die SPD im Bundestag will daran festhalten, dass Adoptivmütter bei der Rente diskriminiert werden. Dabei geht es nur um läppische 30 Euro.

Sind es die eigenen? Sonst können Eltern bei der Mütterrente leer ausgehen Foto: dpa

D ie Bundesregierung macht es sich zu leicht: Legt einfach einen Stichtag fest, der regelt, wer Anspruch auf die Mütterrente hat, und lehnt sich zurück. Die Mütterrente bekommt nur, wer sich im zwölften Lebensmonat um ein Kind gekümmert hat.

Viele Adoptivmütter sind damit raus. Das ist ungerecht. Gerechtigkeit, war da nicht was? Hatte sich die SPD im Bundestagswahlkampf nicht Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben? Nun aber, wo es um immerhin rund 40.000 Adoptivmütter geht, die die Mütterrente von ohnehin läppischen 30 Euro im Monat nicht bekommen, hat die SPD auf Anfrage der taz erklärt, dass sie keinen Änderungsbedarf sieht.

Eine Ohrfeige für die Osnabrücker Adoptivmütter. Die aber werden weiter kämpfen, weil es ums Prinzip geht – schließlich haben sie Kinder großgezogen und so den Staat unterstützt, der sonst die Heimkosten hätte zahlen müssen. Aber die Frauen kämpfen auch, weil sie es müssen.

Das Jugendamt hat zumindest eine der Osnabrückerinnen dazu gedrängt, ihren Job aufzugeben. Eine andere Mutter hörte auch auf zu arbeiten, um sich um die Tochter zu kümmern, die in ihrer Entwicklung verzögert war. Wegen dieser Lücke in den Erwerbsbiografien müssen die Frauen nun mit ihrer Mini-Rente auskommen. 30 Euro, eine Summe, die dem Staat keine großen Probleme bereiten dürfte, sind da viel Geld.

Hinzu kommt, dass die Stichtagsregelung willkürlich ist. Sie soll den Aufwand, den Eltern mit ihren Kindern haben, ausgleichen. Aber ist es nicht vielmehr so, dass jedes Kind intensiv betreut werden muss, wenn es neu in die Familie gekommen ist? Das gilt sicher für ein Neugeborenes, aber ebenso für ein Kind, dass aus dem Heim in eine Familie kommt.

In beiden Fällen müssen die Eltern plötzlich die Verantwortung für ein Kind übernehmen und mit dem Alltag klarkommen. Ob dieses Kind schon 13 oder doch erst zwölf Monate alt ist, macht keinen Unterschied.

Das sollte die SPD kapieren. So aber macht sie sich als selbsternannter Streiter für Gerechtigkeit vollkommen unglaubwürdig.

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Andrea Maestro
Redaktionsleiterin taz.nord
War bis Dezember 2022 Redaktionsleiterin der taz nord. Davor Niedersachsen Korrespondentin der taz. Schwerpunkte sind Themen wie Asyl und Integration, Landwirtschaft und Tierschutz.
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