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Kommentar EU-Afrika-EvakuierungsplanCNN hat den Gipfel gerettet

Christian Jakob
Kommentar von Christian Jakob

Der EU-Afrika-Gipfel endet mit vielen Floskeln und Versprechen. Ohne die Causa „Sklaven“ wäre das Treffen vollends substanzlos geblieben.

Angela Merkel beim Familienfoto am 29.11.2017 beim EU-Afrika-Gipfel Foto: dpa

S eit Monaten hatten die Führer der beiden Kontinente ihr Treffen vorbereitet. Am Ende beschlossen sie: Gemeinsam wollen sie intensiv und hart daran arbeiten, die Lage der Migranten in Libyen zu verbessern. Zusammen wollen sie endgültig das Geschäft der Schlepper zerstören. Fluchtursachen sollen bekämpft werden. Die Wirtschaft Europas soll noch mehr in Afrika investieren. Und die Jugend, natürlich. Sie braucht Ausbildung, eine Zukunft, in Afrika. Ist besser für alle! Klimaschutz und Terrorabwehr sind auch wichtig.

Wenn Ihnen beim Lesen langsam der Kopf zur Tischplatte kippt, weil sie das alles schon tausendmal gehört haben: So ist es. Aufregendere Nachrichten hatte das Treffen in Abidjan allerdings nicht zu bieten. In gewisser Weise war es CNN, das den Gipfel gerettet hat: Durch das Enthüllungsvideo von der Sklavenauktion in Libyen gab es ein Thema, zu dem alle nun irgendwie einen Beitrag leisten können.

Ohne die Causa der Sklaven aber wäre sichtbar geworden, wie wenig Substanz die vielbeschworene Partnerschaft hat. Da, wo es echte Streitpunkte gibt und da, wo es Möglichkeiten für eine echte gemeinsame Zukunftsagenda gibt, geschah: nichts.

Merkel und Macron, die dominierenden Figuren auf europäischer Seite, hatten nur mehr vom Gleichen im Angebot: Neue Deals und mehr Geld für die Staaten, wie Libyen, Niger oder Tschad, die sich an Europas Migrationsabwehr beteiligen; Migrantenlager in Afrika, dazu etwas Wirtschaftsförderung für Staaten, die bereit und fähig zu liberalen Reformen sind. Die legalen, sicheren Wege für Migranten, die den Afrikanern so wichtig sind, boten sie nicht.

Ebenso wenig mochten die afrikanischen Staaten Zugeständnisse bei ihrer dringend nötigen inneren Demokratisierung machen. Da nützte weder die vom Sturz des Langzeitherrschers Robert Mugabe in Simbabwe verströmte Aufbruchstimmung etwas; noch, dass Merkel und andere Europäer den Autokraten Afrikas prophezeiten, ihre Jugend werde sich gegen sie wenden.

Dabei hatten alle durchaus erkannt, wie sehr die Schicksale der beiden so nah aneinander liegenden Kontinente miteinander verbunden sind und sein werden. „Ohne den anderen hat hier keiner eine Zukunft“, sagte eine Vertreterin des Jugendgipfels dazu. Doch wie diese Zukunft, die sie haben könnten, am besten aussehen sollte, dazu gab es in Abidjan keine neuen Ideen.

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Christian Jakob
Reportage & Recherche
Seit 2006 bei der taz, zuerst bei der taz Nord in Bremen, seit 2014 im Ressort Reportage und Recherche. Im Ch. Links Verlag erschien von ihm im September 2023 "Endzeit. Die neue Angst vor dem Untergang und der Kampf um unsere Zukunft". 2022 und 2019 gab er den Atlas der Migration der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit heraus. Zuvor schrieb er "Die Bleibenden", eine Geschichte der Flüchtlingsbewegung, "Diktatoren als Türsteher" (mit Simone Schlindwein) und "Angriff auf Europa" (mit M. Gürgen, P. Hecht. S. am Orde und N. Horaczek); alle erschienen im Ch. Links Verlag. Seit 2018 ist er Autor des Atlas der Zivilgesellschaft von Brot für die Welt. 2020/'21 war er als Stipendiat am Max Planck Institut für Völkerrecht in Heidelberg. Auf Bluesky: chrjkb.bsky.social
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6 Kommentare

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  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...wo ist die Raute?

    Daheim vergessen?

  • Unsäglich, die unsägliche Haltung der unsäglichen Repräsentantin des Unsäglichen!!

    Scham und Schande!!

    Am Anfang war das Wort. Hier fehlen die Worte - nicht nur mir..

  • •Wir wollen (nur) gut ausgebildeten Fachkräften die heiligen Tore nach Europa öffnen. Aber sie wurden dort ausgebildet! Oft in kostenfreien Studiengängen an den Unis! Die afrikanischen Gesellschaften leiden an dem Brain Drain!

    •Mit Europas Geld für Diktatoren, damit sie unsere schmähliche Einkerkerungsarbeit dort machen, unterstützen wir diese Diktatoren. Wollten wir nicht (überheblicherweise) dem Rest der Welt zeigen, was Demokratie ist?

    •Aus unseren Berufsschulen werden junge geflüchtete Menschen aus dem Unterricht geholt und ins Flugzeug gesetzt. Weg aus Deutschland! Junge Männer, die kaum jemanden in Afghanistan kennen, weil sie schon so lange bei uns sind, werden plötzlich in Kabul „abgesetzt“.

    •Das Mittelmeer wird zum größten Massengrab der Welt. Vor unserer Haustür lassen wir Menschen ertrinken.

    Die EU hat den Friedensnobelpreis erhalten. Wofür?

    Frau Merkel, Sie lügen!

  • Empörung und Scham

    Welch scheinheilige EU! Klar, sind Europäer und Afrikaner abhängig voneinander. Waren wir schon immer und werden wir immer bleiben. Gut so. Wir gehören zusammen.

    Gestern:

    •Der Reichtum europäischer Königshäuser hing bis ins 15 Jhrdt. u.a. ab vom Gold, dessen Wert durch Handelswege in Westafrika bestimmt wurde.

    •Der Wohlstand Europas und Amerikas in Zeiten der Industrialisierung und Monokultur-Landwirtschaft (Baumwolle, Kaffee, Tee, Zuckerrohr,…) und das Erwachen reicher Handelsstädte (Hamburg, Bremen, Amsterdam, London, Kopenhagen, …) wäre nicht ohne den transatlantischen Sklavenhandel geschehen. Unsägliches Leid für Afrika!

    •Besitzergreifung von Land, (Besitzverhältnisse sind z.T. bis heute noch nicht revidiert), Vernichtung ganzer Völker (Herero, Nama), Gewalt und Ausbeutung, Zerstörung gesellschaftlicher Strukturen – initiiert von europäischen Staaten und Handelshäusern haben ihre Spuren bis heute hinterlassen.

    Und heute?

    •IWF erpresst mit Forderungen nach „Strukturreform“: Privatisierungen, auch des öffentlichen Sektors, damit u.a. europäische Großkonzerne übernehmen und diktieren können – also Neoliberalismus in Ländern, die nie die Zeit hatten, ein staatliches Unterstützungsnetz aufzubauen (z.B. für Arbeitslosenunterstützung und staatliche Krankenkassen) so wie wir es uns in Europa erkämpft haben (dafür haben wir auch 100 Jahre und mehr gebraucht)

    •Auf Märkten in Dakar und Bamako finden wir europäisches (subventioniertes) Gemüse, das einheimische Produkte unterbietet. Die Bauern dort leiden darunter. Weg mit den bilateralen EPAs, die die EU mit den afrikanischen Ländern dort aushandelt. Kein TTIP für Europa! Aber auch keine einseitigen EPAs für Afrika!

    •An westafrikanischen Küsten fischen die Europäer die Meere leer. Die Fischer dort leiden darunter.

    •Wir wollen (nur) gut ausgebildeten Fachkräften die heiligen Tore nach Europa öffnen. Aber sie wurden dort ausgebildet! Oft in kostenfreien Studiengängen an den Unis! Die afrikanisch

    • @Henni:

      !! .. / .. seY

      .inneH ebeil rid eknaD

       

      ,najlemeolbnajnu

      elööheidnitmok tfi eniflet ref

  • Was diesem Artikel fehlt, ist eine realistische Bewertung des Marschallplans. Was sagt die Opposition/andere politische Kräfte? Haben die einen Plan, Ideen? Wie sieht die Perspektive für Afrika und Europa in zehn zwanzig fünfzig hundert Jahren aus? Flüchtlingspolitik Eriträa, Südsudan. Eventuell haben sie sogar eigene Ideen dem Thema beizusteuern.

    Diktatoren als Türsteher? Gadhaffi(duck) hammers ja nochmal ordentlich besorgt.